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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes
Autoren: Walter Farley
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ausmachen«, gab der Trainer zurück.
    »Tut mir leid«, entgegnete der Jockey, »ich habe mir die größte Mühe gegeben.« Es gefiel Alec nicht, wenn sein alter Freund ihm Vorwürfe machte, aber was sollte er dabei tun, außer zu versuchen, die Gründe für Henrys Verärgerung zu verstehen. Ein anderer Trainer hätte genauso reagiert. Die Gewichte wurden vom Rennleiter festgesetzt, um möglichst zu gewährleisten, daß alle Pferde die Ziellinie erreichten. Sie waren also bei einem Pferderennen sehr wichtig, und trotz der Reitkünste eines Jockeys war der Trainer besorgt, wenn jener das für sein Pferd festgesetzte Gewicht überschritt.
    Vor langer Zeit hatte Alec geglaubt, daß der Erfolg das Geld bringen würde, das er brauchte, um sich alles zu kaufen, was er sich wünschte, einschließlich Pferde und die Unabhängigkeit, um sie genießen zu können. Aber das war ein Irrtum. Inzwischen hatte er gelernt, daß der Erfolg im Geschäft eine Menge Selbstverleugnung erforderte, ob es sich nun um die persönliche Bequemlichkeit oder um private Interessen handelte. Man mußte tun, was von einem erwartet wurde.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Sattel festsaß, richtete Henry sich auf und sah Alec an. Sein Blick glitt prüfend über das Gesicht des jungen Mannes im schwarz-weiß karierten, seidenen Reitdreß. »Du weißt, worauf es ankommt«, sagte er. Das war keine Frage. Alec sollte ihm nur noch einmal bestätigen, daß ihm bewußt war, was in diesem Rennen von ihm erwartet wurde.
    »Ich weiß«, sagte Alec ruhig. »Ich fürchte nur, daß Pams Song die Rennbahn heute nicht gefallen wird. Trotz der Kälte ist es stellenweise weich; sie könnte ausrutschen.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen«, antwortete Henry. »Sie wird’s schon schaffen. Sie wird das >Pferd des Winters« der Aqueduct-Rennbahn werden.«
    »Wenn du meinst.«
    Henry gefiel weder die Art, wie Alec das sagte, noch seine Miene. Sein Gesicht war schmal und faltenlos, und er sah gut aus mit seinen gleichmäßigen Zähnen, die blitzten, wenn er lächelte, was in der letzten Zeit allerdings nicht oft der Fall war. Seit einiger Zeit waren seine Wangen eingefallen, und seine Augen erschienen eingesunken und starr. Obwohl er kerngesund war, sah er immer müde aus.
    Plötzlich lächelte der alte Trainer und legte seinen Arm um die Schultern des jungen Mannes. »Ich wollte nicht nörgeln wegen des Gewichts«, sagte er freundlich. »Wir haben vielleicht einen Vorteil verloren, aber wir können sie immer noch schlagen.«
    Alec wußte, daß Henry sich nicht entschuldigte, sondern ihn beruhigen und ihm Sicherheit geben wollte, so daß er sein Pferd in diesem Rennen zum Sieg reiten würde. Ein großes Ausgleichrennen zu gewinnen war für Henry ebenso wichtig wie für die »Farm der Hoffnung«. Je besser ihre Pferde liefen, umso mehr würden die Jährlinge beim Verkauf bringen; die Preise hatten sowieso Rekordhöhe erreicht.
    Für Alec dagegen zählte es nicht, ob ein Rennen besonders wichtig war oder viele Startmeldungen hatte; auch nicht der Preis, den die Jährlinge bei der Versteigerung brachten. Der größte Erfolg und das größte Glück war für ihn, ein Pferd zum Sieg zu führen, ein Rennen zu gewinnen, in dem er überhaupt keine Chance zu haben glaubte. Aber im Gegensatz zu den Erwartungen, die Henry auf Pams Song setzte, fürchtete Alec, daß sie heute nur schwer würde gewinnen können. Nun, in dem Fall wäre es nicht das erste Mal, daß er in einem großen Rennen geschlagen wurde.
    Er hob einen Fuß, und Henry schwang ihn in den Sattel. Alec streichelte den Hals der jungen Stute, um sie zu beruhigen. Pams Song war langbeinig und schon über 160 Zentimeter hoch, aber immer noch ein bißchen plump für ihre Größe. Sie trippelte und tänzelte spielerisch im Schnee herum, bevor Henry sie mit den acht anderen Pferden, die an den Start gehen würden, um den Sattelplatz führte.
    Bald würde sich heraussteilen, ob Pams Song Lust hatte, bei dem schlechten Wetter zu laufen, dachte Alec. Das heutige Rennen war eine Art Bewährungsprobe für sie. Vor etwa drei Monaten war sie ein unbeschriebenes Blatt im Stall der »Farm der Hoffnung« gewesen, ein hübsches, ziemlich großes, träges Stutfohlen, eines von vielen auf der Farm, vielversprechend, aber ohne es bisher bewiesen zu haben. Dann hatten sie sie in drei Rennen, in denen die Konkurrenz nicht sehr groß gewesen war, vorsichtig laufen lassen, und sie hatte alle drei gewonnen. Dieses würde ihr erstes
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