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Blindes Grauen

Blindes Grauen

Titel: Blindes Grauen
Autoren: Lynn Abercrombie
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Gooch.
    »Bei wem?«
    »Lane Priest. Eure Zeugin. Sie ist blind. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat sie jemand zur Wache begleitet. Wer?«
    Der Junge zwinkerte. »Äh … also, mir ist niemand aufgefallen.«
    »Und das fandst du nicht merkwürdig?«
    »Ehrlich gesagt? Ich glaube, so weit habe ich gar nicht gedacht, Sir.«
    »Weiter im Text.«
    »Die Frau geht also. MeChelle schickt mich rüber ins Archiv, um die Akte zu holen. Ich gehe also rüber, aber es gibt keine Akte. Ich meine, Ms Priest hat gesagt, der Name ihrer Mutter sei Kathleen Bolligrew gewesen, sie hat gesagt, sie sei, ich hab’s vergessen, irgendwann gegen 1989 ermordet worden. Also durchsuche ich 1989, aber diesen Mord gibt es einfach nicht. Also gehe ich ein paar Jahre in beide Richtungen durch. Nada. Was die Akten anbetrifft, ist dieser Mord nie geschehen.
    Also gehe ich zurück ins Büro, aber MeChelle ist nicht mehr da. Sie hat mir einen Zettel auf dem Schreibtisch liegen gelassen, auf dem steht, dass sie einen Anruf wegen der Sache mit dieser blinden Frau bekommen hat.«
    »Lane Priest. Sie hat einen Namen.«
    »Lane Priest. Genau. Die. Also, jedenfalls, auf dem Zettel steht, dass die Blinde noch etwas rausgefunden hätte, und Me-
    Chelle ist losgefahren, um sie zu vernehmen.«
    Gooch konnte es nun schon kommen sehen.
    »Sir, es war … also, meine Verlobte und ich sollten zu diesem Catering-Laden. Wir wollen im November heiraten, und deswegen gehen wir in alle möglichen Läden und probieren alle möglichen Kanapees oder wie auch immer die heißen. Also, Crystal – das ist meine Verlobte – weiß ganz genau, wie die Hochzeit sein soll, und … also, ich war sowieso schon zu spät, und ich wusste, es würde sie gar nicht freuen, wenn ich noch später käme, also habe ich einfach …« Seine Stimme versandete.
    »Du wusstest, dass mit dem Fall etwas nicht stimmt«, sagte Gooch. »Und trotzdem hast du Sergeant Deakes allein irgendeinem Mist nachgehen lassen, weil du Schiss hattest, dass deine Freundin dich anblökt.«
    »Äh …«
    »Und als Sergeant Deakes heute Morgen nicht auftauchte, hast du dir gedacht, oh, vielleicht hat gestern irgendein Kerl sie angerufen, den sie irgendwann verknackt hat. Und du hast dir gedacht, wer auch immer das war, er will sich vielleicht an ihr rächen.«
    »Also …«
    »Und hast du überhaupt schon mit Major Hicks gesprochen? Überhaupt? «
    Der Junge sagte nichts.
    Gooch schüttelte entnervt den Kopf. »Junge, du musst der blödeste Vollidiot sein, dem ich in meinem ganzen Leben je begegnet bin.«
    Der Junge sackte auf der Motorhaube sitzend in sich zusammen. Er war nur noch ein teigiger Ball aus Selbstmitleid.
    »Einsteigen«, sagte Gooch, dann sprang er auf den Fahrersitz und ließ den Wagen an.
    »Oh, noch was, das habe ich ganz vergessen, Sir«, sagte der Junge und beeilte sich an Bord zu kommen, bevor Gooch davonfuhr. »Das habe ich heute Morgen bei der Arbeit in meinem Eingangskorb gefunden.«
    Er nahm einen Briefumschlag vom Vordersitz und reichte ihn Gooch. Mit Laserdrucker stand vorne drauf die Botschaft: PERSÖNLICHE ÜBERGABE AN LT. HANK GOOCH. SCHNELLSTMÖGLICH.
    »Wäre nicht dumm gewesen, mir das zuerst zu geben«, knurrte Gooch, »statt meine Zeit mit deinen ganzen dusseligen Geschichten zu verschwenden.«
    Gooch zog das Messer hervor, das er in der Hosentasche stecken hatte, klappte es auf, schlitzte den Umschlag auf, schüttete den Inhalt in seinen Schoß. Es war ein einzelnes Blatt Papier, in der Mitte gefaltet. Gooch klappte es mit der Messerklinge auseinander, um es nicht mit den Fingern zu berühren. Die Botschaft darauf war in derselben Schrift gedruckt, wie die außen auf dem Umschlag. Da stand:
    SERGEANT DEAKES HAT DREIZEHN STUNDEN ZU LEBEN. KONTAKTIEREN SIE NIEMANDEN BEI DEN BEHÖRDEN, SONST STIRBT SERGEANT DEAKES AUGENBLICKLICH. SIE WERDEN HERAUSFINDEN, WAS ZU TUN IST. HALTEN SIE SICH NICHT AN DIESE ANWEISUNGEN, SO STIRBT SERGEANT DEAKES SOFORT.
    Gooch faltete das Blatt, dann hob er es mit der Messerklinge an. »Tüte das ein und beschrifte es«, sagte er. »Wir werden das auf Fingerabdrücke untersuchen lassen.«
    »Geht es um Sergeant Deakes, Sir?«, fragte der junge Detective und deutete auf das gefaltete Blatt Papier.
    Gooch antwortete nicht, er legte einfach nur den Gang ein und trat aufs Gas. Er startete in einem Prasseln von Steinchen und einer Staubwolke.
    »Was machen wir jetzt, Sir?«, fragte der junge Detective, als es ihm endlich gelungen war, das Schreiben in einen kleinen
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