Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinde Angst

Titel: Blinde Angst
Autoren: George D Shuman
Vom Netzwerk:
sagen würde, dass Sie diesen Hubschrauber zum Denali fliegen können, dann würde ich mich jederzeit neben Sie setzen – nur damit Sie sehen, dass ich die Einschätzungen des Admirals sehr ernst nehme. Ich möchte wirklich, dass Sie das tun, wofür Sie hergekommen sind. Und verlassen Sie sich wie gesagt darauf, dass ich für Ihre Sicherheit sorge. Wenn wir meine Schwester von diesem Berg herunterholen können, dann bin ich der dankbarste Mensch auf dem Planeten und stehe zutiefst in Ihrer Schuld.«
    Sherry musste lächeln, doch dann spürte sie, dass Metcalf nicht lächelte, und so setzte sie ihren Kopfhörer wieder auf und rutschte nervös auf ihrem Sitz hin und her.
    Sie spürte eine Gänsehaut auf den Armen. Nicht weil ihr kalt war, sondern von der bloßen Präsenz des Mannes neben ihr. Es war ihr noch nicht oft passiert, dass sie einen Menschen in ihrer Nähe so intensiv wahrnahm.
    Dass Metcalf einen so unerschütterlichen Glauben an Brighams Wort besaß, ließ vermuten, dass er auch an sie glaubte, obwohl er selbst absolut nichts über sie wusste. Das Ganze hatte nichts mit Logik oder Vernunft zu tun. Normalerweise war das auf Leben und Tod geschworene Vertrauen einer unbekannten Person gegenüber nicht etwas, das man einfach so von jemandem übernehmen konnte. Und sich zusammen mit einer blinden unerfahrenen Frau von einer hohen Felswand abzuseilen, das war sehr wohl eine Sache auf Leben und Tod.
    Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Und was waren das für Männer, die auf das Wort eines einstigen Vorgesetzten ohne zu zögern ihr Leben aufs Spiel setzten? Warum spürte sie plötzlich die schwere Last der Verantwortung auf ihren Schultern? Als wäre es ihr auf einmal ein persönliches Anliegen, diese Bergsteiger zu bergen. Sie spürte, dass das kein Soloauftritt von ihr war – sie gehörte vielmehr zu einem Team, das sich auf eine schwierige Mission begab. Sie wurde eine von denen. Mit einem Mal war es ihr ein Anliegen, Metcalf klarzumachen, dass sie nicht unfehlbar war. Jeder denkende Mensch hätte das ohnehin angenommen, aber Brigham hatte etwas zu ihm gesagt, und jetzt hegte Metcalf nicht mehr den geringsten Zweifel an ihren Fähigkeiten.
    Das deckte sich nicht im Entferntesten mit Sherrys bisherigen Erfahrungen. Das Leben war für sie ein täglicher Sumpf voller Unsicherheit. Immer wieder kamen irgendwelche Angriffe auf das, was sie tat. Viele Anwälte schienen es nur darauf abgesehen zu haben, ihr Recht auf das in Frage zu stellen, was wohl die meisten Leute als Hellsehen bezeichnen würden. Doch mit Hellsehen hatte es natürlich nichts zu tun. Die Tatsache, dass die Wissenschaft ihr zunehmend Glaubwürdigkeit verlieh, schien sie nur zu einem umso begehrteren Angriffsziel zu machen, zumindest in den Augen vieler Anwälte. Plötzlich war da etwas Konkretes, auf das man verweisen konnte. Wenn sie keine Scharlatanin war und tatsächlich auf die Gedanken von Verstorbenen Zugriff hatte, dann wäre es höchste Zeit, dass die Sache gesetzlich geregelt wurde. Man müsste dafür sorgen, dass die Gedanken und Erinnerungen der Toten vor unbefugtem Zugriff geschützt wurden. In diese Richtung gingen jedenfalls die Argumente ihrer Gegner. Sherry stellte fest, dass sie Anwälte brauchte, um sie vor Anwälten zu schützen.
    Das hier war eine erfrischende Abwechslung, fand sie -Männer und Frauen, die eine klare Sprache sprachen, die ihre Absichten nicht hinter Lügen verbargen.
    Dass es so etwas wie Korpsgeist gab, wusste sie bereits von ihrem verstorbenen Freund John Payne, der als Detective der Polizei von Philadelphia angehört hatte. Aber dass das solche Ausmaße annehmen konnte, wie es bei Metcalf offensichtlich der Fall war, das hätte sie nicht für möglich gehalten. Admiral Brigham hatte ihm nur zu sagen brauchen, dass sie möglicherweise helfen könne – und schon schob er alle Zweifel beiseite. Das Wort eines anderen Mannes war alles, was er brauchte. Es war wirklich unglaublich.
    Der Pave Hawk senkte sich in starken Aufwärtsströmungen hinab. Der Metallboden dröhnte unter ihren Füßen, und sie spannte sich an und umklammerte mit den Händen den Sitz unter ihr.
    Metcalf ging durch den Laderaum, um alles für den Aufbruch vorzubereiten, so nahm sie wenigstens an. Sie versuchte sich schon zum zweiten oder dritten Mal vorzustellen, wie er aussehen mochte – wohl wissend, dass Stimmen täuschen konnten. Für gewöhnlich stellte sich Sherry zu flüchtigen Bekannten ein ungefähres Gesicht vor, und das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher