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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst
Autoren: George D Shuman
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Sie ihn schon lang?«
    »Ein bisschen mehr als zehn Jahre«, antwortete sie.
    »Dann sind Sie wohl gute Freunde?«, fragte Metcalf.
    Sherry lächelte. »Ja, Captain, man kann sagen, dass er heute mein bester Freund ist.«
    Metcalf nahm sich einen Augenblick, um die Information zu verarbeiten – offenbar unsicher, wohin ihn das Gespräch führen würde. Als er schließlich sprach, wandte er sich Sherry zu, deckte das Mikrofon an seinem Kopfhörer ab, damit die Piloten nicht mithören konnten, und sprach laut über dem Lärm der Triebwerke. »Es gibt eine Menge Leute, die für diesen Mann durchs Feuer gehen würden. Ich eingeschlossen.«
    Sherry war überrascht über die Emotion, die in seiner Stimme mitschwang. Seine Worte waren ganz offensichtlich nicht einfach so dahingesagt. Er meinte es genau so. Aber was bedeutete das? Metcalf klang nicht alt genug, dass er zusammen mit Brigham in den Streitkräften gedient haben konnte – was also wusste er über Brigham, das ihn zu einer solchen Aussage bewog?
    »Was immer er Ihnen über das gesagt hat, was wir heute Nachmittag hier machen – Sie können sich darauf verlassen, dass Sie in guten Händen sind. Es wird Ihnen nichts passieren, das verspreche ich Ihnen.«
    Sherry nickte, doch sie dachte gar nicht mehr an die Aufgabe, die vor ihr lag.
    »Seit ich ihn kenne, ist er im Ruhestand, Captain«, sagte sie.
    »Ich bin vierundvierzig, Miss Moore, ich bin gleich nach dem College zur Navy gegangen. Ich habe drei Jahre unter dem Admiral im Golf gedient. Er war mein befehlshabender Offizier in der Operation Desert Shield.«
    Sherry nahm ihren Kopfhörer ab.
    »Sie haben zusammen gedient?«, fragte sie überrascht.
    »Hat er nie über den Golf gesprochen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat nie über die Navy gesprochen. Ich habe mir immer vorgestellt, dass sein Arbeitsplatz am Schreibtisch war.«
    Metcalf schwieg, doch nun wollte Sherry mehr wissen.
    »Er hat mir gesagt, dass er im Pentagon gearbeitet hat«, versuchte Sherry das Gespräch fortzuführen.
    Metcalf brummte etwas vor sich hin. Er ging offensichtlich wieder auf Distanz.
    »Er hat gesagt, dass er Papierkram erledigt hat«, drängte Sherry.
    Metcalf schnaubte verächtlich.
    »Sagen Sie es mir!«, platzte sie heraus und bereute es augenblicklich.
    Sherry spürte, dass es ein entscheidender Moment war, dass er sich entweder ganz in sich zurückzog oder sie zu ihm durchgedrungen war.
    »Hat der Admiral je von DEVGRU gesprochen?«, fragte er schließlich.
    Sherry schüttelte den Kopf. »Nein. Was bedeutet das?«
    »Es ist die Abkürzung für Development Group. Der Admiral hat die Naval Special Warfare Development Group im Pentagon geleitet. Sie wurde nach dem ersten Golfkrieg ins Leben gerufen, um neue Taktiken, Waffen und Ausrüstungen zu prüfen.«
    Sherrys Gesicht war völlig ausdruckslos. Sie konnte sich vorstellen, dass der Admiral den einen oder anderen Ausschuss geleitet hatte, was nichts anderes bedeutete, als dass er gewisse Aufgaben an Konteradmiräle und untergeordnete Kommandeure übertrug. Sicher nichts Weltbewegendes.
    »Was ist so Besonderes an DEVGRU?«, fragte sie.
    »Sagen wir mal so – das waren nicht irgendwelche Papiere, die über seinen Schreibtisch gingen.«
    »Erzählen Sie mir von DEVGRU. Um was für Entwicklungen ...«, begann sie erneut, doch Metcalf legte ihr eine Hand auf die Schulter und beugte sich nah zu ihr, damit der Pilot ihn nicht hören konnte. »Ma'am, ich habe kein gutes Gefühl dabei, wenn ich hinter seinem Rücken über Admiral Brigham spreche. Ich wollte einfach nur ein bisschen plaudern.«
    Mit diesen Worten setzte er seinen Kopfhörer wieder auf, und Sherry wusste, dass es vorüber war. Er war nicht unhöflich oder abweisend – aber er hatte einfach eine persönliche Grenze erreicht; mehr wollte er nicht sagen.
    Sie saß einige Augenblicke still da. Dann beugte sie sich zu ihm und drückte die Schulter gegen seinen Oberarm. »Danke, Captain. Es ist mir schon klar, dass das nicht leicht für Sie sein kann. Es ist für Sie sicher eine komische Situation, dass ich hier bin. Vielleicht betrachten Sie es überhaupt als Zeitverschwendung.«
    »Miss Moore«, erwiderte er und nahm den Kopfhörer wieder ab. »Ich habe den Tag mit der Aussicht auf neunzehn Stunden Tageslicht und mit einem Vorschlag von Admiral Brigham begonnen; er hat gemeint, dass es jede Stunde wert ist, Sie hierher zu holen. Das mag in der zivilen Welt kein großes Gewicht haben, aber wenn Admiral Brigham mir
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