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Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis
Autoren: Gudrun Helgadottir
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ließen sich die Kinder nicht zweimal sagen. Für gewöhnlich war ein Besuch bei Svana mit Leckereien verbunden. Und auch diesmal hatten sich die Kinder kaum auf die Veranda gesetzt, als Svana schon mehrere Sorten köstlicher Brownies auf den Tisch stellte. Und Milch dazu.
    »Wie war das eigentlich mit dir, mein Spatz«, sagte Manni und guckte Vala an. »Du warst verschwunden?«
    »Ja, genau«, sagte Vala ernst. »Aber jetzt bin ich wieder gefunden.« Sie schob sich zufrieden ein Stück Kuchen in den Mund, das ihr bis an die Nase reichte. »Und der auch.« Sie hielt den Teddy hoch, den sie mitgenommen hatte zu Gott.
    »Weißt du …«, sagte Manni, »du darfst dich nie so gut verstecken, dass alle eine Mordsangst um dich haben. Ich bin so froh, dass ich erst davon gehört habe, als du schon wieder aufgetaucht warst.«
    »Ru-um?«, fragte Vala mit vollem Mund.
    »Na, ich hätte solch eine Angst um dich gehabt.«
    »Also hast du mich richtig doll lieb, Manni?«, fragte Vala.
    Er fuhr sich über die Stirn. »Tja, ja, ein bisschen. Aber nicht so sehr wie meine Svana«, sagte er und strich Svana liebevoll über den Kopf.
    Die Kinder und Svana lachten.
    »Dann singe ich dir jetzt was vor, Manni«, sagte Vala.
    »O Gott«, stöhnte Vildis. Das bedeutete garantiert mindestens zweimal
Komm, lieber Mai
, und zwar mit allen Strophen. »Dann sing doch
Backe, backe Kuchen
«, schlug sie deswegen schnell vor.
    Vala ging auf den Vorschlag ihrer Schwester ein. Sie sang aus voller Kehle – so laut, dass einige Nachbarn aus ihren Häusern kamen, um nachzusehen, was da bei Svana und Manni vor sich ging.
    Vala bekam nicht nur viel Applaus, sondern half auch selbst dem Teddy beim Klatschen. Und als sie sah, wie gut Manni das gefallen hatte, fiel ihr noch etwas anderes ein, was ihn noch mehr freuen würde.
    »Soll ich noch was für dich machen, Manni?«, fragte sie. »Soll ich bis hundert zählen?«
    Tumi verkrampfte sich auf seinem Stuhl und guckte verzweifelt zu Manni und Svana.
    »Ja, das wäre auch nicht übel«, sagte Manni.
    »Nehmt noch Kuchen«, sagte Svana. »Etwas Besseres könnt ihr solange sowieso nicht tun.«
    Zu Hause musste sich Opa immer etwas einfallen lassen, wenn Vala zu zählen anfing. Und Tumi wusste, dass auch Svana nicht annähernd so große Lust hatte wie Manni, Vala bis hundert zählen zu hören.
    Aber Vala zählte schon los. Svana musste kurz anderswo etwas erledigen, Manni jedoch steckte sich eine Pfeife an und hörte interessiert zu, während Tumi dem Rauch hinterherschaute, der sich still in den blauen Sommerhimmel kringelte – auf dem Weg hinauf zu Gott.
    Vala kam erfolgreich bei der Hundert an, obwohl Vildis einige Male helfen musste. Diese Zählerei ging ihr unwahrscheinlich auf die Nerven, doch wenn es schon sein musste, dann sollte es wenigstens richtig sein.
    »Du bist verdammt ausdauernd«, sagte Manni und klopfte seine Pfeife aus.
    »Soll ich noch mal?«, fragte Vala vergnügt.
    »Möchtest du dir nicht mal meine Puppen ansehen?«, schlug Svana vor, die während der Neunziger wieder dazugestoßen war.
    »Au ja!«, rief Vala begeistert und verschwand mit Svana im Haus. Die anderen atmeten auf.
    »Erzählt mal, ihr Lieben, wie war es denn so in der Sonntagsschule?«, fragte Manni. »War es schön?«
    »Ich find’s ganz gut da«, sagte Tumi. »In der Kirche sind alle irgendwie so ruhig und still, selbst die ganz wilden Jungs, die sonst immer nur herumzanken und sich dauernd prügeln wollen.«
    »Na, in Gottes Haus werden sie ja wohl nicht aufeinander losgehen«, sagte Manni.
    Vildis räusperte sich. Dann hustete sie ein bisschen und räusperte sich noch einmal.
    »Was ist los?«, fragte Manni und klopfte ihr auf die Schulter.
    »Ja … also … glaubst du an Gott, Manni?«, fragte sie und heftete ihren Blick auf den Boden, als hätte sie dort etwas Außergewöhnliches entdeckt.
    Manni fing an, seine Pfeife neu zu stopfen. Er dachte so lange nach, dass Vildis schon glaubte, er wolle nie antworten. Aber vielleicht war er auch nur wie der Opa aus dem Norden. Als der einmal auf dem Wallhof zu Besuch war, hatte er immer wahnsinnig lange nachgedacht, bevor er auf eine Frage antwortete. Mama meinte, dass er vor jeder Antwort in Gedanken erst zu sich nach Hause in den Norden reisen müsse, um dort nachzudenken. Doch schließlich sagte Manni: »Gesehen habe ich Gott noch nie, Vildis, aber trotzdem kann er da sein. Es gibt so viele Dinge, über die wir kaum etwas wissen.«
    »Die Astronauten haben ihn noch nie
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