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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
Autoren: Boris Koch
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Prolog
    23. Mai 3024 (Erdzeit)
    System: Vladimir
    Planet: Bernstein
    Ort: Dostojewski-Heim
    Die Flurwände des Heims waren mit den unterschiedlichsten Sternenkarten und Fotografien aus fernen Galaxien tapeziert, und so war die vorherrschende Farbe Schwarz. Hier und da leuchteten bunte Spiralnebel oder Galaxienhaufen, doch in den meisten Gängen waren die Sterne nur kleine weiße Punkte, und so wirkten sie dunkel und eng.
    »Gewöhnt euch am besten an den Anblick«, pflegte die Heimleiterin Ludmilla alle paar Wochen zu sagen, und dann klopfte sie immer an die glatte Wand. »Dorthin werdet ihr fliegen, wenn ihr groß seid.«
    »Alle?«, fragte Aleksej in der Woche vor seinem achten Geburtstag.
    »Zumindest die Fleißigen und Tapferen. Die Faulen landen hier.« Sie deutete auf ein schwarzes Loch und lachte. Trotzdem war Aleksej nicht sicher, ob sie einen Scherz gemacht hatte.
    Das Dostojewski-Heim gehörte zum Romano w -Konzern und war sein Zuhause, seit er vier Jahre alt war, benannt nach dem legendären Romano w -Wissenschaftler Arkadi Emil Dostojewski, der Ende des 29. Jahrhunderts den ersten sogenannten Regenbogendiamanten hergestellt hatte, der sich bald zum beliebtesten künstlichen Stein in hochwertigem Designerschmuck entwickeln sollte. Es war eines der Heime, die im Allgemeinen Bastardheime genannt und steuerlich und versicherungstechnisch wie Lagerhallen behandelt wurden, denn in ihnen wurden ausschließlich die verachteten Kinder von Menschen mit Betamenschen aus dem Konzernbestand großgezogen. Jeder Konzern verfügte über mehrere Bastardheime, und jeder verhielt sich mehr oder weniger gleich.
    Seit jeher galten solche Kinder genauso wie ihr Betaelternteil als Firmenbesitz, und da kein Konzern etwas zu verschenken hatte, wurden die Kinder möglichst frühzeitig kassiert und im Sinne Romanows ausgebildet. War eine konzerneigene Beta die Mutter, blieb üblicherweise schon die Schwangerschaft nicht unbemerkt, und es war ein Leichtes, das Kind direkt nach der Geburt zu übernehmen, es der Heimamme zu übergeben und die Mutter mit dem nächsten Auftrag wieder ins All zu schicken. Komplizierter wurde es, wenn der Vater der Beta war und die Mutter ein Mensch, eine flüchtige, moralisch verwerfliche Begegnung in irgendeiner dunklen Ecke des Universums, am Ende noch mit der Angestellten eines anderen Konzerns. Trotz klarer Statuten meldeten diese Mütter und Konzerne eine solche Geburt nicht immer.
    »Es ist meins«, protestierten die Mütter.
    »Es ist unseres«, beharrten die fremden Konzerne, wenn sie das Kind fanden, und steckten es schnell in ein eigenes Heim. »Unser Beta hat sie geschwängert. Beweist das Gegenteil.«
    Und die Mütter gestanden eine erfundene Affäre mit dem Beta ihres Konzerns, denn er war ihr Arbeitgeber, und so blieb das Kind wenigstens in der Nähe, in der großen, glücklichen Konzernfamilie.
    Um dies zu verhindern, beschäftigte Romanow eine eigene Spezialeinheit, die sich um die Rückbeschaffung entwendeten lebenden Eigentums kümmerte, die RLE . Ihre Aufgabe war es, nach solchen unerwarteten Nachkommen zu fahnden. Sie befragte alle Justifiers nach ihren Sexualkontakten während der Einsätze in der Fremde, beschaffte sich Vaterschaftstests und zog damit vor jedes denkbare Gericht. Sie hackte sich in Krankenhausakten, um zu sehen, wo ein Beta-Bastard geboren wurde. Sie tat einfach alles, um zu verhindern, dass eine solche Mutter das Produkt von Romanow- eigenem Genmaterial widerrechtlich behielt, und schon gar nicht ihr Arbeitgeber, welcher Konkurrenzkonzern auch immer.
    Zahlreich waren diese Diebstähle, gerade weil man auf diese Weise Genmaterial eines Konkurrenten in die Finger bekam und damit arbeiten konnte. Zudem gab es unter einen großem Teil der Wissenschaftler die Überzeugung, dass stets auch der Zufall bei großen Entdeckungen eine Rolle gespielt hatte, und so konnte sich in der Theorie gerade in einer solchen Schwangerschaft außergewöhnliches Genmaterial entwickeln, das für den Einsatz im All besondere Vorteile mit sich brachte, und nur darauf kam es an. Für sie waren diese Mischlinge unkontrollierte in-vivo-Experimente, aus denen wesentliche Erkenntnisse gewonnen werden konnten, galten Kreuzungen von Mensch und Betamensch doch als selten – viele Kombinationen erwiesen sich als unfruchtbar und inkompatibel.
    Die RLE hatte Aleksej gefunden, als er vier Jahre alt gewesen war. Er erinnerte sich noch genau an das Gesicht seiner weinenden menschlichen Mutter, ihre
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