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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
Autoren: Boris Koch
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verzweifelten Schreie, das Flehen und den bebenden Körper, als sie ihn abgeholt hatten. So hatte er sie in Erinnerung, ihr Lachen und ihre Umarmungen waren in seinem Kopf längst verblasst und grau geworden. Sogar ihren Namen hatte er vergessen, hatte er sie doch nur Mama genannt.
    Und alle Fragen nutzten nichts: Wie bei allen gab es außer einer streng geheimen DNA -Analyse keine Aufzeichnungen über sie oder seinen Geburtsplaneten, er war einfach nur ein Sohn des Konzerns. Von seinem leiblichen Vater wusste er lediglich, dass er ein Schimpansenbeta gewesen sein musste, das verriet ihm schon der Spiegel.
    Die Romanow- Leute hatten inzwischen so oft und intensiv mit ihm gesprochen, dass er bei den Begriffen Heimat und Familie immer sofort an den Konzern und das Dostojewski-Heim dachte.
    Zwei grundsätzliche Dinge lernten die Kinder in diesen Bastardheimen:
    Erstens waren sie mehr wert als ein einfacher Mensch, weil sie über außergewöhnliche Fertigkeiten verfügten, weil sie viel seltener waren als das ungewollte Balg eines einfachen Arbeiters und weil es ein Heidengeld gekostet hatte, den speziellen Gen-Mix ihrer Betaeltern zu entwickeln, halb Mensch, halb Tier. Sie waren etwas Besonderes, dem man besondere Aufmerksamkeit schenkte, etwas Wertvolles, das sich im Lauf der Jahre auszahlen sollte.
    Zweitens waren sie weniger wert als ein einfacher Mensch, weil sie keiner waren. Weil ihr Wert – mochte er auch noch so hoch sein – lediglich in harter Währung gemessen werden konnte und Menschenrechte für sie grundsätzlich nicht galten. Dass diese de facto auch für viele Menschen nicht galten, änderte nichts an dem prinzipiellen Unterschied. Sie waren jemandes Besitz, niemand hatte ihnen schriftlich irgendwo irgendeine Würde zugestanden, schon gar keine, die unantastbar war. Nicht damals, als Aleksej im Heim aufgezogen wurde, nicht vor dem Jahr 3041, als ihnen endlich wenigstens halbmenschlicher Status zuerkannt wurde.
    Im Dostojewski-Heim lernten sie zugleich Demut und Stolz. Demut gegenüber den Hochrangigen von Romanow und gegenüber ihren Erziehern, Stolz auf Romanow , auf ihren Vaterkonzern, Heimat und Herr in einem. Jeden Morgen sangen sie die Konzernhymne, und jeden Abend verächtliche Lieder auf die Justifiers der anderen Konzerne.
    »Ihr müsst sie verhöhnen, denn der Kampf beginnt im Kopf«, predigte ihr neuer Kampfausbilder Bogdanow, der scharlachrote Tuniken trug und die alten Römer bewunderte, insbesondere Julius Caesar.
    »Morituri te salutant«, mussten sie vor jeder Unterrichtsstunde verkünden, Die Todgeweihten grüßen dich , und er antwortete mit einem lässigen: »Salve.«
    Häufig sprach er davon, den Rubicon zu überqueren, von gefallenen Würfeln, einem gesunden Geist in einem gesunden Körper und davon, zu kommen, zu sehen und zu siegen. Die wenigsten seiner Schützlinge verstanden all diese Zitate, doch dann schickte er sie in die Arena und ließ sie ohne Waffen und Regeln eins gegen eins kämpfen, und das verstand jeder.
    Sie mussten so lange kämpfen, bis er den Daumen hob, was erst dann geschah, wenn Blut geflossen und der Kampf eindeutig entschieden war. Nie senkte er den Daumen, was jedoch nichts mit Gnade zu tun hatte: Für einen Verlierer hatte er schlicht keine Augen.
    »Ihr tragt ein tierisches Erbe in euch, und das macht euch stark. Körperlich, aber nicht nur das. Intuitiv wisst ihr euch einzufügen und was eine Hackordnung ist, aber auch, was der Zusammenhalt in einem Rudel oder einer Herde bedeutet. Ihr seid getrieben von dem Wunsch, selbst das Alphatier zu sein, zu führen, weil man der Stärkste ist, nicht aufgrund von dämlichen Intrigen. Auch wenn letztlich immer der Konzern entscheiden wird, wer Leutnant ist und wer einfacher Justifier, haltet dieses Erbe in hohen Ehren, denn jeder von euch trägt das Potenzial in sich, der Erste unter Gleichen zu sein, primus inter pares oder auch eine weibliche prima inter pares . Dieses Potenzial macht euch stolz, und Stolz führt zu Stärke. Es unterscheidet euch von der dumpfen Masse der Menschen. Viele von ihnen sind derart degeneriert, dass sie nicht einmal den Wunsch verspüren, zum Alpha zu werden. Sie gehen ihr ganzes Leben gebückt, leben in Träumen oder Furcht und sprechen im Konjunktiv.«
    Aleksej wollte fragen, was degeneriert bedeute, was Konjunktiv und noch anderes mehr, aber er wusste, dass man Bogdanow besser nicht unterbrechen sollte, und so schwieg er.
    »Was eure menschliche Seite anbelangt, so hoffe ich, dass
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