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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
Autoren: Boris Koch
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einstecken! Ich will eine Chance!«
    »Die hast du. Jeder hat die.«
    »Pff.« Er spuckte aus. Der Speichel war noch immer rötlich gefärbt. »Bogdanow hat gesagt, dass ich nur gegen sie kämpfe, weil ich keine Chance hab. Nur, damit sie was lernt.«
    »Ja, und?«, fragte Ernesto und stand auf. »Ich hab nicht gesagt, dass du eine faire Chance hast. Aber wenn sie ihre Lektion nicht lernt, hast du eine.«
    »Pff.« Was sollte das für eine Chance sein?
    Und wie er gedacht hatte, hatte er in der Woche darauf wieder keine und bekam auf die Fresse. So ging es Woche um Woche, und er lernte einzustecken. Jedes Mal dauerte es länger, bis Bogdanow den Daumen hob und Katharina aus der Arena holte, bis seine Demütigung beendet war. Und auch wenn er keine Chance hatte, er schlug zurück, so lange und oft er konnte.
    »Morituri te salutant«, riefen sie jeden Morgen zu Bogdanows Begrüßung, auch wenn natürlich keiner von ihnen wirklich dem Tod geweiht war. Und jeden Abend lag Aleksej lange wach und hoffte, Bogdanow würde es sein. Reglos lag er in seinem Bett, starrte in die Schwärze und wünschte dem Ausbilder den Tod, und zwar einen qualvollen. Jedes blutige Detail malte er sich aus, jede Nacht ein anderes.
    In den freien Stunden lief er manchmal allein zur Arena hinüber, ein aus der Küche geschmuggeltes Messer in der Tasche, setzte sich auf den Boden und ließ den Sand durch die Finger rinnen. Beiläufig grub er ein Loch und schmiedete Pläne, das Messer zu verbuddeln und es beim nächsten Kampf herauszuwühlen und Katharina abzustechen. Nicht, weil er sie hasste, sondern um Bogdanows überraschtes Gesicht zu sehen. Zu sehen, wie er ihn zum ersten Mal bemerkte, ihn richtig wahrnahm, weil er kein Verlierer mehr war.
    »Bogdanow …«
    Er hasste den Mann, und doch hechelte er nach seinem Lob und seiner Aufmerksamkeit wie ein geprügelter Hund. War das die Hackordnung, die der Ausbilder so lobte, war das sein tierisches Erbe?
    Wenn, dann konnte es ihm gestohlen bleiben!
    Langsam schob er den Sand wieder in das Loch und klopfte ihn fest. Mit einem Messer würde er Bogdanows Aufmerksamkeit und Respekt nicht erlangen, also ritzte er sich mit ihm den Arm und das Bein, weil er einstecken gelernt hatte, verließ die Arena und brachte die Klinge zurück. Nie verließ er diesen Ort, ohne den Sand mit seinem Blut zu tränken.
    Als er neuneinhalb war und über achtzig Kämpfe verloren hatte, hatte er die Schnauze voll und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Er betrat die Arena mit der festen Überzeugung, sich nicht einfach Prügel abzuholen. Katharina hatte schon letzte Woche nachlässig agiert, trotz aller Ermahnungen von Bogdanow waren die Kämpfe gegen Aleksej für sie längst zu einer lästigen Pflichterfüllung geworden. An den anderen Tagen hatten sie kaum miteinander zu tun.
    Beim Betreten der Arena machte Aleksej ein paar Lockerungsübungen, sprang auf der Stelle, ging dreimal in die Knie und machte zwei Liegestütze. Dabei nahm er unauffällig ein wenig Sand auf und hielt ihn in der rechten Hand, die er scheinbar teilnahmslos baumeln ließ, zu einer lockeren Faust geballt.
    Als der Kampf mit der üblichen Floskel freigegeben wurde, schleuderte er Katharina den Sand ohne Vorwarnung in die Augen, dann sprang er sie mit voller Wucht an und trommelte mit beiden Fäusten auf ihr Gesicht ein, auf die empfindliche Nase und die zusammengekniffenen Augen. Er kreischte vor Angst und Hoffnung und biss ihr ins Ohr.
    Sie schrie und schlug zurück. Fuhr alle Krallen aus und packte ihn, biss ihn, bohrte die Krallen tief in sein Fell, ins Fleisch, bis auf die Knochen hinab. Schmerz durchfuhr ihn, Blut spritzte, und er musste von ihr ablassen, wurde zu Boden geschleudert. Es hatte nur wenige Sekunden gedauert, bis sie die Oberhand gewonnen hatte, doch ihre Augen tränten, und auf den Rängen brüllte irgendwer: »Katharina flennt!«
    Unglaublicher Zorn loderte in ihrem Blick, und sie ließ alles an Aleksej aus. Tief drückte sie sein Gesicht in den Sand, bis er keine Luft mehr bekam und hilflos mit den Armen ruderte. Sie schnappte sich den rechten und kugelte ihn aus, während sie ihm zeitgleich mit den Füßen eine tiefe Fleischwunde in den Oberschenkel riss. Blind schlug er mit der Linken nach ihr, bis sie ihm den Unterarm brach. Sie zog seinen Kopf aus dem Sand und fauchte: »Ergibst du dich?«
    Aleksej japste nach Luft. Als er antworten wollte, stieß sie seinen Kopf zurück in den Sand, den offenen Mund. Er schmeckte Sand,
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