Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis
Autoren: Gudrun Helgadottir
Vom Netzwerk:
Gärtnern zu helfen.
    Am meisten Spaß machte es Tumi und Vildis, Opa zu helfen, ein kleines Gewächshaus aus Glas zu bauen – für die Tomaten- und Gurkenpflänzchen, die Oma gesetzt hatte. Damit waren sie mehrere Tage beschäftigt.
    Oft spielten sie auch in der großen Höhle Vater-Mutter-Kind, mit Vala als Kind. Aus Steinen und Moos vom Lavafeld hatten sie ein Sofa und Sitze gebaut, Mama hatte ihnen allerhand Schälchen und Becher gegeben, die ihr irgendwie missraten waren, und auch von Oma hatten sie so einiges bekommen: Tischdecken, eine Blumenvase, eine Kaffeekanne und dies und das zum Ausschmücken. Zum Beispiel ein verrücktes Bild von einem Mann und einer Frau, die sich auf einer rosa Matte küssten, und darüber ein splitternackter Engel, der das Ganze beglotzte.
    Natürlich zankten sie sich manchmal, Tumi und Vildis. Einmal sogar so heftig, dass Tumi fuchsteufelswild wurde und Vildis schlug. Schuld daran war selbstverständlich das Bild mit dem Pärchen auf der Matte, das Tumi abgrundtief hässlich fand und das seiner Meinung nach in einem so gemütlichen Zuhause nichts zu suchen hatte. Beide plärrten los, und als Vala Opa holte, sagte der nur: »So müssen Ehen sein. Ich sollte nach Hause gehen und eure Oma verhauen. Sie hatte das Bild jahrelang an der Wand.« Das plärrende Ehepaar konnte nicht anders, als loszuprusten, und wie immer lachte Vala am lautesten.
    Nach diesem Zwischenfall klappte das Zusammenleben besser, zumal auch das Wetter in der zweiten Hälfte des Sommers besser wurde. So vergingen die Tage meist friedlich und ruhig.

    Bis zu einem Tag spät im August.

    Tumi war für Mama auf dem Weg zum Supermarkt, als er mit dem Fuß gegen irgendein Ding auf der Straße stieß. Und als er sah, was das war, wurde ihm ganz anders. Ein Portemonnaie! Nicht mehr und nicht weniger. Als er es öffnete, kam ein ganzer Stapel Scheine zum Vorschein. Er schielte in alle Richtungen, um nachzusehen, ob ihn jemand beobachtet haben könnte, doch es war niemand in der Nähe. Und dann hatte er eine Idee. Endlich konnte er wieder zu Hermann in die Bank gehen.
    Tumi hatte sich schon den ganzen Sommer den Kopf darüber zerbrochen, wie er das anstellen könnte. Er hatte es mit Flaschensammeln versucht, doch entweder trank niemand mehr im Viertel Cola oder alle anderen sammelten plötzlich auch fleißig Flaschen. Zumindest waren weit und breit keine Flaschen zu sehen. Mama freute sich natürlich, das zu hören. Und als Tumi erzählte, dass er in ihrer Straße bloß eine einzige zerplatzte Limoflasche gefunden hatte, und zwar vor dem Haus von Guffi, kicherte sie nur: »Hoffentlich hat sich der Hausherr nicht daraufgesetzt.« Dabei ging es seinem Hintern inzwischen längst besser. Das sagte zumindest Guffi.
    Tumi beschloss, niemandem etwas von dem Portemonnaie zu erzählen. Das war die Chance, Hermann zu besuchen, denn Tumi war immer noch fest entschlossen, Hermann mit Mama zu verheiraten. Es war ja auch verständlich, dass Mama keine Lust hatte, sich selbst auf die Suche nach einem Mann zu machen.
    Er versteckte das Portemonnaie unter seiner Bettdecke. Zum Geldzählen würde er erst am Abend Gelegenheit haben, allein in seinem Zimmer. Er konnte es kaum erwarten. Und morgen würde er zu Hermann gehen.
    In der Nacht träumte er, mit einem Haufen Geld in die Bank zu kommen und dort niemanden anzutreffen außer Gudbrandur, der sich auf das Geld warf und trotz Tumis Bemühungen nicht mehr von der Stelle rührte.

[zurück]

    Und endlich hat Tumi etwas in der Bank zu erledigen
    »Was bist du heute blass, mein Lieber«, sagte Mama am Frühstückstisch und musterte Tumi. »Bist du etwa krank?«
    »Nee, kein bisschen«, sagte Tumi und versuchte, munter auszusehen. Er fühlte sich in der Tat nicht ganz wohl in seiner Haut. Nachdem er das Geld mehrfach durchgezählt hatte, hatte er kaum einschlafen können. Vierundzwanzigtausendfünfhundertdreiundvierzig Kronen! Tumi war nicht sicher, was er von einer so riesigen Summe halten sollte. Im Grunde hatte er keinen blassen Schimmer, was irgendjemand mit so viel Geld anfangen konnte. Aber Hauptsache, er konnte damit zu Hermann gehen, und außerdem warf man Geld nicht einfach so weg. Selbst wenn man zu viel davon hat.
    Mama gegenüber behauptete Tumi, dass er zum Fußball wolle. Auch bei dieser Schwindelei war Tumi nicht ganz wohl zumute und so machte sich an jenem schönen Morgen ein recht bedröppelter Kunde auf den Weg zur Bank.
    Doch als sich Tumis Lunge mit frischer Luft füllte, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher