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Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis
Autoren: Gudrun Helgadottir
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gesehen«, sagte Tumi. »Und auch nicht Jesus. Das finde ich merkwürdig. Obwohl sie doch so weit nach oben fliegen.«
    »Vielleicht liegt Gottes Reich noch höher«, sagte Manni und entzündete die Pfeife mit einem kräftigen Puster.
    »Es müssten ja auch schon ganz schön viele Menschen da oben sein«, sagte Vildis.
    »Fragt das demnächst mal euren Pfarrer, wenn ihr zur Sonntagsschule geht«, sagte Manni. »Ich bin so alt und weiß so wenig.«
    Svana und Vala kamen zurück und Vala setzte sich auf Mannis Knie.
    »Würdest du mich bitte nach Hause fahren?«, sagte Vala und setzte ihr Engelsgesicht auf, während sie Manni anblinzelte. »Ich bin so schrecklich müde.«
    Svana lachte. »Das müsste ich mal lernen, den Guten so geschickt hereinzulegen.«
    »Na ja, du hast mich so lieb gebeten, da lasse ich das mal durchgehen«, sagte Manni. »Aber zuerst muss ich das Gefährt ausleeren.«
    Das Gefährt war nämlich Mannis Schubkarre. Vala fand nichts lustiger, als sich von Manni in der Schubkarre über den Bürgersteig schieben zu lassen.
    »Ich möchte nie ein Auto haben, wenn ich groß bin«, sagte sie oft. »Nur eine Schubkarre. Und einen Mann zum Schieben.«
    Manni kippte das Gras aus der Schubkarre auf den Komposthaufen und wischte sie mit einem Tuch aus, damit sich die Passagierin nicht schmutzig machte.
    »Jetzt bin ich eine Prinzessin«, sagte Vala glücklich und drückte den Teddy an sich.
    Dann machte sich auch Valas Gefolge auf den Heimweg. Svana stand auf der Veranda und sah ihnen lächelnd hinterher.

    Am Törchen von Nummer 11 standen drei Jungs, die mit großem Eifer rosa und blaue Kaugummiblasen produzierten. Als sie Manni und die Kinder sahen, fingen sie an zu schreien und zu brüllen.
    »Gestörte, Gestörte«, riefen sie. »Na, haben die Bullen eure Mutter geschnappt? Die muss ja auch ständig gegen alles aufmucken!«

»Das sind die wildesten Jungs der ganzen Schule«, erklärte Vildis dem verdutzten Manni. »Die wollen immer nur streiten.«
    »Die müssten mal zur Sonntagsschule gehen«, sagte Manni.
    »Das tun sie ja«, schimpfte Tumi. »Dort sind sie auch ganz ruhig. Aber wenn sie rausgehen, werden sie wieder richtige Blödmänner.«
    »Die haben wohl ein Problem, die Ärmsten«, sagte Manni.
    »Dann müssen wir nett zu ihnen sein«, sagte die Prinzessin in der Schubkarre.
    »Da hast du recht, Valalein. Ganz und gar recht.«
    Daraufhin winkte die Prinzessin ihnen aus der Schubkarre zu – genau so, wie richtige Prinzessinnen im Ausland aus ihren goldenen Kutschen winken.

    Als das Gespann auf dem Wallhof eintraf, wurde es von Mama freudig in Empfang genommen. Manni bekam einen Kuss auf die Wange. »Du bist der Beste«, sagte sie.
    »Und du duftest wie Leimkraut im Frühling«, sagte Manni und nahm sie bei den Schultern.
    »Sie tut ja auch immer Leimkraut und Thymian ins Badewasser«, sagte Vildis.
    »Das muss ich unbedingt Svana vorschlagen«, sagte Manni, als er sich mit der leeren Schubkarre auf den Heimweg machte, zurück zu seiner Svana.

[zurück]

    Ein Sommer voller Überraschungen
    In diesem Sommer bekamen die Kinder vom Wallhof nicht so viel Besuch, denn die meisten ihrer Freunde waren irgendwo unterwegs – einige mit der Familie im Urlaub, andere bei allen möglichen Kursen hier und dort. Mama sagte, dass all diese Sport- und Freizeitkurse überteuert seien, und sie fand, dass Kinder sich auch mal allein unterhalten und sich selbst eine spannende Beschäftigung suchen müssten. Und außerdem sei es auch nicht schlimm, wenn sie sich mal langweilten. Es war schon etwas dran, wenn die Leute sagten, dass Lolla ziemlich speziell sei.
    Und dann fiel das ins Wasser, worauf die Kinder sich am meisten gefreut hatten: die Reise mit Papa in den Norden. Opa wurde nämlich krank und lag in Akranes im Krankenhaus. Dort hatten sie ihn auch schon zweimal besucht, zuerst mit Papa, dann mit Mama, aber das waren nur kurze Ausflüge gewesen, keine richtige Reise. Und ihren Opa so krank zu sehen, war auch nicht gerade schön, sondern ziemlich traurig.
    Zum Glück hatten sie zu Hause auf dem Wallhof gute Spielkameraden: Oma und den anderen Opa. Den beiden fiel immer etwas ein. Unermüdlich werkelten sie im Garten herum oder zogen besonders schöne Pflanzen, die sie hier und dort in der freien Wildbahn fanden und von denen sie Ableger mitbrachten. Sie bauten auch jede Menge Gemüse an: Kohl und Steckrüben und Radieschen. Sogar Erdbeeren und Salat gab es, und die Kinder waren ganz versessen darauf, beim
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