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Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis
Autoren: Gudrun Helgadottir
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richtigen Mann für Mama. Klar, am besten wäre es, wenn Mama und Papa wieder ein Ehepaar werden könnten, aber das ist unmöglich. Er ist mit Sigga verheiratet. Sigga, die immer etwas an ihm auszusetzen hat. Manchmal glaubt Tumi, dass Papa lieber wieder mit Mama verheiratet wäre, aber die tut das als Unsinn ab. »Er guckt dich aber oft so an«, hatte Tumi einmal gesagt. Mama wollte darauf nicht so richtig antworten. »Er hat sich halt für Sigga entschieden«, meinte sie nur.
    Hoffentlich will Mama den anderen, denkt Tumi. Es würde Papa nur recht geschehen, wenn Mama einen neuen Mann bekäme. Aber erst muss sich natürlich noch zeigen, ob sie ihn überhaupt will.

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    … und Vildis findet alles anders
    Manchmal findet Vildis ihren Bruder Tumi völlig verrückt. Er glaubt, dass er alles kann, nur weil er acht ist und sie erst sieben. Jetzt behauptet er sogar, einen Mann für Mama gefunden zu haben.
    Als bräuchte Mama einen Mann! Die findet es völlig in Ordnung, nur Kinder zu haben. Mama ist meist froh und munter und rundum zufrieden. Besonders, wenn eine große Bestellung hereinkommt oder jemand Geschenke bei ihr kauft. Was sie manchmal allerdings braucht, ist Geld, wenn sie etwas Großes bezahlen muss. Und obwohl sie allein mit den Kindern ist, hat sie auch das noch jedes Mal geschafft. Viele Männer sind sowieso pleite. Das sagt Oma. Aber Tumi bleibt dabei, dass Mama einen Mann braucht und dass sie viel zu arm sind.
    Und trotzdem findet er es völlig in Ordnung, wenn alle Kinder aus der Nachbarschaft nach der Schule auf den Wallhof kommen und alles wegessen. Die Meute stürmt nämlich jedes Mal die Küche und hinterher ist der Kühlschrank leer. Tumi begreift einfach nicht, dass Mama sparen muss, um alles bezahlen zu können, was bezahlt werden muss. Vildis versteckt den Käse und den Schinken immer, und auch den übrigen teuren Aufschnitt. Die Jungs bekommen nur Marmelade, damit müssen sie sich begnügen, selbst wenn ihnen von so viel Zucker irgendwann die Zähne ausfallen. Mama ist viel ärmer als die Eltern der anderen Kinder, die den ganzen Tag nur arbeiten. Manchmal sogar im Ausland, und dort verdienen sie bestimmt so richtig viel. Einmal hat Guffis Mutter für Mama sogar eine riesige Wurst nach Island geschmuggelt, was wirklich nett war. Da hatte Vildis auch sofort eine gute Idee: Sie schnitt einen Zipfel ab und versteckte den Rest. Dann sorgte sie dafür, dass Guffi ein paar Scheiben von der Wurst auf sein Brot bekam. Hauchdünn. Und die anderen dachten, es wäre nicht mehr da.
    Vildis findet Tumi oft viel zu gleichgültig. Über Gelddinge macht er sich gar keine Gedanken, er genießt es einfach nur, die ganze Horde in die Küche einzuladen und sich aufzuführen, als würde er eine Party geben. Vildis bringt höchstens mal zwei Freundinnen mit nach Hause, er aber schleppt oft fünf oder sechs Jungs auf einmal an.
    Und trotzdem: So im Großen und Ganzen ist Tumi schon in Ordnung und er kann sehr lustig sein. Oma sagt, dass er genau wie Opa ist. Und so lustig wie Opa findet Vildis sonst niemanden, obwohl er schon fünfzig und noch was geworden ist.
    Auch Vildis hat das Haus sehr gern. Besser gesagt, die Häuser. Es ist grandios, Oma und Opa so nah zu haben. Am schönsten aber ist es, bei Mama in der Werkstatt zu sein, wenn sie arbeitet. Mama ist Töpferin und stellt lauter schöne Dinge her: Vasen, Schalen, Teller und noch eine ganze Menge mehr. Die Sachen werden in verschiedenen Läden und auch am Flughafen verkauft, und oft bekommt Mama ordentlich Geld dafür. Aber manchmal dauert es auch zu lange, bis es das nächste Mal Geld gibt. Deswegen sind sie oft pleite und Vildis macht sich Sorgen. Oma streicht ihr dann über den Kopf und sagt: »Wie geht es meinem tüchtigen Hausfräulein?«
    Die kleine Vala ist natürlich auch bei Mama in der Werkstatt, wenn sie gerade nicht im Kindergarten ist, und dann passt Vildis auf sie auf. Vala darf nicht überall herumtapsen, weil sonst leicht etwas zu Bruch gehen kann. Meist sitzt Vala aber seelenruhig in einer Ecke und malt etwas oder knetet oder spielt mit Perlen und man hört kaum einen Mucks von ihr. Vildis darf ihrer Mama manchmal helfen, zum Beispiel wenn etwas in Papier gewickelt und in Kartons verpackt werden muss. Da muss man aufpassen und supervorsichtig sein. Aber Vildis ist ja ohnehin so ein vorsichtiger Mensch. Das sagt Mama. Von Tumi würde sie das wohl nie behaupten. Tumi – und vorsichtig? Nein.
    Vildis weiß, dass Mama es manchmal
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