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Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis
Autoren: Gudrun Helgadottir
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aufgegessene, zerdrückte Banane, zwei staubige Unterhosen, ein paar Donald-Duck-Hefte, Eisstiele, Pez-Figuren und Valas brauner Teddy, nach dem sie schon überall gesucht hatten. Der Ärmste war vor lauter Staubflocken ganz grau und schaute so traurig drein, als hätte er sich lange Zeit ganz unerträglich gelangweilt.
    »Du bist ein richtiger Schmutzfink«, empörte sich Vildis.
    »Glaubst du etwa, dass ich das da alles hingestopft habe?«, sagte Tumi beleidigt. »Das hat sich irgendwie selbst unters Bett geschoben.«
    »Du bist doch nicht ganz dicht«, sagte Vildis und fegte Tumis Besitztümer auf ein Kehrblech.
    »Ist ja gut«, brummte Tumi friedfertig. »Ich helfe dir dann auch in deinem Zimmer.«
    »Du meinst, dass du alles unter mein Bett schieben willst? Nein danke, auf keinen Fall«, sagte Vildis. »Außerdem bin ich mit meinem Zimmer längst fertig. Aber wir können Valas Sachen aufräumen.«
    In Valas kleinem Zimmer stand kein Bett, weil sie immer noch bei Mama schlief. So brauchten die Geschwister nicht lange, um dort alles in Ordnung zu bringen.
    »Wer wohnt denn jetzt hier?«, fragte Vala verdutzt, als sie das Zimmer betrat. Oma und Opa hatten sie vom Kindergarten abgeholt. Praktischerweise arbeiteten die beiden als Lehrer in der Schule direkt neben dem Kindergarten, daher holten sie Vala fast immer ab. Vildis und Tumi gingen auf eine Schule, die weiter weg war. Darüber waren sie mehr als froh. Denn wer von seinen eigenen Großeltern unterrichtet wird, ist wirklich arm dran.
    »Du wohnst hier, du Süße«, sagte Vildis und knuddelte ihre Schwester.
    »Aber jetzt finde ich nie mehr etwas wieder«, sagte Vala traurig.
    »Guck mal, was ich für dich gefunden habe«, sagte Vildis und gab ihr den staubgrauen Teddy. Vildis hatte es nicht über sich gebracht, ihn abzubürsten. Er sah einfach zu lustig aus.
    »Ist der so alt geworden?«, fragte Vala.
    Vildis musste lachen. »Nein, wenn ich ihn bürste, wird er wieder jung.« Und da Vala ihr Teddy so pelzig und betagt nicht gefiel, bürstete Vildis ihn gründlich ab, bis er wieder aussah wie in der Blüte seines Lebens. Dann verschwand er in Valas Armen.

    Auch Oma und Opa packten tüchtig mit an. Oma polierte und wischte und schrubbte und bohnerte, wusch und bügelte, bis ihr der Schweiß übers Gesicht lief.
    »Nun bring dich nicht um, meine Liebe«, sagte Opa. »Seht ihr, wie sie dampft?«
    Dampf sahen die Kinder nicht, aber dafür hörten sie Opa beim Fensterputzen schnauben wie eine alte Lokomotive.
    Als Mama völlig verschwitzt aus der Werkstatt kam, staunte sie, wie schön alles wurde.
    »Habe ich nicht die besten Eltern der Welt?«, sagte sie und drückte ihre Mutter.
    »Da warst du aber anderer Meinung, als wir dir verboten haben, im Winter mit einem dahergelaufenen Kerl nach dem Abendessen durch die Stadt zu ziehen«, sagte Opa.
    »Papa, da war ich dreizehn.«
    »Jaja, und als ich dir verboten habe, deine Lippen anzumalen. Da warst du vierzehn.«
    »War Mama früher so wild?«, fragte Tumi ungläubig.
    »Nein, nein, nur ein bisschen durcheinander«, sagte Opa. »Das werdet ihr auch sein, wenn es so weit ist.«
    »Ich nicht«, sagte Vildis.
    »Ich bestimmt«, sagte Tumi.
    »Ich auch«, sagte Vala.
    »Lustig, dass Mama ein bisschen verrückt war, als sie klein gewesen ist«, sagte Tumi. »Und dass sie überhaupt mal klein war.«
    »Ja, sie hat sich gemacht«, sagte Opa, und alle lachten. »Aber wir haben es nicht darauf angelegt, noch mehr Kinder zu bekommen«, fügte er hinzu. »Sie hat völlig ausgereicht.«
    »Hör auf, den Kindern so einen Unfug zu erzählen, Jonathan«, sagte Oma und polierte weiter.
    »Das ist schon in Ordnung! Die Kinder wissen genau, wenn der Opa Unfug erzählt.«
    »Lolla, Liebes«, sagte Oma nun. »Ich schlage vor, wir kochen einfach einen Riesenpott Gulasch. Du hast doch so viel Fleisch da, von Björns Vater. Dann geht niemand hungrig nach Hause.«
    »Jetzt brauchen wir nur noch ein paar Marmeladengläser«, sagte Opa.
    »Was willst du denn mit Marmeladengläsern?«, fragte Oma neugierig.
    »Lass mich das nur mit Vildis und Tumi machen«, antwortete er, und jetzt waren auch die Geschwister ganz gespannt.
    Opa hatte einen ganzen Haufen Teelichter besorgt, und nun bekamen die Kinder die Aufgabe, sie in die Gläser zu setzen. Damit wollte Opa den Garten beleuchten.
    »Du bist spitze«, sagte Tumi hellauf begeistert.
    »Ganz recht«, sagte Opa stolz und schlug sich auf die Brust. »Vala, du darfst die letzte Kerze in ein Glas
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