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0589 - Die Kugelköpfe

0589 - Die Kugelköpfe

Titel: 0589 - Die Kugelköpfe
Autoren: Jason Dark
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Auf den roten Kunstledersitzen lag Schmier. Die Aschenbecher und Papierkörbe quollen über. Manche Dosen waren herausgedrückt worden und rollten bei der schaukelnden Fahrt in die Dunkelheit von einer Seite zur anderen.
    Terry Boone war ein Killer. Rein zufällig war er auf die Gruppe von Geiseln gestoßen. Junge Leute, mit Rucksäcken und Taschen, die sich auf einer Reise befanden, die Spaß gehabt hatten und plötzlich in die Gewalt dieses menschlichen Monstrums gerieten.
    Boone kannte kein Pardon. Er wußte selbst nicht, wie er aus dieser Lage herauskommen sollte. Es war ihm zudem unbekannt, wohin der Zug fahren würde, er wollte nur eben weg aus London, wo man ihn entdeckt hatte. Er wußte eines allerdings genau.
    Er hatte sich den falschen Partner ausgesucht. Es ging ihm immer schlechter, das Jucken in seinem Gesicht nahm zu, wo es tatsächlich Stellen gab, die keine Haut mehr zeigten. Nicht sehr groß, aber sichtbar. Da hatte er sich die Haut kurzerhand abgezogen. Nicht einmal Blut war aus der Wunde getreten, sondern eine hellweiße, nässende Flüssigkeit, einfach widerlich, vor der sich auch die Geiseln ekelten, wobei sie sich mit Kommentaren zurückhielten, denn sie wollten den veränderten Killer nicht provozieren.
    Auch innerlich hatte sich Boone verändert. Er hatte auf einen unheimlichen Partner gesetzt und auf das Ding in dem Koffer, ein krakenartiges Lebewesen, furchtbar, ein Gebilde mit Armen, deren Hände nach ihm gegriffen und ihn berührt hatten.
    Danach hatte er immense Kräfte bekommen und sogar zwei Bluthunde mit bloßen Händen töten können. Nur war der Preis hoch gewesen, denn das Jucken in seinem Gesicht steigerte sich manchmal zu einem Brennen, so daß es ihn hin und wieder in den Händen juckte, die Haut einfach abzureißen.
    Aber er beherrschte sich und starrte seine Geiseln an. Breitbeinig stand er, um in dem fahrenden Zug nicht die Balance zu verlieren.
    Terry Boone fühlte sich allein. Der Kugelkopf, die Gestalt mit dem Koffer, hatte ihn verlassen. Er wußte zudem nicht, wo er ihn hätte suchen sollen.
    Die Saat war gelegt, die Brut ging auf.
    Im Wagen herrschte die Atmosphäre einer sich steigernden Angst.
    Es war den Geiseln anzusehen, daß sie sich nur unter großen Mühen beherrschen konnten. Egal, ob Mädchen oder Junge, sie hätten am liebsten losgeschrien, doch der Mann mit der Waffe ließ sie steif auf den Sitzen hocken. Sie wußten nicht einmal seinen Namen, doch sie konnten sich vorstellen, daß dieser große, breitschultrige, düstere Typ keine Rücksicht kennen und schießen würde, wenn sich von ihnen einer falsch bewegte.
    Er hatte ihnen befohlen, sich nicht zu rühren, und daran hielten sie sich auch.
    Kein Fenster war geöffnet worden. Luft drang nicht in den Wagen.
    Es roch nach Schweiß, es war muffig, die Luft schwer wie Blei. Eine fiebrige Atmosphäre, der niemand entkommen konnte, erst recht nicht der Killer.
    Wieder schritt er durch den Mittelgang. Rechts und links glänzten die Metallgestänge. Die hielten die Sitze mit den billigen Polstern.
    Draußen huschten Lichter vorbei. Der Zug würde bald die Außenbezirke erreicht haben. Wahrscheinlich im Londoner Norden. Boone war die Richtung egal, den Geiseln nicht. Ihre Angst konnten sie kaum verbergen.
    Ungefähr in der Wagenmitte blieb er stehen. Rechts neben ihm saßen zwei Jungen zusammen. Einer war groß, dunkelhaarig mit einem leicht braunen Teint. Er erinnerte Boone ein wenig an ihn selbst, früher hatte er mal ähnlich ausgesehen.
    »Wie heißt du?« fragte er den Jungen.
    Der schaute ihn aus großen Augen an, als würde er sich darüber wundern, daß Boone sprechen konnte.
    »Raus mit der Sprache! Wie heißt du?«
    »Rico.«
    Boone nickte. »Gut, Rico. Du wirst der erste sein«, sagte er kaltlächelnd.
    »Wo… wobei?«
    »Wenn es ans Sterben geht.«
    Rico erblaßte. Er schaute zu Boden. Sein Nebenmann legte ihm eine Hand auf den Arm. Unter dem Hemd spürte er den Schweiß.
    Rico holte tief Luft und hatte trotzdem das Gefühl, nicht geatmet zu haben. »Was… was haben wir Ihnen denn getan?«
    Boone mußte lachen. »Nichts im Prinzip. Ihr hattet nur eben das Pech, in meiner Nähe zu sein. Es hätte auch andere treffen können, aber euch hat es nun mal erwischt.«
    »Und weshalb wollen Sie uns töten?«
    »Ich muß es tun, damit die anderen sehen, daß sie mit mir nicht machen können, was sie wollen.«
    »Aha.«
    »Ja, so ist das.«
    Rico senkte den Kopf, und Boone bewegt die MPi. Er drückte die Mündung
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