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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer
Autoren: Unbekannt
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Daniel Depp
    STADT DER VERLIERER
    Roman
    Aus dem Englischen von Regina Rawlinson
    Inhaltsverzeichnis
    Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 Kapitel 10
    Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel »Loser's Town« im Verlag Simon & Schuster, London.
    1. Auflage 2009
    VORBEMERKUNG DES AUTORS
    Sie sind nicht sie.
    Er, sie oder es sind nicht du.
    Jede Ähnlichkeit mit Lebenden oder Verstorbenen in diesem Buch ist rein zufällig und wird vom Autor lediglich als Tribut an sein Genie bewertet.
    Für John
    in Erinnerung an die fliegenden Scaramanga Brothers
    »Ich kam in den Dreißigerjahren nach Los Angeles, während der Weltwirtschaftskrise, weil es hier Arbeit gab. L. A. ist eine Stadt der Verlierer. Schon immer gewesen. Wer es nirgendwo sonst zu etwas bringt, kann es hier schaffen.«
    Robert Mitchum
    »Sich einzubilden, man wäre ein Cowboy, ist so lange kein Problem, bis man jemandem begegnet, der sich einbildet, er wäre ein Indianer.«
    Kinky Friedman
    1
    Als der Transporter aus dem Laurel Canyon Boulevard in die Wonderland Avenue abbog, fragte Potts: »Wie viele Tote hast du schon gesehen?«
    Squiers überlegte eine Minute mit angespannter Miene, als ob ihm das Denken Schmerzen bereitete. Was es wohl auch tat. Davon war Potts überzeugt. Schließlich fragte Squiers zurück: »Beim Bestatter oder bloß so?«
    Das war genau die Art von Antwort, mit der er Potts in den Wahnsinn treiben konnte. Da stellte man ihm eine simple Frage, und er brauchte drei volle Tage, um einem mit einer schwachsinnigen Gegenfrage zu kommen. Deswegen kotzte es Potts auch so an, mit ihm zusammenzuarbeiten.
    »Bloß so, du Arsch. Logisch. Keine alten Omas in der Holzkiste.«
    Worauf Squiers eine neue Runde Gehirnakrobatik und Gesichtsgymnastik einlegte. Bis der mit Denken fertig ist, könnte ich mir locker irgendwo eine Tasse Kaffee genehmigen, dachte Potts. Am liebsten hätte er ihm eins übergebraten. Aber er biss sich bloß auf die Lippen, drehte den Kopf zur Seite und sah aus dem Fenster.
    Die steile, kurvenreiche Straße, auf der sich der altersschwache Transporter den Berg raufschleppte, schien überhaupt nicht mehr aufhören zu wollen. Squiers fuhr, wie immer, weil Squiers gern fuhr und Potts nicht. In Potts' Augen musste man ein Idiot oder ein Irrer sein, um sich in Los Angeles freiwillig ans Steuer zu setzen. Auf Squiers traf beides zu. Potts hatte irgendwo gelesen, dass in L. A. mehr als zehn Millionen Leute leben. Leute, die buchstäblich ihr halbes Leben auf der Straße verbringen. Stellenweise auf zwölfspurigen Fahrbahnen, mit hundertzwanzig Sachen, Stoßstange an Stoßstange, in einem tonnenschweren Haufen aus Glas und Blech, die Finger ums Lenkrad gekrallt. Wer zu langsam fährt, dem kracht einer hinten drauf. Wer zu schnell fährt, der kann nicht rechtzeitig bremsen, wenn vor ihm ein scheintoter Alter wegen einer Halluzination in die Eisen steigt und sich eine Kolonne von hundert Autos wie eine Ziehharmonika zusammenstaucht. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als mit dem Strom zu schwimmen, scheißegal, wie blödsinnig es ist. Man lässt sich treiben und versucht, nicht an die mathematische Unmöglichkeit des Ganzen zu denken und nicht an dem unerschütterlichen, blinden Optimismus zu zweifeln, dass dieser Wahnsinn funktionieren kann, ohne dass man nach spätestens fünfzehn Sekunden schwer verletzt oder tot auf der Strecke bleibt. Weil auf einer Schnellstraße in L. A. aber andererseits tatsächlich alle fünfzehn Sekunden ein Mensch schwer verletzt oder getötet wird, ist es völlig normal, sich darüber einen Kopf zu machen. Wer in L. A. Auto fährt, muss schon einen ausgeprägten Todestrieb haben.
    Was Potts aber am meisten gegen den Strich ging, war die Tatsache, dass sich alle vormachten, sie wüssten, was sie taten, obwohl das eindeutig nicht der Fall war. Ein Blick aus dem Fenster in die vorbeirauschenden Gesichter genügte, um jede Hoffnung fahren zu lassen. Auf der Überholspur nichts als Säufer, Teenager im Hormonrausch, überforderte Hausfrauen, die mit ihren Kids schimpften, gestresste Manager, die in ihre Handys brüllten, Greise, Halbblinde, Loser, die mit dem Leben abgeschlossen hatten, übermüdete und aufgeputschte Lastwagenfahrer mit zig Tonnen Toilettenartikeln auf dem Anhänger. Visagen wie aus einem Horrorfilm. Eine falsche Bewegung, und alle sind tot. Um zu funktionieren, musste man sich selber belügen. Und das war es, was Potts so zu
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