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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday
Autoren: R. Scott Reiss
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Ängste wegen der Abstürze erneut überhand. »Alle abgestürzten Flugzeuge hatten einen planmäßigen Zwischenstopp in Riad eingelegt. Wahrscheinlich haben die Terroristen dort die Triebwerke manipuliert.«
    »Ich habe gehört, dass sie den Flughafen Riad geschlossen und drei Arbeiter festgenommen haben«, erzählt Chris Van Horne, Pastor der St. Paul's Lutheran Church, der drei Häuser weiter wohnt. Er ist klein und kahlköpfig, hat ein lautes Organ und in beiden Ohren ein Hörgerät.
    Die Leute in der Schlange am Grill, auch die Kinder, blicken in den Himmel. Es ist Vollmond und die Nacht wolkenlos. Gerard sieht die roten oder grünen Positionslichter der Flugzeuge, die im Anflug auf den Reagan Airport sind.
    Bob Cantoni erschaudert. »Les, dein eigener Sender hat die letzten Worte aus den Cockpits gebracht. ›Triebwerk eins ist ausgefallen, Triebwerk vier ist ausgefallen.‹ Herrgott noch mal, wir hätten in diesen Flugzeugen sitzen können. Insgesamt mehr als tausend Passagiere.«
    »Das reicht jetzt«, sagt Gerard bestimmt. »Was glaubt ihr, wer morgen Abend gewinnt? Die Skins oder die Giants?«
    »Das Team, das nicht streikt«, spottet Bob.
    Les faucht: »Warum sollten Footballspieler nicht streiken dürfen wie jeder andere auch, du Faschist?«
    Miteinander streitend wie immer, gehen die Männer davon.
    Die Nächste in der Schlange ist die neunjährige Grace Kline, die zwei Häuser weiter wohnt. Sie ist verknallt in Paulo, seit der einen Rüpel verprügelt hat, von dem sie sich bedroht fühlte. Ihre Eltern, Neil und Chris, sind beide Anwälte bei der Umweltschutzbehörde.
    »Sind Sie wirklich bei der Navy?«, fragt Grace Gerard, während sie ihm den Pappteller hinhält. »Das hat Mama gesagt.«
    »In gewisser Weise.«
    »Ich dachte, Sie sind Arzt.«
    »Ein besonderer, Kleines. Weißt du, wenn Leute krank werden, wissen manchmal auch die Ärzte nicht, wie sie ihnen helfen können. Ich versuche, die Ursachen für ihre Krankheit zu finden. Ich arbeite für eine Behörde, die zur Navy gehört. Wir suchen nach Krankheitserregern.«
    »Tragen Sie eine Uniform?«
    »Manchmal.«
    »Sind Sie Admiral?«
    »Commander.« Er lacht.
    »Haben Sie eine Waffe?«
    »Nein, aber ein Mikroskop. Besuch uns doch mal, wenn du mehr wissen willst, dann erklär ich es dir. Aber jetzt stehen hinter dir noch mehr Leute, die Hunger haben. Hot Dog oder Hamburger, Grace?«
    »Mama sagt, dass Ihretwegen hier alle Leute befreundet sind. Sie haben dafür gesorgt, dass wir hier wie ein eigenes Dorf sind.«
    Gerard blickt dem Mädchen hinterher, das im Weggehen zufrieden sein Würstchen mit Senf mampft, und verdrängt seine Besorgnis über die Flugzeugabstürze. Das Mädchen hat recht, die Marion Street ist wie ein Dorf. Marionville, wie die Bewohner es nennen, liegt etwas abseits von der Nebraska Avenue in der Nähe der Connecticut Avenue. Die Feuerwache ist nur zwei Blocks entfernt, gegenüber der Apotheke. Die nächsten Restaurants, Geschäfte und Tankstellen sind in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.
    In gewisser Weise ist es Gerards Aufgabe, in Marionville für Sicherheit zu sorgen.
    Die kleineren Kinder gehen in die Montessorischule oder in die staatliche Grundschule um die Ecke. Drei Kirchen, ein paar Altersheime, ein Kino, ein Buchladen und einige Arztpraxen befinden sich ganz in der Nähe.
    Die Menschen hier helfen sich gegenseitig, kümmern sich umeinander, passen gegenseitig auf die Kinder auf.
    Zwar gibt es auch Probleme, aber im Großen und Ganzen ist das Leben sehr angenehm. In der Zeitschrift Washingtonian wurde das Viertel als das beste im ganzen Land bezeichnet. Selbst im Berufsverkehr gelangen die Bewohner, die bei der Regierung arbeiten, schnell in die Innenstadt, unter ihnen derjenige in der höchsten Position.
    Gerard.
    »Ach, Dr. Gerard, jemand hat meinen neuen Laubsauger aus der Garage gestohlen«, sagt Alice Lee, die Nächste in der Schlange, verärgert. Sie war früher Violinistin im National Symphony Orchestra und arbeitet auf Teilzeit im Buchladen Politics & Prose. »Der Motor hat gestreikt. Da bin ich rein, um bei Sears anzurufen. Und als ich wieder rauskam, war er verschwunden. Wer stiehlt denn einen Laubsauger?«
    »Wahrscheinlich jemand aus der Connecticut Avenue Nr. 5110«, sagt Gerard seufzend und meint damit den Problemfall des Viertels.
    Durch das offene Küchenfenster hört er, dass sein Telefon klingelt. Er ignoriert es. Notrufe kommen über sein spezielles Pentagon-Handy, nicht über das
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