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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday
Autoren: R. Scott Reiss
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Blitzschlag, den er als Sechsjähriger überlebt hat. Von Gott gezeichnet, sagen die örtlichen Stammesführer.
    Imam Suleimans Stimme klingt plötzlich härter, wie die eines jüngeren Mannes, als hätte eine andere Seele von seinem Körper Besitz ergriffen. Er richtet sich auf und wirkt nun viel kräftiger.
    »Jubelt, meine Brüder, denn heute trauere ich einmal nicht um gefallene Kämpfer Gottes. Diesmal sage ich nicht die Vernichtung von Freunden vorher, sondern die Auslöschung des großen Feindes. Allah hat genug von dessen mörderischer Arroganz, der Korruption, der Gier, der ketzerischen Ignoranz und der Verachtung für den richtigen Weg und die Gebote, und so spreche ich eine Fatwa aus.«
    Die Männer in der Höhle beugen sich vor, als würden sie von einer unsichtbaren Kraft angezogen. Selbst Fauzan scheint gebannt von der Energie des Imam, von der unerschütterlichen Sicherheit in seinem Ton.
    »Die großen Türme in Washington, London und Berlin sollen in Finsternis versinken. Die Menschen sollen sich auflehnen gegen ihre Herrscher. Ihre Häuser sollen brennen, ihre Lebensmittel verschwinden, ihre Motoren den Dienst versagen und vom Himmel fallen, und zwar vom Ende dieses Monats an.
    Ihre Soldaten sollen rebellieren, ihre Regierungen stürzen, sie sollen ihre Gotteshäuser mit den eigenen Händen einreißen. Ab dem ersten November soll die Natur ihnen nichts mehr von ihrer Fülle geben.«
    So präzise und umfassend war bisher keine seiner Vorhersagen, denkt Hassan. Keine Warnung war je mit einem Zeitplan verknüpft.
    »Seine Ausstrahlung ist schon in natura beeindruckend, aber auf dem Bildschirm ist er einfach unglaublich«, meinte Fauzan kürzlich.
    Möchte wissen, ob die Amerikaner die Höhle schon angegriffen haben.
    Der Imam fährt fort: »Ihr großer, unrechtmäßig erworbener Reichtum wird ihnen nichts mehr nützen. Ihre korrupten Freunde in den muslimischen Ländern werden Millionen unterdrückter Menschen Rechenschaft ablegen müssen. Dies ist kein frommer Wunsch. Allahs Vergeltung wird nicht erst in ferner Zukunft beginnen, sondern vielleicht schon, wenn meine Worte verklungen sind.«
    Der Oktober ist in dreieinhalb Tagen vorüber, rechnet Hassan aus. Wer auch immer hinter diesen Drohungen steckt, ihm bleiben noch sechsundachtzig Stunden bis zu einem Angriff.
    »Aus den Trümmern«, fügt Imam Suleiman hinzu, »werden die Überlebenden eine schöne neue Welt errichten.«
    Er weigert sich, noch mehr zu sagen, und verwandelt sich wieder in einen Greis. Gestützt auf seine Helfer, humpelt er davon.
    Millionen Menschen in der arabischen Welt, weiß Hassan, werden einander in ihren Häusern, Cafes, Geschäften und Palästen anschauen und sich fragen, ob der alte Mann wie durch ein Wunder tatsächlich die himmlische Vergeltung vorhergesagt hat.
    Fauzan blickt ernst in die Kamera. »Wir beenden die Sendung mit einer Frage. Die Uhr tickt. Werden die Vorhersagen des Imam sich bewahrheiten?«
    Der Nachspann läuft.
    Im Studio entfernt die Moderatorin das Ansteckmikrofon von ihrem Kragen.
    Hassan spürt, wie die Anspannung in seinem Rücken nachlässt. Wie nach jeder Sendung, über die er die CIA vorab informiert hat. Wie jedes Mal denkt er: Vielleicht bin ich ja wieder einmal mit heiler Haut davongekommen.
    »Mensch, das ist doch nicht das Alitalia-Unglück«, sagt die Produktionssekretärin mit einem Blick auf Bildschirm neun. »Das ist ein ganz anderer Absturz.«
    Hassan schaut nach rechts. Auf dem Monitor sieht er die Golden Gate Bridge und Gaffer am Geländer. Die Bild-Unterschrift lautet: »Delta-Jet stürzt in die Bucht von San Francisco.«
    »Was zum … Moment mal«, sagt einer der Techniker kurz darauf und zeigt auf Monitor sechs, wo eine Sendung der BBC läuft. »Ein Flugzeugabsturz im Ärmelkanal. Das sind jetzt schon drei mit dem Absturz bei Rom letzte Nacht.«
    Offenbar ist die British Airways 747 nördlich von Le Havre heruntergekommen, an einem wolkenlosen Nachmittag bei strahlend blauem Himmel. Einfach ins Wasser gefallen und beim Aufprall zerschellt.
    Wie viele Maschinen haben sie noch zum Absturz gebracht?, denkt Hassan in Panik und spürt das Blut in seinen Schläfen pochen.
    Bestien. Wie haben sie dieses Timing so schnell hingekriegt?
    »Geben Sie mir den Ton aus London«, ordnet Hassan an und vernimmt im selben Moment den BBC-Sprecher. »Der Pilot hat Störungen an allen vier Triebwerken gemeldet. Genau wie die Crew des Air-India-Flugzeugs, das vor zwanzig Minuten aus zehntausend
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