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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday
Autoren: R. Scott Reiss
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Higuera, »die Experten haben jedes Flugzeug im ganzen Land gründlich untersucht. Jedes einzelne Triebwerk. Es war alles in Ordnung. Also haben sie sie zum Flug freigegeben.«
    Les, der korpulente, dunkelhaarige und leicht erregbare Chefredakteur der ABC-Nachrichtensendung Newsline, ist häufig vor seinen Nachbarn über wichtige Neuigkeiten im Bilde.
    »Die Regierung hätte alle Maschinen am Boden lassen sollen, bis Taucher die Wracks erreicht haben und jemand herausfindet, warum die Flugzeuge abgestürzt sind«, faucht Bob Cantoni, neunundzwanzig, Exmarine, Anhänger der National Rifle Association und politisch liberal eingestellt, solange es nicht um Waffenkontrolle geht. Er ist der einzige Bewohner des Blocks, der Schusswaffen besitzt. Eine Remington-Schrotflinte und eine 9-mm-Sig-Sauer. »Dieser Verrückte in Pakistan hat größere Anschläge prophezeit.«
    »Willst du dir von Terroristen dein Leben diktieren lassen?«
    »Darüber können wir später reden«, wendet Greg leise ein.
    Die jährliche Herbstparty an einem Sonntagabend in der Marion Street ist voll im Gange, und Gerard ist umgeben von Menschen, die er gern hat, weit weg von der Wohnwagensiedlung in Georgia, wo er geboren wurde, den Pflegeheimen, in denen er aufwuchs, und den Strafanstalten, in denen er einen großen Teil seiner Jugend verbracht hat.
    Die Marion Street liegt nur sieben Kilometer vom Weißen Haus entfernt, eine kurze, von Bäumen gesäumte Straße mit lediglich acht kleinen Häusern. Ein Minitudor. Gerards Haus im Federalstil. Einige modernisierte Landhäuser, ein paar Doppelhäuser. An der Straße ist nichts Besonderes zu erkennen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum er so gern hier wohnt. Er hat in so vielen Katastrophengebieten gearbeitet, die von Dürre, Malaria-Epidemien oder Cholera heimgesucht worden waren, dass ihm die Marion Street wie das Paradies erscheint.
    Zurzeit sind beide Enden der Straße mit hölzernen Sägeböcken gegen den Autoverkehr abgesperrt. Orangefarbene und blaue Lampions hängen an den Ästen der Eichen und Pinien, und zu Gesichtern geschnitzte, mit Kerzen erleuchtete Kürbisse grinsen von den Türschwellen. In Higueras Einfahrt gibt es »Mexikanische Küche«, in der Einfahrt der Cantonis eine »Bar«. Eleanor Holmes, Richterin in D.C. und ihr Mann Joe, ein Bauunternehmer, bieten in ihrem Vorgarten »Desserts« an.
    Aus den Lautsprechern schallt Jazz aus der Swing-Ära – »In the Mood« –, nicht so laut, dass man die Nachbarn am Ingomar Place stören würde, dennoch laut genug, dass die Leute auf der Straße tanzen können. Gerards Blick wandert zu seiner Frau Marisa hinüber, einer Lehrerin, die gerade mit ihrem zwölfjährigen Adoptivsohn Paulo und ihrer vierzehnjährigen Adoptivtochter Annie Jitterbug tanzt. Annie hat den Bogen ganz gut raus.
    Was bin ich für ein Glückspilz, denkt Gerard.
    Les bringt das Gespräch erneut auf die Flugzeuge. »Warum mussten sie auch alle über tiefen Gewässern abstürzen? Wo man keine Chance hat, eine Black Box zu finden.«
    Für die Jahreszeit ist es angenehm warm, der Himmel ist sternenklar, und die Blätter schimmern golden. Gerard hat in Georgia mit einem Stipendium der Armee ein Ingenieurstudium absolviert und in Georgetown Medizin studiert. Er ist groß, schlank, sommersprossig, hat eine kleine Narbe unter dem linken Auge, ein Andenken an einen Unfall in seiner Jugend, als er mit einem geklauten Motorrad unterwegs und die Polizei hinter ihm her war. Er hat dichtes schwarzes Haar und tiefblaue Augen – eine tödliche Mischung, wie Marisa zu sagen pflegt. Er sieht durchschnittlich gut aus, aber wenn er lächelt, selbst mit umgebundener Schürze, wirkt er umwerfend. So wie jetzt.
    Gerards Leben hatte sich geändert, als in der Strafanstalt, in der er als Sechzehnjähriger einsaß, Tuberkulose ausgebrochen war. Die Leute, die er bis dahin gefürchtet oder respektiert hatte – Insassen oder Wärter –, waren ausnahmslos in Panik geraten. Nur der Seuchenspezialist Dr. Wilbur Larch hatte die Ruhe bewahrt.
    Ich will so werden wie er, hatte Gerard damals beschlossen, und als die gesunden Mitinsassen evakuiert worden waren, war er geblieben und hatte seine Hilfe angeboten. Dr. Larch lehnte sein Angebot zwar ab, doch später unterstützte er den Jungen. Er verschaffte ihm Ferienjobs in der Gesundheitsbehörde und Zugang zum College und verhalf ihm später zum Medizinstudium. Larch war sein Mentor geworden.
    Jetzt gerade nahmen unter den Gästen der Grillparty die
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