Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel
Autoren: Berni Mayer
Vom Netzwerk:
dramatisch, um der Theorie vom Mandel Nachdruck zu verleihen, ohne bereits ganz davon überzeugt zu sein. Aber UV -Licht wirkt immer. Überhaupt der technische Fortschritt. Der schüchtert die Leute ein.
    »Ihr könnt diesen beschissenen Scheißdreck nicht beweisen, und ihr holt ganz sicher nicht die verdammte Polizei, sonst müsstet ihr denen auch erklären, was ihr gestern Nacht bei der brennenden Kirche gemacht habt«, sagte Skull, und unter seinem weißen Hemd zeichneten sich tellergroße gelbe Schweißflecken ab.
    »Das Kreuzigungsfoto ist echt«, sagte der Mandel. »Es ist nur nicht in Fykse entstanden, sondern hier. Der Hintergrund ist zwar unscharf, aber da ist ganz am Rand von dem Foto ein Farbverlauf zu sehen, den ich in der Höhle von Utgang nicht wiedererkannt habe. Es ist der obere linke Zipfel von dem Pentagramm hier. Die Kreuzigung war echt, und sie hat hier stattgefunden, nicht in Fykse.«
    Der Mandel zeigte mit dem Finger auf das Pentagramm an der Wand.
    »Genau hier habt ihr Cristian Hallberg ans Kreuz geschlagen.«
    Skull atmete tief ein. Als wollte er es jetzt einfach über sich ergehen lassen, bis es vorbei war, das investigative Gewitter. Aber der Mandel kam erst richtig in Fahrt.
    »Für Utgang war es die beste Chance, sich einen Namen zu machen, und sie konnten eine Grenze überschreiten, die andere Bands nie überschreiten würden. Aber was war dein Motiv? Cristian war doch mal dein Freund, oder?«, fragte der Mandel und sah Skull an, wie er seine Interviewpartner früher immer angeschaut hatte, wenn er sie zu der letzten doch eher missglückten Platte befragte. Vertraulich, aber doch streng. Und natürlich so, als wüsste er längst die Antwort.
    Skull öffnete zwei Knöpfe an seinem weißen Hemd. Er fasste sich mit der linken Hand unter die schweißgetränkte rechte Achselhöhle und wischte sich die Hand an seiner Hose ab. Ich schwor mir, ihm zum Abschied nicht die Hand zu geben. Er schaute ein paar Sekunden an die Decke, bevor er seinen Blick wieder auf den Mandel richtete. Langsam bekam ich eine Idee davon, was eigentlich passiert war. Und warum es passiert war. Und diese Idee wollte ich nicht für mich behalten, immerhin war das auch mein Fall.
    »Skull hat sein ganzes Dasein nur auf die Musik ausgerichtet. Der Plattenladen, das Magazin, die Konzerte und seine Freunde aus der Szene, mehr gibt und gab es doch nie bei ihm. Und dann kommt Baalberith und verrät Raske an die Polizei, verhindert dadurch aber nicht, dass der gute alte Hades mitsamt der alten Stabkirche abfackelt. Hades ist tot, Raske geht ins Gefängnis, das ganze Land schreit empört auf, und damit ist die Bewegung endgültig kriminalisiert und gestoppt. Skulls heile Welt liegt in Trümmern. Nichts wird mehr so sein wie in den glorreichen Neunzigern. Aber jetzt, nach all den Jahren, erfährt Skull erst, dass Baalberith der Maulwurf war, der das alles angerichtet hat«, sagte ich.
    Ich schaute zum Mandel, der gerade in aller Ruhe seine Zigarette in dem Aschenbecher auf dem Tisch ausdrückte.
    »Das wusste ich schon lange«, sagte Skull und sprach jetzt langsam und trotzdem undeutlich, als hätte er zu viel getrunken. »Alle haben sich beschissen eigensinnig und verfickt rücksichtslos gegenüber unserer Sache, gegenüber unserer Musik verhalten. Man hätte alle umbringen müssen, und zwar schon vor langer Zeit, um dieses Affentheater zu verhindern. Aber letztlich haben alle diese beschissenen Egomanen, Hades, Therion und Baalberith, eines gemeinsam. Ohne sie und ihre beschissenen Riesenegos hätte es die Bewegung überhaupt nicht gegeben.«
    »Warum nicht in Fykse?«, fragte der Mandel, und ich wusste erst nicht, was genau er damit meinte.
    Skull stand auf und ging hinüber zum Mandel. Für einen Moment dachte ich, jetzt will er den auch umbringen, aber dann schaltete er den Strahler aus. Es war jetzt fast ganz dunkel. Nur aus dem Raum mit den CD s drang durch den Türspalt noch ein matter Schimmer, gerade hell genug, um die Umrisse des Gegenübers zu sehen. Skull setzte sich wieder auf den Stuhl.
    »Zu grell«, sagte er.
    Der Mandel saß da und wartete auf seine Antwort. Er wartete einfach, er war sich sicher, dass er sie bekommen würde. Die Frage schwebte immer noch im Raum.
    Why not in Fykse?
    »Es sollte tatsächlich am Freitag in Fykse stattfinden, weil es da ja auch abgeschieden ist. Am Karfreitag, noch vor dem Konzert. Aber dann konnte ich nicht, weil eine große Lieferung von wiederveröffentlichten Dark-Reich-Alben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher