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Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Titel: Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Autoren: Stephen „Steve-O“ Glover , David Peisner
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Ich schwöre, dass ich so geboren wurde
    Im März 1996 saß ich im Gefängnis – in der Strafvollzugsanstalt von Orange County in Orlando, um genau zu sein. Ein paar Monate zuvor war ich innerhalb nicht einmal eines Jahres zum zweiten Mal wegen Trunkenheit am Steuer erwischt worden. Nachdem ich verbotenerweise an einer roten Ampel ein Wendemanöver veranstaltet und die Kurve nicht richtig gekriegt hatte, musste ich rechts ranfahren. Ich versuchte, dem Beamten einzureden, dass ich nicht betrunken, sondern nur müde sei. Doch im Protokoll zu meiner Festnahme steht: »Der Beschuldigte lehnte einen Alkoholtest bei der Straßenkontrolle ab und erklärte, er wolle lieber ein Nickerchen machen.«
    Nach der Verlesung der Anklage bekannte ich mich schuldig und bat den Richter, meine zehntägige Haftstrafe sofort antreten zu dürfen, denn eine weitere Hin- und Rückfahrt von mir zu Hause in Südflorida konnte ich mir nicht leisten.
    »Nach Hause« ist allerdings eine ziemlich beschönigende Bezeichnung meiner damaligen Lebenssituation. Mama hatte mich rausgeschmissen, und das nicht ohne guten Grund: Ich war ein verantwortungsloser Chaot, der offenbar völlig unfähig war, irgendeine Art von Job zu behalten. Die meiste Zeit hing ich damals auf den Sofas von Freunden herum oder ich schlief, wenn alles richtig schiefging, in meinem Wagen, mit dem ich herumkurvte, obwohl ich meinen Führerschein gerade mal wieder hatte abgeben müssen und das Nummernschild abgelaufen war. Ich erzählte den Leuten gern, dass ich Stuntman sei, doch abgesehen von ein paar geschenkten T-Shirts einer ziemlich neuen, in Florida ansässigen Klamottenfirma namens Bizo hatte ich nichts Vernünftiges vorzuweisen, auch wenn ich mich sechs Jahre lang immer wieder dabei gefilmt hatte, wie ich mit dem Skateboard herumdüste, von Dächern in flache Pools sprang oder sonst was tat, wovon ich glaubte, es könnte die Aufmerksamkeit der Leute wecken. Zudem waren all meine Vorderzähne lädiert, weil ich auf einer Party vor mehr als einem Jahr besoffen von einem Balkon im zweiten Stock gesprungen war, um ein Mädchen zu beeindrucken, und dabei auf dem Gesicht gelandet war. Bisher hatte ich es noch nicht geschafft, sie wieder in Ordnung bringen zu lassen.
    Jeder, der noch einigermaßen richtig tickt und sich mein damaliges Leben vor Augen führt, würde wohl zu dem Schluss kommen, dass es eine einzige beschissene Katastrophe war. Doch als ich – ein arbeitsloser, wohnungsloser College-Abbrecher mit ein paar übel aussehenden Vorderzähnen – da so auf der unteren Pritsche in meiner Gefängniszelle hockte, war ich total zuversichtlich. Ich war so überzeugt davon, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis die Welt entdecken würde, was für ein unglaublich durchgeknallter Typ ich war, dass ich die absolute Notwendigkeit spürte, schleunigst mit meinen Memoiren zu beginnen.
    »Man nennt mich Steve-O«, schrieb ich. »Ich überlege aber, ob ich mich nicht doch wieder Steve Glover nennen sollte, denn mit meiner Karriere geht es gerade richtig los, und ich weiß nicht, ob ich einen Spitznamen haben will, wenn ich berühmt bin.«
    Wenn ich berühmt bin. Das finde ich klasse. Als ich diese Zeilen zum Auftakt notierte, zweifelte ich keine Sekunde daran, dass ich berühmt werden würde; für mich stellte sich lediglich die Frage, wann . Mag sein, dass mein Leben zu jenem Zeitpunkt ein einziges Fiasko war, das sich eigentlich nur zum Schlimmeren entwickeln konnte, doch ein Stück von mir schaut neidisch auf diesen 21-jährigen Tagträumer. Auch wenn bei diesem Kerl bis dahin nur sehr wenig glattgelaufen war, wusste er, was er wollte, und war sich absolut sicher,
dass er es schaffen würde. Ich finde es immer noch erstaunlich, dass ich so enthusiastisch und optimistisch sein konnte, obwohl ich wirklich keinen Grund dazu hatte. Und noch Jahre später, als meine Träume schon im Wesentlichen Wirklichkeit geworden waren, konnte ich mich wie ein echter Idiot aufführen.
    Sobald ich meine »Gefängnis-Memoiren« niedergeschrieben hatte, reichte ich jede Seite an einige Mitinsassen weiter, die sie – wohl aus lauter Langeweile, die an diesem öden Ort herrschte – auch tatsächlich lasen. Es genügte mir nicht, selbst ganz begeistert davon zu sein, wie toll mein künftiges Leben einmal sein würde – ich hatte das Bedürfnis, dass auch andere davon wussten. Alle raten einem, einfach den Kopf einzuziehen und bloß nicht aufzufallen, wenn man ins Gefängnis muss, aber ich
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