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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel
Autoren: Berni Mayer
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merkwürdiger wird er.
    »Monokel spielen dieses Jahr nur noch einmal, und zwar in Stralsund«, sagte der Mandel und biss von dem Schokoriegel ab.
    »Spleen«, sagte ich.
    Der Mandel drehte die Musik aus seinem Computer lauter. Er hatte sich nach dem Auftrag von der Malleck letztes Jahr sofort einen neuen Laptop gekauft und zwei völlig überteuerte High-End-Lautsprecher dazu und hatte sich damit endgültig zum musikalischen Usurpator im Büro aufgeschwungen. Wir hörten jetzt viel zu laut »Das Monster vom Schilkinsee«. Ich kannte den Text beinahe auswendig, so oft hatte der Mandel das diese Woche schon abgespielt.
    »Machst du ein bisschen leiser? Ich bin noch längst nicht durch mit der Steuererklärung«, bat ich den Mandel, und er benutzte seinen alten Trick, bei dem er am Lautstärkeregler herumnestelt, aber in Wirklichkeit gar nicht leiser macht.
    »So besser?«, fragte er scheinheilig.
    »Nein«, sagte ich.
    Der Mandel nahm die italienischen Schuhe vom Schreibtisch und ging in unsere kleine Kaffeeküche. Die Lautstärke ließ er unverändert. Es war Mitte April, und ich saß vor der Steuererklärung vom letzten Jahr, in dem wir gar nicht schlecht verdient hatten. Da war der sehr gut bezahlte Auftrag von der Malleck gewesen, und auch der fette Urbaniak hatte uns vermutlich aus lauter schlechtem Gewissen noch fünftausend Euro mehr überwiesen, und dann kam der ganze Kleinkram dazu, den wir über Josef Windisch, den Kumpel vom Mandel, zugeschustert bekommen hatten. Der Windisch war damals direkt nach der Schließung vom Rock’n’Roll Express zu einem Boulevardblatt umgesiedelt, weil der Chefredakteur dort mit seinem Schwager befreundet war. Der Windisch wollte Fotos von Reese Witherspoon beim Abendessen im Poschardt, Fotos von dem Abgeordneten, dessen Namen ich nicht sagen soll, auf seiner neuen Joggingstrecke am Straßenstrich vorbei, Fotos vom Schürmann, diesem Jungschauspieler, beim Koksen auf dem Klo vom Sägewerk, und dann noch das Meisterstück vom Mandel, als er dem Defensivspieler von den Hertha-Amateuren den Peilsender untergejubelt hat und der Windisch dadurch seinem Kollegen vom Sport eine Reportage über die Charlottenburger Wettmafia verkaufen konnte. Diesen Zweig unseres Gewerbes nannte man »die dunklen Künste«, und er ist zuletzt ein wenig ins Gerede gekommen, aber ich kann versichern, für einen Privatdetektiv ist das heutzutage eine ganz herkömmliche Möglichkeit, an Geld zu gelangen. Unterm Strich war dann auch so viel zusammengekommen, dass wir den Schlaganfall vom Windisch letzten November erst mal gut verkraften konnten. Dieses Jahr hatte sich leider noch nicht viel getan, obwohl wir diverse Anzeigen in allen großen Tageszeitungen der Stadt geschaltet hatten.
    New-Media-Detektei »Mandel und Singer«.
    Technik und Recherche auf neuestem Stand.
    Die Internet-Experten
    Während ich überlegte, in welcher Spalte ich die Prüfungsgebühren für das IHK -Zertifikat »Fachkraft Detektiv in Ausbildung an der Sicherheitsakademie« eintragen musste, kam der Mandel mit einem Kaffee zurück an den Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an.
    »Wir wollten das mit dem Rauchen doch nur noch draußen machen«, sagte ich.
    »Draußen ist mir zu kalt«, sagte der Mandel. »Ist ja praktisch noch Winter.«
    »Hast du für mich auch einen Kaffee?«, fragte ich.
    »Du hast nichts gesagt. Wie viel Gewerbesteuer müssen wir eigentlich nachzahlen?«, fragte der Mandel.
    Mein Telefon klingelte. Es war Maria.
    »Mach die Musik aus«, sagte ich zum Mandel und stand gleichzeitig auf.
    »Mach doch nicht immer so einen Stress, Sigi«, sagte der Mandel.
    Es herrscht immer eine gewisse Anspannung, wenn Maria anruft, weil auch immer irgendwas ist, wenn sie anruft, selbst wenn nichts ist. Dieses Mal ging es um den Zulauf von der Waschmaschine. Als ich wieder aufgelegt hatte, schaute der Mandel konsterniert. Im ersten Moment hielt ich es für Anteilnahme und fing an zu reden.
    »Sie hat halt diese Ängste. Und das überträgt sich dann auf so simple Alltagsgegenstände wie die Waschmaschine. Das ist eine Lebenspanik. Da können Kleinigkeiten wie der defekte Zulauf das Weltbild erschüttern. Außerdem kann das wirklich die ganze Pumpe kaputt machen. Deshalb braucht sie jetzt die Gewissheit, dass ich da bin.«
    »Bitte was?«, sagte der Mandel und schaute immer noch konsterniert, aber jetzt merkte ich, dass sich das nicht auf mich bezog, sondern auf etwas, das er auf seinem Bildschirm entdeckt hatte.
    »Die
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