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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel
Autoren: Berni Mayer
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Erinnerung.

2: NORDLAND
    »Die zahlen keinen Flug«, sagte der Mandel zur Begrüßung am nächsten Tag im Büro. Ich war mit der U-Bahn gekommen und durch den schwarzen Schnee und die Hundescheiße zum Nordufer gelaufen, weil der Mandel das Auto mit nach Hause genommen hatte. Ich war trotz der Kälte nass geschwitzt, weil es in der U-Bahn zu heiß war.
    »Guten Morgen erst einmal«, sagte ich.
    »Die würden sich aber über eine Berichterstattung freuen und uns das Hotel für drei Tage zahlen. Aber keinen Flug. Damit ist es gestorben, oder?«, sagte er.
    »Gehen wir erst mal in den Deichgraf. Unsere Kaffeemaschine ist kaputt«, sagte ich.
    »Unsinn«, sagte der Mandel und hielt triumphierend seine Tasse hoch, in der sich offensichtlich frischer Kaffee befand. Ich zog meine Jacke aus und setzte mich. Als hätte er nur darauf gewartet, dass ich endlich ins Büro kam, machte der Mandel seinen Bluesrock an und rauchte eine Zigarette dazu. Lang ging das nicht mehr gut mit uns.
    »Kann ich dein Detektiv-Zertifikat haben?«, fragte ich durch den Bluesrock und den Rauch hindurch zur anderen Seite des Schreibtischs, von wo aus der Mandel aufs Nordufer schauen konnte.
    »Wozu?«
    »Ich wollte eine Kopie an den Winter schicken. Er meinte doch, wenn wir Arbeit brauchen, kennt er einen beim Gericht, der hin und wieder Recherchearbeiten anfordert. So ähnlich wie bei Ein Fall für zwei . Aber man muss sein Zertifikat vorlegen.«
    »Als ob der Winter uns jemals freiwillig einen Gefallen tun würde«, sagte der Mandel.
    »Du warst doch dabei, als er’s uns angeboten hat.«
    »Das war vor einem Kühlregal in der Metro. Auf mich hat er verwirrt gewirkt«, sagte der Mandel.
    »Ich hatte den Eindruck, er hat sich gefreut, uns zu sehen. Nach seinem Erfolg mit dem Buch ist er nicht mehr so angespannt wie früher«, sagte ich, aber der Mandel schüttelte nur kurz den Kopf und tippte auf seiner Maus herum. Der Winter war der Leiter der achten Mordkommission in der Keithstraße.
    »Fahren wir doch mit dem Auto nach Norwegen. Hier ist eh nichts los«, sagte ich.
    »Ich weiß nicht«, sagte der Mandel, ohne von der Maus abzulassen.
    »Warum denn nicht?«
    »Es ist kalt«, sagte der Mandel, ohne sich darauf festzulegen, wo es kalt war. Vermutlich meinte er Norwegen.
    »Schau, so ein Urlaub würde uns ganz guttun. Wir sitzen sonst nur den ganzen Tag hier oder im Deichgraf drüben«, sagte ich und schaute mir den Mandel genauer an. Er trug ein graues Jackett und ein schwarzes Hemd darunter, die obersten Knöpfe geöffnet. Er wirkte gepflegt wie immer, aber seine Augenringe waren dunkler als noch im letzten Jahr. Ich fand, man sah ihm seine vierzig plus deutlich an.
    Der Mandel zuckte mit den Schultern, und mein Telefon klingelte. Es war Maria. Sie hatte Ärger mit ihrer Mutter gehabt, und ich versuchte, sie zu beruhigen, weil sie sonst heute Abend noch von Chemnitz zurückkommen wollte. Der Mandel stieß scharf die Luft aus, während ich telefonierte.
    »Lass uns fahren«, sagte der Mandel, ungefähr eine Sekunde nachdem ich aufgelegt hatte.
    »Super, Mandel, super. Das wird sicher gut.«
    »Ja, ja«, sagte der Mandel.
    »Warst du eigentlich noch in Stralsund gestern Abend?«, fragte ich.
    »Nein, Stralsund ist doch viel zu weit weg«, sagte der Mandel.
    Die folgenden Nächte schlief ich schlecht. Ich war schon länger nicht mehr im Urlaub gewesen, wenn man von den Desaster-Wochenenden an der Ostsee mit Maria einmal absieht, und ich wusste gar nicht, was ich alles einpacken sollte. Zunächst kaufte ich mir zwei CD s von Dark Reich, damit ich beim Konzert nicht vor einem Berg unbekannter Lieder stehen musste, denn bis man sich live in eine unbekannte Band reingehört hat, ist das Konzert vorbei. Dann holte ich mir in einem Secondhandgeschäft einen grünen Parka mit wärmeisolierendem Innenfutter, weil ich die Kälte und den Wind fürchtete, den die Leute in den Norwegen-Foren kolportierten. Maria war in der Zwischenzeit zurück, und ihre Freude darüber, dass die Waschmaschine wieder funktionierte, trübte ich durch die Ankündigung, mit dem Mandel ein paar Tage nach Norwegen zu fahren. Ich sagte, dass ich einen Artikel schreiben müsse und dass die Plattenfirma alles bezahlen würde. Maria war trotzdem nicht einverstanden mit meinen Reiseplänen.
    »Du lässt mich dauernd allein«, sagte sie, und ich dachte, dass sie jetzt vollkommen spinnt. Immerhin hatte ich sie bei mir einziehen lassen.
    Ich freute mich auf die Reise, auf die Tage ohne die
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