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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel
Autoren: Berni Mayer
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gut geschlafen und ausgezeichnet gefrühstückt.
    Ich schaute neben mir den Mandel an, weil es mich interessierte, wie er auf die gegenseitigen Beschuldigungen der zwei Død-Männer reagierte. Doch er reagierte gar nicht. Er saß nur stumm da und schaute neben sich auf den Boden.
    »Einen Scheißdreck wollte ich. Ich kenn doch diese Arschlöcher überhaupt nicht«, sagte Aasen und sah jetzt mich an, als könnte ich ihn von den ganzen Vorwürfen freisprechen. Ich zuckte mit den Schultern.
    »Du wusstest ganz genau, wen du da gestern im Auto mitgenommen hast«, sagte Myklebust.
    »Hä?«, mischte ich mich ein.
    »Wir haben uns schon vor ein paar Wochen mit Aasen wegen einem möglichen Video getroffen«, sagte Myklebust. »Als ihr Grimnir gestern Nacht von der Straße gekratzt habt, wusste Aasen genau, wer das ist. Er hat ihn nicht im Krankenhaus abgeliefert, sondern einfach vors Garage gelegt. Seine Mutter hat mich angerufen.«
    »Ich weiß doch nicht mehr, wie euer blöder Gitarrist aussieht. Und wie hätte ich seinen halb toten Zustand denn dem Arzt erklären sollen? Und mein Verhältnis zu ihm?«, sagte Aasen und sah jetzt noch blasser aus, was angesichts seiner weißen Grundfarbe eigentlich unmöglich war. Er wagte einen vorsichtigen Blick zu mir, aber ich tat so, als hätte ich es nicht bemerkt. Der Mandel starrte weiterhin auf den Boden, und langsam glaubte ich, dass er verrückt geworden war.
    »Können wir vielleicht unseren Autoschlüssel haben, weil wir würden dann gerne fahren?«, fragte ich, der eigentlich gar nicht mehr wissen wollte, wer der Mörder von Baalberith war oder wer was in Stavanger getan hatte. Es schien mir gesünder, sich aus den internen Angelegenheiten des Svarte Sirkel herauszuhalten.
    Myklebust verstand mich offensichtlich und hatte unseren Autoschlüssel schon aus der Innentasche seiner Jacke geholt, aber Raske legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Einen Moment noch, Anders.«
    »Sag du doch auch mal, dass wir jetzt fahren wollen«, flüsterte ich dem Mandel zu, der bis eben mit dem Fingernagel in den Ritzen der Steinfliesen herumgekratzt hatte. Jetzt klappte er mitten im größten Anschuldigungs-Tohuwabohu seinen Computer auf.
    Myklebust hielt den Autoschlüssel in der Hand, aber Raske hatte immer noch die Hand auf seiner Schulter.
    »Es wird unsere deutschen Freunde interessieren, dass Gunarr letzte Woche Cristian angerufen und ihm ein klärendes Gespräch vorgeschlagen hat. Bei mir auf der Insel. Um sich endlich aller Altlasten zu entledigen. Um alles zu besprechen: Stavanger, Fantoft, Vilde. Das Gespräch war in der Nacht nach dem Dark-Reich-Konzert geplant, das hat mir Gunarr so in einer E-Mail geschrieben. Er wollte mit Cristian nach dem Konzert nach Mundheimsvegen fahren, aber sie sind nie bei mir angekommen.«
    »Er hat sich nicht bei mir gemeldet. Er sagte, er ruft an, wenn das Konzert zu Ende ist, damit ich ihn abhole, aber er hat nicht angerufen. In der Nacht saß ich im Keller und habe an einem Video gearbeitet und auf seinen Anruf gewartet«, sagte Aasen.
    »Schon gut, Gunarr«, sagte Raske, nahm seine Hand von Myklebusts Schulter und legte sie auf die Hand von Aasen. Er unterband damit dessen Paradiddles.
    »Jetzt reicht’s«, sagte Aasen, schlug die Hand von Raske weg und holte zu meinem Entsetzen die Glock aus dem Hosenbund. Er presste sie von unten gegen Raskes Nasenlöcher, sodass es die gesamte Nase ein Stückchen nach oben schob.
    »Du intrigantes Schwein. Du tust es schon wieder. Du hast die Stadt kaputtgemacht, auf Jahrzehnte hast du die Stadt kaputtgemacht mit deinen Intrigen. Und jetzt, wo sich gerade alles einigermaßen beruhigt hat, fängst du wieder an. Weil du es nicht ertragen kannst, dass man dich vergisst. Weil du es nicht ertragen kannst, dass man die Scheiße vergisst, die du angerichtet hast. Deshalb muss sich alles immer wiederholen. Die Geschichte muss sich die ganze verdammte Zeit wiederholen. Nur damit man dich Arschloch nicht vergisst. Ich habe die Schnauze so unglaublich voll von dir. Ich sollte dir dein krankes Hirn hier und jetzt aus dem Schädel schießen. Dann ist diese Stadt ihre größte Plage los.«
    Obwohl die Nase von Raske jetzt schon mindestens drei Zentimeter höher als vorher war, blieben seine Augen ruhig. Wie ein klarer kalter Gebirgssee nach einem Regenschauer, wenn gerade wieder die Sonne rauskommt. Klar und glatt, keine Unruhe an der Oberfläche. Kein Blinzeln, kein Pupillensprung, nicht die geringste Unruhe.
    »Jetzt
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