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Black Jail

Black Jail

Titel: Black Jail
Autoren: Allan Guthrie
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dass jemand anderes diese Farbe trug. »Er hat gewusst, wer ich bin.«
    Sie hatte Glass von ihrem Besuch im Supermarkt heute Morgen erzählt, von dem Kerl, der draußen auf der Mauer gesessen und sie angequatscht hatte, als sie rauskam.
    »Was hat er gesagt?«
    »Gefragt, wie’s mir geht.«
    »Vielleicht stand er auf dich.« Absolut möglich. Lorna hatte ein schönes Gesicht, lange blonde Haare, einen sportlichen Körper und diese sexy Zehen. Sie war acht Jahre älter als Glass, aber dreißig war nicht alt, egal wie oft sie sagte, dass sie sich so fühlte. Nie im Leben.
    Alle hatten gesagt, das mit ihrer Beziehung würde nicht funktionieren. Okay, nicht alle. Nur ihre Mutter. Aber Glass wusste, was die Übrigen dachten.
    Sie ist schwanger. Der bleibt nicht bei ihr. Der ist viel zu jung.
    Na klar. Scheiß auf sie alle. Er war lange genug bei ihr geblieben, um sie zu heiraten, und er würde weiterhin bei ihr bleiben. Auch wenn nicht immer alles super lief. Eine perfekte Ehe gab es nicht. Schon möglich, dass Lorna nicht mehr dieselbe war, die mal nackt auf die Fensterbank ihrerWohnung über der Bäckerei geklettert war und den Passanten zugewinkt hatte. Nur weil er sie dazu aufgestachelt hatte. »Dir kann gar nichts passieren«, hatte er gesagt. »Da guckt keiner rauf.« Und er hatte recht gehabt. Er war zu ihr auf die Fensterbank gekommen, und die Arme um die Hüften geschlungen hatten sie dagestanden. Und keiner hatte raufgesehen.
    Wenn er jetzt so was vorschlagen würde, würde sie ihn Arschgesicht nennen. Sie hatte sich verändert. Aber er sich auch.
    Egal, sie wohnten in Edinburgh, und er hatte einen festen Job. Was er jetzt absolut nicht brauchen konnte, war irgendein Arschloch, das das alles kaputt machte.
    »Er hat meinen Namen gesagt«, sagte Lorna. »Er hat gesagt: ›Schönen Tag, Lorna. Wie geht’s?‹ Wie Caitlin heißt, hat er auch gewusst.« Bei dem Wort »Caitlin« hob Lorna den Kopf.
    Glass auch, halb in der Erwartung, dass Caitlin die Treppe heruntergestapft käme, um ihnen zu erzählen, sie könne nicht schlafen und Daddy solle ihr noch eine Gutenachtgeschichte vorlesen, die mit dem Drachen, der wütend und immer wütender wurde, bis er das ganze Feuer aus sich herausfauchte.
    Glass ertappte sich dabei, dass er lächelte. Die gefiel ihm auch. Das war schon ein glücklicher Scheißkerl von einem Drachen. Aber Caitlin erschien nicht. Da waren nur er und Lorna und ihre Erzählung von dem unheimlichen Kerl vor dem Supermarkt.
    »Komisch«, sagte Glass. Er hatte eine Ahnung, wer der Typ war – oder zumindest, wer ihn geschickt hatte –, aber das wollte er Lorna nicht sagen, für den Fall, dass er sich irrte. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte.
    »Findest du?«, fragte sie. »Du findest das ›komisch‹?«
    Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn mit einem Rasiermesser geschnitten. Ihr Sarkasmus war auch so eineVeränderung, an die er sich nie gewöhnt hatte, sich nie gewöhnen würde, glaubte er.
    »›Kenn ich Sie?‹, hab ich ihn gefragt.« Sie hielt inne. »Weißt du, was er gesagt hat?« Sie wartete auf eine Antwort von Glass. Er schüttelte schwach den Kopf.
    »›Noch nicht.‹« Sie trank einen Schluck. Ihre Hand zitterte so stark, dass ihre Zähne gegen den Rand des Glases klapperten. »Hat mich total kirre gemacht.«
    »Klar«, sagte Glass. »Kann ich mir denken.«
    Sie holte Luft, nahm das Glas von einer Hand in die andere, wackelte wieder mit den Zehen. »Ich dachte, dass er vielleicht jemand ist, den du kennst. Ich hab ihn gefragt. ›Wir haben gemeinsame Bekannte‹, hat er gesagt.«
    Das Gespräch näherte sich gefährlichem Terrain.
    »Wie hat er ausgesehen?«, fragte Glass.
    Sie kniff die Augen zusammen, öffnete leicht den Mund und drückte die Zunge gegen die Zähne. »Kurze braune Haare. Unrasiert. Klamotten wie vom Sozialamt. Militärzeug.«
    »Da klingelt gar nichts bei mir.«
    »Nick, wenn du’s weißt, sag’s mir. Ich will nicht beschützt werden. Ich bin groß genug.«
    »Tut mir leid«, sagte Glass. »Ich hab keine Ahnung, wer das ist.«
    Er umrundete den Couchtisch, ging in die Knie, streckte beide Hände aus und legte sie um ihren Fuß. Um sie beide von dem Supermarktkerl abzubringen. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen. Er massierte ihren Fußballen mit den Daumen. »Wollen wir?«, fragte er.
    Sie schlug die Augen auf und entzog ihren Fuß seinem Griff. »Nein«, sagte sie. »Ich bin nicht in Stimmung.«
MITTWOCH
    Glass steckte den Schlüssel ins Schloss,
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