Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Jail

Black Jail

Titel: Black Jail
Autoren: Allan Guthrie
Vom Netzwerk:
ruft er.
    »Nur die Ruhe«, sagt Mad Will. »Es ist nicht echt. Du stehst unter Schock. Ich geb dir was, das dir hilft, zu vergessen.«
    Im Schlafzimmer sieht Glass den Koffer.
    »Weggegangen«, sagt Glass, »zu ihrer Mutter. Lorna und Caitlin. Zu ihrer Mutter.«
    »Wenn du willst«, sagt Mad Will. »Genau.«
    »Mein Finger«, sagt Glass.
    »Du hast ihn abgeschnitten«, sagt ihm Mad Will. »Im Klo runtergespült.«
    Der Teppich unter seinen Füßen ist rot.
    »Sauerei«, sagt Glass.
    »Ich mach hier ein bisschen sauber, wenn wir dich ins Bett gebracht haben.«
    Glass’ Fuß stößt gegen einen Becher, der dort hingefallen ist. Er ist grün, und er rollt und dreht sich, und das Drehen will gar nicht aufhören.
    Im Besuchsraum hob Glass den Blick vom Fußboden, wo Watt und Mafia sich über ihn beugten.
    »Du bist umgefallen«, sagte Mafia.
    »Ich weiß es wieder«, sagte Glass. »Ich weiß es wieder.«
    Und jetzt, in diesem Raum, wartete er darauf, dass sich die Tür öffnete.
    Er würde nie entlassen werden. Er hatte drei Menschen ermordet, und sie hielten ihn immer noch für verrückt. Aber heute würde er die Gräber seiner Frau und seiner Tochter besuchen. Endlich konnte er sich verabschieden.
    Die Tür öffnete sich um 9.30 Uhr. Der Pfleger hielt sein Frühstückstablett in der einen Hand und ließ mit der anderen seine Schlüssel klirren. »Morgen, Nick. Ich hoffe, Sie haben Hunger.«
    Glass verschränkte die Hände. »Wann gehen wir?«
    »Wohin?«
    »Von hier weg. Zum Friedhof.«
    »Aha.« Der Pfleger stellte das Tablett auf dem Tisch ab. »Sie haben wieder mit Ihren Freunden gesprochen?«
    »Watt ist nicht mein Freund.«
    »Entschuldigung.«
    »Aber Mafia schon. Sie haben beide gesagt, dass Mad Will es war.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ich war’s nicht.« Er fing wieder an zu weinen. »Sie haben’s mir gesagt. Im Besuchsraum.«
    »Das ist schön. Ich verstehe ja nicht, wie Sie Cornflakes so trocken essen können.«
    »Von Milch wird mir schlecht.«
    »Fein, essen Sie auf. Dann geht es Ihnen besser.«
    »Mir geht’s besser, wenn ich die Gräber von Lorna und Caitlin sehe.«
    »Nick … ich glaube nicht.«
    »Ist es nicht heute?«, fragte Glass. »Mafia hat gesagt, es sei heute.«
    »Nein«, sagte der Pfleger. »Da hat er sich geirrt.«
    »Dann morgen? Ich glaube, ich werd sie morgen sehen. Ja, morgen muss es sein.« Er schob sich einen Löffel Cornflakes in den Mund. Zermalmte sie. Morgen. Er hatte so lange gewartet. Da konnte er auch noch einen Tag mehr warten.

DIENSTAG, 19. MAI 2009
    Als die neue Patientin eintraf, kam sie Glass bekannt vor. Aber erst als man sie allein im Stuhl sitzen gelassen hatte, schaffte er es, Blickkontakt herzustellen. Er fühlte sich leicht, als hätte sich ein Ballon aus seinem Magen in seine Brust gequetscht und in seine Schultern ausgebreitet. Konnte es wirklich sie sein? Glass schaute noch mal zu der Frau im Stuhl, zweifelte wieder an sich. Nach allem, was er durchgemacht hatte, musste er vorsichtig sein.
    Er schlurfte hinüber zu der sitzenden Gestalt. »Bist du’s wirklich?«, flüsterte er.
    »Nick?«
    Glass legte die Arme um Hazel und drückte sie.
    »Vorsicht«, sagte sie. »Sie könnten zuschauen.«
    »Da wett ich drauf.« Glass trat zurück. »Die Wichser an der Nase rumzuführen, ist echt ’n Vollzeitjob.« Er flüsterte. »Ich hab gedacht, du bist tot.«
    »Ich musste weg.« Sie drückte seine Hand, und er merkte, dass sie schwarze Handschuhe trug. »Ich wollte ja nicht, dass du für verrückt gehalten wirst.«
    »Und was war mit Mamas Beerdigung?« Er hatte Mühe, den Zorn aus seiner Stimme herauszuhalten.
    »Mich hättest du als Letzte dort brauchen können.«
    »Aber Mama hätte dich gebraucht.«
    »Sie war tot, Nick. Sie hat überhaupt niemanden gebraucht. Ich hab allerdings nicht damit gerechnet, dass du wirklich verrückt wirst.«
    »Bin ich das?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Ich weiß nicht mehr. Manchmal denke ich, ich bin’s. Manchmal denke ich, alle andern sind’s.«
    »Vielleicht stimmt beides ein bisschen.« Sie hielt seine Hand. Musterte den Stumpf seines fehlenden Fingers.»Was mit Lorna und Caitlin passiert ist, reicht, um jeden zum Überschnappen zu bringen.«
    Glass zog die Hand weg. »Mad Will hat sie umgebracht.«
    »Ich weiß«, sagte sie nickend.
    »Du hast nicht gedacht, ich sei’s gewesen?«
    »Nie.«
    Glass legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Ich hab was für dich.« Sie steckte die Hand in die Tasche und holte ein sargförmiges,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher