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Black Jail

Black Jail

Titel: Black Jail
Autoren: Allan Guthrie
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erzählt? Ist das noch so ’n Spiel?« Komisch, Glass war nicht wütend. Er war mehr als alles andere enttäuscht. »Oder vielleicht ist sie ja auch verrückt. Die sind alle verrückt, sonst wären sie ja nicht hier. Das ist eine Tatsache. Dagegen können Sie nichts sagen.«
    Riddell fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er hob den Blick zu Glass. »Denken Sie, ich bin verrückt?«
    Glass blickte ihn an. »Nein, ’türlich nicht. Wieso sollte ich das denken?«
    »Ich dachte, Sie würden mir vertrauen. Ich dachte, wir seien uns einig, dass ich nicht hier bin, um Sie reinzulegen. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
    Glass wandte den Blick ab und dann wieder ihm zu.
    »Also, vertrauen Sie mir?«, fragte Riddell. »Das ist sehr wichtig.«
    »Ich schätze schon. Abgesehen von den Spielen.«
    »Sie glauben also nicht wirklich, dass ich ihr erzählt habe …«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Glass.
    »Nick«, sagte Riddell. »Das hier ist nicht einfach. Aber wir müssen weiterkommen.«
    Glass schlug die Beine übereinander, verschränkte die Arme.
    Riddell schaute ihn mit festem Blick unverwandt an. »Sie müssen sich erinnern.«
    Glass stellte die Beine wieder nebeneinander, setzte sich aufrecht hin. »Ich hab Ihnen gesagt, an was ich mich erinnere.«
    »Wir müssen weiter zurückgehen. Wir müssen wissen, was geschah, als Sie sich den Finger abschnitten.«
    »Ich weiß nicht, was da passiert ist.«
    Riddell mühte sich ab, etwas herauszubekommen. Seine Wangen blähten sich buchstäblich auf. Schließlich sagte er mit einem Schnauben: »Sie können sich nicht ewig davor verstecken.«
    Ein Reflex: »Kann ich wohl.«
    »Meinen Sie?« Riddell drehte sich ihm jäh zu. »Ist es das, was Sie wollen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Glass. »Vor was versteck ich mich denn?«
    »Sie hatten die Nachtschicht beendet. Sie fuhren nach Hause. Was geschah, als Sie dort ankamen?«
    Glass erinnerte sich nicht. Wie oft musste er ihm das noch erzählen? »Wieso spielt das eine Rolle?«
    »Was ist passiert?«
    »Watt hat meine Familie erschossen. Ich konnte ihnen nicht helfen. Finden Sie nicht, dass ich das jetzt oft genug durchgemacht habe?«
    »Sie konnten ihnen nicht helfen, weil Sie in einer leeren Wohnung in Niddrie an einen Stuhl gefesselt waren.«
    »Genau.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Wollen Sie sagen, ich hab das erfunden? Mir das auch nur eingebildet?«
    »Nein, Watt bestätigt es.«
    Gott sei Dank.
    »Aber da gibt es ein Problem, Nick. Ein großes Problem. So groß, dass Watt nicht vor Gericht kommt. Jedenfalls nicht wegen Mordes.«
    Glass hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand die Faust in die Kehle gerammt und würde ihm nun mit den Fingern den Magen umrühren. »Was ist passiert?«
    »Die Leichenschaubefunde über Lorna und Caitlin erzählen eine andere Geschichte, als die, die Sie uns glauben lassen möchten.«
    Glass hob seine Hand an den Mund und knabberte an seinen Knöcheln.
    »Nick«, sagte Riddell, »bitte lassen Sie das.«
    Stöhnend ließ Glass die Hand fallen.
    Er atmete.
    Atmete, atmete, atmete, atmete.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte Riddell.
    Leichenschaubefunde. Andere Geschichte. Sie uns glauben lassen möchten.
    Glass saß eine Weile da, bis er das Gefühl hatte, sprechen zu können. »Sagen Sie’s mir.«
    »Lorna ist nie zu ihrer Mutter gegangen.«
    »Wo ist sie hingegangen?«
    »Nirgendwohin.«
    »Sie muss irgendwohin gegangen sein.«
    »Nein, Nick, sie war die ganze Zeit über zu Hause.«
    »War sie nicht. Machen Sie sich nicht lächerlich. Ich weiß, dass sie nicht …«
    »Sie war im Bad, Nick. Sie und Caitlin. Als Watt sie fand, waren sie schon seit mehr als vierundzwanzig Stunden tot.«
    Glass biss sich in den Knöchel, bis er Blut schmeckte.
    »Sie wurden nicht im Bad erschossen«, sagte Riddell.
    »Hören Sie auf.«
    »Es ist in Ihrem Schlafzimmer passiert. Jemand trug sie ins Badezimmer. Legte sie in die Badewanne.«
    »Hören Sie auf!«
    »Legte eine Decke über sie. Zog den Duschvorhang ganz zu.«
    »Hören Sie auf. Bitte hören Sie auf.«
    »Irgendeine Idee, wer das gewesen sein könnte?«
    Er lag die ganze Nacht über wach und dachte darüber nach.
    Nach ein paar Stunden konnte er sich vorstellen, was Riddell hören wollte.
    Glass hebt Lorna auf, trägt sie bis zum Badezimmer, versucht, sie sachte abzulegen, aber ihr Hinterkopf knallt trotzdem gegen die Badewanne. Er muss weinen, rote Tränen tropfen in seine Hände.
    Zurück im Schlafzimmer hebt er sein kleines Baby auf, schmiegt es an seine
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