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Black Jail

Black Jail

Titel: Black Jail
Autoren: Allan Guthrie
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herausgelegt hatte. Allerdings wollte er nicht, dass ihn jemand fotografierte. Die Geschichte würde bald in die Zeitung kommen.
    Er setzte sich ans Fenster und wartete darauf, dass seine Tür aufging.
    Eins nach dem andern. Es ging ihm immer noch nicht gut, aber er wusste jetzt, dass sich das bessern konnte. Vielleicht würden sie ihn eines Tages rauslassen. Er wagte es nicht zu hoffen. Hoffnung war die sicherste Methode, einen Mann kaputtzumachen. Das wusste er inzwischen.
    Er wartete.
    Es war eine Weile her, dass Mafia darum gebeten hatte, ihn besuchen zu dürfen. Einen Monat. Nein, vielleicht zwei Wochen. Oder vielleicht auch kurz vor seiner letzten Spritze. Der genaue Zeitpunkt war schwer zu bestimmen. Egal, wann auch immer, Glass war von dem Gedanken, Mafia wiederzusehen, alles andere als entzückt. Wusste nicht, was Mafia wollte, und Mafia wollte es ihm am Telefon nicht sagen. Er hatte nur gesagt, dass er auf Bewährung draußen sei und dass alles mit ihm okay sei, er habe sich sogar mit Watt versöhnt. Aber es gab noch etwas Wichtiges, das Glass wissen musste. Hatte zu Glass gesagt, dass er Watt mitbringen würde, dass sein Bruder die Sache erklären müsse.
    Schließlich war Glass einverstanden, sie zu treffen, nachdem Mafia darauf beharrt hatte, wie wichtig es sei.
    Im Besuchsraum wurde Glass klar, dass er Watt und Mafia noch nie zusammen gesehen hatte. Sie sahen nicht aus wie Brüder.
    »Ich will Mad Wills guten Namen nicht in den Dreck ziehen«, hatte Watt gesagt. Er sah fast so aus, wie Glass ihn in Erinnerung hatte. Ein bisschen verkniffener um die Augen rum.
    »Wirst du aber.« Mafia hatte nicht so viel Glück gehabt wie sein Bruder. Er sah so alt aus, wie er war, als wäre seinKopf zu schwer, um ihn aufrecht zu halten. Früher hatte er mal cool ausgesehen, aber jetzt sah er nur noch aus wie ein alter Kerl, der versucht, cool auszusehen. »Bring’s hinter dich.«
    Watt zuckte die Achseln. »Mad Will ist tot«, sagte er. »Hat sich selber erschossen.« Watt demonstrierte es mit der Hand, den Kopf in den Nacken gelegt, die Finger unters Kinn gehalten.
    Mad Will hatte Glass vor all den Jahren Watt direkt in die Hände geliefert, aber trotzdem spürte Glass, wie ihm das Wasser in die Augen stieg. Er konnte über alles losheulen. Einmal hatte er einen Hemdknopf verloren und hatte zwei Wochen lang nicht aufgehört zu weinen. »Wieso erzählst du mir das?«, fragte er. »Wieso bist du nicht im Gefängnis, du Scheißmörderarschloch?«
    »Das will er ja grade erklären«, sagte Mafia.
    Watt schaute Mafia an, und Mafia boxte ihm auf den Arm.
    »Spuck’s aus«, sagte Mafia. »Sonst mach ich’s.«
    »Mad Will hat zwar keinen Abschiedsbrief hinterlassen, aber ’ne Art Geständnis.« Watt stockte. »Ich hab ihn an dem Abend gesehen, als er gestorben ist. Und er hat mir was erzählt.«
    »Was mein Bruder für sich behalten hat«, sagte Mafia. »Bis vor zwei Nächten. Das blöde Arschloch.«
    »Ich hab ihm nicht geglaubt«, sagte Watt.
    »Du hast ihm nicht glauben wollen.«
    »Das stimmt.«
    »War ja auch viel einfacher, Nick hier die Schuld zu geben.«
    »Ja, ich weiß. Ich streit’s ja gar nicht ab. Aber es hat mich nicht losgelassen. Schließlich hat Mad Will sich erschossen, das heißt, er muss ernsthaft gestört gewesen sein. Ich musste es jemandem erzählen.«
    »Hat er das gewollt?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaub nicht, dass er’s an die große Glocke hängen wollte. Ich glaub, er wollt’s einfach nur beichten.«
    »Dann hätt er zu ’nem Priester gehen können. Ist er aber nicht. Er ist zu dir gegangen. Er hat gewusst, dass du’s weitererzählen würdest.«
    Während Glass ihrem Gerede zuhörte, bohrte sich der Dorn wieder in seinen Kopf. Es war lange her, dass er ihn gespürt hatte. Er hatte ganz vergessen, wie kalt er war. »Was hat er dir erzählt?«
    Watt rieb mit den Fingern quer über seine Stirn und wieder zurück. »Er hat gesagt, er war es. Er hat gesagt, er hat’s getan.«
    Glass wurde eine Sekunde lang schwarz vor Augen. »Was getan?«
    »Sie ermordet.«
    »Lorna und Caitlin«, sagte Mafia.
    »Er war’s?« Glass wusste nicht, was er sagen sollte. Er glaubte es nicht. Der Dorn drehte sich in seinem Kopf, und der Schmerz lähmte sein Gehirn. In seiner Brust wuchs sein Herz, bis es sein Inneres ausfüllte, seine Lungen zerdrückte, so dass er nicht atmen konnte.
    »Mein Bruder ist schuld«, sagte Mafia.
    »Wieso?«, brachte Glass heraus.
    »Weil ich ihm immer wieder erzählt hab, was für
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