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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Connelly
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oder ein Putzbrocken ins Auge gekommen.«
    Sie hielt die Hand wieder auf ihr Auge. Vor dem Haus erreichte die Turbine die kritische Geschwindigkeit. Der Hubschrauber hob ab. Bosch sprang hoch und rannte zur Eingangstür zurück.
    »Lassen Sie ihn doch«, rief ihm Mendenhall nach. »Wo soll er denn hin?«
    Bosch schenkte ihr keine Beachtung und rannte ins Freie, in die Mitte der Wendeschleife.
    Im selben Moment begann sich der Hubschrauber von der Plattform zu heben.
    Bosch war etwa fünfzig Meter von ihm entfernt, als er an den Bäumen entlang in die Höhe stieg. Die Pistole mit beiden Armen von sich gestreckt, zielte Bosch auf das Turbinengehäuse. Er hatte sieben Schuss, um den Hubschrauber zum Absturz zu bringen.
    »Sie können doch nicht auf ihn schießen, Bosch.«
    Mendenhall war ihm aus dem Haus gefolgt und stand jetzt hinter ihm.
    »Und ob ich das kann! Er hat auf uns geschossen!«
    »Das ist gegen die Vorschriften!«
    Jetzt war sie neben ihm. Sie hielt immer noch eine Hand auf ihr verletztes Auge.
    »Aber nicht gegen meine!«
    »Lassen Sie das! Es besteht keine Gefahr mehr für Sie! Er fliegt weg! Sie müssen kein
Leben
schützen.«
    »Unsinn!«
    Aber Bosch zielte zu hoch und schoss in der Hoffnung, Drummond würde die Schüsse hören oder die Mündungsblitze sehen, dreimal kurz hintereinander in den Himmel.
    »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Er soll nur
denken,
dass ich auf ihn schieße.«
    Bosch hob die Pistole und schoss drei weitere Male in die Luft. Eine Kugel sparte er sich sicherheitshalber auf. Die Sache erfüllte ihren Zweck. Der Hubschrauber änderte die Flugrichtung und drehte abrupt von Bosch weg. Um das Haus als Schutzschild zu benutzen, flog Drummond hinter das Château.
    Bosch blieb einfach stehen und wartete, und dann hörte er es. Ein lautes metallisches Schnalzen, gefolgt vom Schnarren eines gebrochenen Rotors, der wie eine Sichel wild durch die Zweige der Mandelbäume senste.
    Eine Tausendstelsekunde lang schien die Zeit stillzustehen, und es war, als verstummten plötzlich die Turbine und jeder andere Laut auf der Welt. Doch dann hörten sie den Hubschrauber in den Hang hinter dem Château krachen. Sie sahen einen wirbelnden Feuerball über das Dach emporschießen und sich im Himmel verflüchtigen.
    »Wie ist das möglich?«, schrie Mendenhall. »Sie haben doch gar nicht auf ihn gezielt!«
    Bosch begann, auf den Absturzlärm zuzulaufen.
    »Das Windrad«, schrie er.
    »Welches Windrad?«, schrie Mendenhall.
    Bosch bog um das Haus und sah Rauch und mehrere kleine Feuer auf dem Hang dahinter. Die Luft war von beißendem Treibstoffgeruch erfüllt. Mendenhall holte Bosch ein und leuchtete mit ihrer Taschenlampe.
    Der Hubschrauber war aus höchstens fünfzig Meter Höhe abgestürzt, aber beim Aufprall vollständig auseinandergebrochen. Auf der rechten Seite des Hangs brannte ein größeres Feuer; offensichtlich war dort der abgerissene Treibstofftank gelandet und explodiert. Drummond lag unter der zertrümmerten Hubschrauberkanzel; seine gebrochenen Gliedmaßen standen in unnatürlichen Winkeln von seinem Körper ab, seine Stirn war beim Absturz von verbogenen Metallteilen tief zerschnitten worden. Als Mendenhall den Lichtstrahl ihrer Taschenlampe auf sein Gesicht richtete, öffnete er langsam die Augen.
    »Mein Gott, er lebt noch«, hauchte sie.
    Als sie Drummond aus den Trümmern befreite, folgten zwar seine Augen ihren Bewegungen, aber sein Kopf drehte sich nicht. Seine Lippen bewegten sich, aber sein Atem war zu schwach, um einen Laut hervorzubringen.
    Bosch ging in die Hocke und fasste in die linke Tasche von Drummonds Jacke, um sein Handy und seine Dienstmarke herauszuholen.
    »Was machen Sie da?«, wies ihn Mendenhall zurecht. »Wir müssen Hilfe holen. Außerdem dürfen Sie von einem Tatort keine Gegenstände entfernen.«
    Bosch schenkte ihr keine Beachtung. Es war sein Eigentum, und er holte es sich zurück. Mendenhall zog ihr Handy aus der Tasche und forderte einen Rettungswagen und ein Ermittlerteam an. Währenddessen klopfte Bosch die Tasche auf der anderen Seite von Drummonds Jacke ab und ertastete die Konturen einer Pistole. Seiner Pistole. Er sah Drummond in die Augen.
    »Die dürfen Sie behalten, Sheriff. Sollen sie sie ruhig an Ihnen finden.«
    Er hörte Mendenhall schimpfen und drehte sich zu ihr um.
    »Kein Empfang.«
    Bosch fuhr mit dem Daumen über das Display seines Handys, und es ging an. Allem Anschein nach hatte es den Absturz unbeschadet überstanden und funktionierte
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