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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein
Autoren: Vincent Kliesch
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Entscheidendes verrät. Was?«
    » Es erzählt uns, dass er ein skrupelloser Soziopath ist, der einen total irren Plan erarbeitet hat und es bei allem Wahnsinn tatsächlich schafft, sich so zu beherrschen, dass er keine Fehler dabei macht«, antwortete ein Kollege. » Nennen wir ihn doch den Nummernkiller.«
    » Warum nicht gleich den Mönch mit den Zahlen? Gäbe einen tollen Edgar-Wallace-Roman.« Dann ging Boesherz zu seinem Kollegen hinüber und hockte sich vor ihm nieder, wie es ein Grundschullehrer tun würde, wenn er einem seiner Zöglinge etwas erklären wollte.
    » Abstraktion, mein lieber Herr Oberkommissar«, mahnte er mit väterlichem Ton. » Natürlich ist er ein Soziopath, das würden wir auch ohne seine unchronologische Zahlenfolge wissen.« Dann richtete er sich wieder auf und ging an seinen Teamkollegen vorbei in den hinteren Teil des Raumes. Er stellte sich direkt neben den Stuhl von Castella und sagte, ohne seine Vorgesetzte dabei anzusehen: » Indem er auf die korrekte Reihenfolge seiner Liste verzichtet, verrät er uns, dass er nicht irgendwelche Opfer wählt, sondern ganz bestimmte. Aber für wen hinterlässt er die Nummern an den Tatorten? Für die Toten?«
    » Für die Lebenden«, gab Beer zur Antwort.
    Boesherz schien zufrieden.
    » Indem er durch die Zahlen eine codierte Botschaft an die Lebenden hinterlässt, erzählt er uns, dass seine Opfer nur das Mittel sind, nicht der Zweck. Führen wir jetzt also diese beiden Erkenntnisse zusammen: Er wählt ganz bestimmte Opfer und sendet mit deren Ermordung eine Botschaft an die Lebenden. Was erkennen wir daraus?«
    Olivia drehte sich zu Boesherz um, bevor sie antwortete. » Was immer er durch seine Morde mitteilen möchte, muss so offensichtlich sein, dass wir es verstehen. Er kennt seine Opfer nicht oder kaum. Er hat sie ausgewählt, weil sie in seinen Augen ein Symbol für etwas sind. Sie stehen für eine Eigenschaft, die jeder Außenstehende unmissverständlich erkennen kann.«
    Anstatt zu antworten, applaudierte Boesherz, verließ die Position neben Castella und ging nach vorn zu seinem Laptop, den er an einen Beamer angeschlossen hatte. Er hatte Fotos der vier Menschen vorbereitet, die dem Serienmörder bislang zum Opfer gefallen waren. Zunächst warf er ein Bild des Franzosen Pierre La Maire an die Wand.
    » Man kann jedem der vier Opfer eine offensichtliche Verfehlung zuordnen. Beginnen wir mit dem ersten: La Maire hat Gänsestopfleber produziert. Barbarischer kann man mit Lebewesen kaum umgehen, und dafür ist er auf der Messe in den vergangenen Jahren auch immer wieder heftig kritisiert worden. Für unseren Mörder ist er offenkundig ein Symbol für Tierquälerei. Das wird auch durch die Tatsache gestützt, dass er ihn durch Tiere hat zu Tode kommen lassen.« Ohne auf Fragen oder Reaktionen zu warten, projizierte Boesherz jetzt ein Foto des zweiten Opfers an die Wand. » Ole Steinmetz. Auf den ersten Blick ein einfacher Hartz-vier-Empfänger. Bis man seinen Namen in eine Suchmaschine eingibt. Unser lieber Ole war in den vergangenen zwei Jahren mindestens achtmal in der Zeitung, zudem mehrmals in Talkshows zu Gast. Weswegen?«
    Natürlich war den Kollegen die Antwort bekannt. Ole Steinmetz war kein unbeschriebenes Blatt. Die Staatsanwaltschaft hatte mehrmals gegen ihn ermittelt.
    » Ein Sozialschmarotzer«, erklärte einer der Kollegen. » Hat jeden Monat Höchstsätze vom Amt kassiert, nebenher schwarz gearbeitet, Vermögenswerte auf seine Freundin überschrieben und im Fernsehen noch über die blöden Steuerzahler gelacht.«
    Boesherz stimmte dem zu, bevor er die nächste Frage in die Runde warf.
    » Damit steht Steinmetz in unserer Reihe für…?«
    » Gier«, gab Olivia zur Antwort.
    » Ganz meine Meinung. Worauf ich aber noch keine Antwort habe, ist, warum der Mörder ihn ausgerechnet hat ertrinken lassen.«
    » Hat er nicht«, widersprach ein anderes Teammitglied. » Steinmetz ist im Wasser erfroren.«
    Der Blick, den er erntete, ließ Widerspruch erwarten.
    » Die Schwimmweste war für den Täter nur ein notwendiges Übel«, begann Boesherz auch sogleich. » Ohne sie wäre die Leiche untergegangen und bei den niedrigen Wassertemperaturen eine ganze Weile verschwunden. Wir sollen die Toten aber finden, und das schnell!«
    » Er hätte also eigentlich von vornherein eine andere Todesart wählen müssen«, überlegte Olivia. » Hat er aber nicht.«
    » Hervorragend, Frau Holzmann«, stimmte Boesherz zu. » Wir wissen jetzt also: Nicht
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