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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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KAPITEL EINS
DER RAMMROBOTER
     
     
    Es war ein Rammroboter, der Mount Lookitthat als erster zu Gesicht bekam.
    Rammroboter waren die ersten Besucher auf allen inzwischen besiedelten Welten gewesen. Die interstellaren Roboterrammschiffe mit ihrem endlosen Treibstoffvorrat aus interstellarem Wasserstoff konnten mit annähernd Lichtgeschwindigkeit zwischen den Sternen reisen. Vor langer Zeit hatte die UN Rammroboter ausgesandt, damit die Schiffe in den nahe gelegenen Sonnensystemen nach bewohnbaren Planeten suchten.
    Eine Besonderheit der ersten Rammroboter bestand darin, daß sie dabei nicht sonderlich wählerisch waren. Der Procyon-Rammroboter zum Beispiel war im Frühling auf We Made It gelandet. Wäre er im Sommer oder Winter dort angekommen, wenn die Planetenachse auf die Sonne weist, hätte er Winde mit einer Geschwindigkeit von über zweitausend Stundenkilometer messen können. Der Sirius-Rammroboter hatte zwei schmale bewohnbare Streifen auf Jinx untersucht und beschrieben; von den anderen Eigentümlichkeiten des Planeten hatte er nichts erwähnt. Und der Tau Ceti-Rammroboter, das Interstellare Roboterrammschiff Nr. 4, hatte sogar lediglich einen bewohnbaren Punkt entdeckt – und das war alles, was ihn interessierte. Die Kolonieschiffe, die den Rammrobotern folgten, waren nicht für eine mögliche Rückreise gebaut. Sobald sie ihren Zielort erreicht hatten, mußten ihre Passagiere dort wohl oder übel bleiben, und so war Mount Lookitthat vor nunmehr dreihundert Jahren besiedelt worden.
    Ein ganzes Rudel Polizeigleiter schwärmte hinter dem Flüchtling aus. Er hörte sie wie Bienen hinter sich summen. Jetzt, wo es zu spät war, nutzten die Gleiter all ihre Energie. In der Luft brachte sie das auf eine Geschwindigkeit von 180km/h: schnell genug für ein solch kleines Gebiet wie Mount Lookitthat, aber – nur dieses eine Mal – nicht schnell genug, um das Rennen zu gewinnen. Der Flüchtling war nur noch wenige Meter vom Rand entfernt.
    Staub wirbelte vor dem Flüchtigen auf. Zu guter Letzt hatte die Vollstreckungspolizei sich doch entschieden, das Risiko einzugehen und den Körper des Flüchtigen notfalls zu beschädigen. Der Mann prallte gegen die Staubwand wie eine Puppe, die man im Zorn weggeworfen hat, brach zusammen und hielt sich das Knie. Dann kroch er auf allen vieren auf den Rand der steil abfallenden Klippe zu. Erneut wurde er zurückgerissen; doch er ließ sich nicht aufhalten. Am Klippenrand hielt er kurz inne, blickte zurück und sah einen kreisenden Gleiter, der sich ihm aus der blauen Leere näherte.
    Die Zungenspitze zwischen die Zähne geschoben, zielte Jesus Pietro Castro mit seinem Gleiter genau auf das wütende, gepeinigte und unrasierte Gesicht. Nur wenige Zentimeter zu tief, und er würde auf der Klippe aufschlagen; einige Zentimeter zu hoch, und er würde den Mann verfehlen und so die Chance vergeben, ihn wieder zurück aufs Plateau zu drängen. Er erhöhte den Schub …
    Zu spät. Der Mann war verschwunden.
    Später standen sie am Rand der Klippe und blickten hinab.
    Oft hatte Jesus Pietro Gruppen von Kindern dabei beobachtet, wie sie ängstlich und aufgeregt am Rand der Leere gestanden und zu den verborgenen Wurzeln von Mount Lookitthat hinuntergeblickt hatten; vorsichtig hatten sie sich immer näher herangetastet … immer näher … Als Kind hatte er das ebenfalls getan. Der Anblick, der sich ihm dabei geboten hatte, war unvergeßlich gewesen.
    Siebzig Kilometer unter ihnen, jenseits der wirbelnden Nebelschwaden, lag die wirkliche Oberfläche von Mount Lookitthat dem Planeten.
    Das große Plateau von Mount Lookitthat dem Berg war weniger als halb so groß wie Kalifornien. Die restliche Planetenoberfläche war nichts als ein schwarzer Glutofen, heiß genug, um selbst Blei zum Schmelzen zu bringen, und die Atmosphäre besaß eine Dichte, die das Sechzigfache ihres Gegenstücks auf der Erde betrug.
    Matthew Keller hatte vorsätzlich eines der schlimmsten Verbrechen überhaupt begangen. Er war über den Rand des Plateaus geklettert und hatte seine Augen mitgenommen, seine Leber, seine Nieren, seine Adern und alle zwölf Drüsen … Er hatte alles mitgenommen, was unter normalen Umständen in die Organbanken gewandert wäre, um das Leben jener zu retten, deren Körper zu versagen drohten. Selbst sein Wert als Dünger – der auf einer dreihundert Jahre alten Koloniewelt von nicht zu unterschätzender Bedeutung war – war nun gleich Null. Nur das Wasser, das in seinem Körper enthalten
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