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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein
Autoren: Vincent Kliesch
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der Wahrzeichen der Stadt, aber seit Jahren für niemanden zu sehen, weil sie mit einer Plane verdeckt ist, hinter der sie saniert werden soll. Was aber nicht passiert, weil da niemals irgendjemand am Arbeiten ist. Und um dieses einzigartige historische Denkmal herum stehen unzählige nach Fett riechende Stände, an denen Chinapfanne und Crêpes verkauft werden. Ich war schon am Eiffelturm, am Kolosseum und vor den Pyramiden von Gizeh. Die waren nicht verdeckt, und es gab auch keine Stände mit Chinapfanne und Crêpes drum herum. Berlin eben! Wie dem auch sei…«
    Jetzt nahm Boesherz noch einen kräftigen Atemzug von der kalten Luft und hob schließlich die Plane an.
    » Wie tief ist er gefallen?«, fragte er, ohne eine Reaktion auf den Anblick der Leiche zu zeigen.
    Voss hatte bei seinem Aufprall vielfache Brüche der Rippen und Wirbelkörper erlitten. Sein Unterschenkel stand auf unnatürliche Weise im rechten Winkel auf Höhe des Kniegelenks ab, und aufgrund seines Aufpralls auf dem Hinterkopf waren große Mengen Blut und Hirnmasse ausgetreten, die unterdessen jedoch auf dem Boden festgefroren waren. Boesherz ließ die Plane leidenschaftslos auf den Toten zurücksinken.
    » Er trägt Straßenschuhe, hat keine Handschuhe an, und dieses Gebäude ist vollkommen unspektakulär und fernab von jeder Öffentlichkeit. Als Fassadenkletterer war er nicht im Einsatz. Zumindest nicht freiwillig.«
    » Wir hätten schon früher hier sein können, aber die Kollegen von der Streife haben es zuerst für einen Selbstmord gehalten.«
    » Er liegt auf dem Rücken«, entgegnete Boesherz. » Wie viele Selbstmörder springen denn rückwärts in den Tod?«
    Olivia nickte nur und reichte Boesherz dann eine Plastiktüte, in der sich eine Glückwunschkarte befand.
    » Hier haben wir die Verbindung zu unserem Serienmörder.«
    Auf der Karte war ein kleiner Junge dargestellt, der bunte Luftballons in der Hand hielt. Unter dem Bild war eine große Fünf zu sehen.
    » Vielleicht wollte er zu einem Kindergeburtstag?«, überprüfte Boesherz die Theorie seiner Kollegin.
    » Er hat keine Kinder, keine Neffen, Nichten oder sonst irgendwen, der in den kommenden Tagen fünf wird. Und nein, auch kein fünfjähriges Jubiläum von irgendwas«, berichtete Olivia von den Ergebnissen ihrer ersten telefonischen Recherchen. » Guck dir mal seine Hände an.«
    Boesherz ging jetzt vorsichtig vor der Leiche in die Hocke, bedacht darauf, nicht mit seiner Anzughose die Lache aus Blut und Eis zu berühren, und hob die Plane noch einmal leicht an. Als er die unnatürlich verkrampften Hände des Toten näher betrachtete, stellte er fest, dass sie glänzten.
    » Öl?«, fragte er.
    » Beide Hände waren damit eingeschmiert. Unser Mörder wollte absolut sichergehen, dass er nicht oben ankommt.«
    » Unten«, korrigierte Boesherz seine Kollegin. » Er ist nicht raufgeklettert, sondern runter.«
    Der Kommissar erhob sich wieder und sah an dem Gebäude hoch. Es war für einen Fassadenkletterer gut geeignet, die Architektur bot zahlreiche Möglichkeiten, an der steilen Vorderseite Halt zu finden. Boesherz sah sich das Haus noch etwas näher an und deutete dann auf die Vorsprünge, die ein Fassadenkletterer zweifellos genutzt hätte.
    » Hier sind nirgendwo Ölspuren an der Wand. Ich gehe mal davon aus, dass auf dem Dach und der oberen Außenwand welche sind. Mit denen können wir dann auch feststellen, an welcher Stelle er abgestürzt ist.« Noch einmal sah Boesherz zu der Leiche und stellte dabei fest: » Besonders weit runter kann er nicht gekommen sein.«
    Mit einem Wink gab er den Kollegen der Rechtsmedizin zu verstehen, dass sie den Toten nun fortbringen konnten. Während diese sich daranmachten, das Bein der Leiche für den Transport wieder einzurenken, fragte Boesherz Olivia: » Hast du dir wegen der Zahlen schon Gedanken gemacht?«
    » Klar«, gab sie zur Antwort. » Wir haben jetzt vier Tote, die bisher höchste Zahl war die Sieben.« Olivia sah zu dem Transportsarg hinüber, der nun in den Leichenwagen der Rechtsmedizin geschoben wurde. Mit besorgtem Blick sagte sie: » Wir haben bisher die Vier, Fünf, Sechs und Sieben. Wenn der Killer, wovon wir ausgehen müssen, eine Liste abarbeitet…«
    Während sich der Leichenwagen auf den Weg in die Rechtsmedizin machte, beendete Boesherz den Gedanken seiner Kollegin: » …dann erwarten uns mindestens noch die Eins, die Zwei und die Drei.«

5
    » Erstens: Der Schlüssel zu allem sind die Zahlen«, eröffnete
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