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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein
Autoren: Vincent Kliesch
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Tieren. Er hat immer nur Les rats, les rats! gerufen. Am nächsten Tag ist er dann gestorben, multiples Organversagen. Möchten Sie noch einen Schluck?«
    Während Boesherz nach der Flasche mit dem stillen Bergquellwasser griff, klingelte auf einmal ein Handy. Obwohl die Begleiterin des Kommissars den Klingelton nicht kannte, griff sie spontan nach ihrer Handtasche, in der stillen Hoffnung, ein rettender Anruf würde sie von ihrem Blind Date erlösen. Erleichtert stellte sie fest, dass es, wenn schon nicht ihres, so doch immerhin das Handy von Severin Boesherz war, das geklingelt hatte. Auch auf diese Weise konnte sich eine Chance ergeben, das missglückte Kennenlernen abzubrechen.
    » Das ist ja nicht zu glauben«, stellte der Kommissar fest, nachdem er einige Sekunden lang zugehört hatte. » Ich bin in dreiundvierzig Minuten da.«
    Während der jungen Frau ein Stein vom Herzen zu fallen schien, beendete Boesherz das Telefonat, wischte sich den Mund ab und sah enttäuscht zu seiner Begleitung hinüber.
    » Das ist mir ganz furchtbar peinlich«, entschuldigte er sich. » Es gibt schon wieder eine neue Leiche, unser Mörder ist zurzeit ziemlich aktiv. Ich muss Sie leider sofort verlassen. Schlimm?«
    Die Frau sah Boesherz an, als wisse sie nicht, was sie darauf erwidern solle. Schließlich brachte sie doch noch eine Antwort hervor. » Es ist zwar sehr schade, aber wenn es sich absolut nicht vermeiden lässt– gehen Sie ruhig.«

3
    Es war Ende Januar, und der Winter hielt Berlin fest in seiner Umklammerung. Severin Boesherz, der sich noch immer nicht ganz an die Verkehrsverhältnisse in der Hauptstadt gewöhnt hatte, erkannte zu seiner Zufriedenheit, dass er die Strecke vom Gendarmenmarkt bis nach Berlin-Köpenick in den von ihm berechneten dreiundvierzig Minuten würde zurücklegen können. Während er die Hauptstraßen dabei noch einigermaßen zügig befahren konnte, lag der Schnee in den Nebenstraßen mittlerweile so hoch, dass sich in der Fahrbahnmitte regelrechte Loipen gebildet hatten. Die Streufahrzeuge der Berliner Stadtreinigung kamen mit der Arbeit kaum hinterher, zudem behinderte das durch die Glätte erhöhte Unfallaufkommen immer wieder den ohnehin schon schleppenden Verkehrsfluss. Boesherz lehnte sich dennoch entspannt in den bequemen Ledersitz seines grauen VW -Phaeton zurück, stellte die Sitzheizung etwas höher ein, betätigte die Massagefunktion und aktivierte schließlich den CD -Wechsler. Genüsslich lauschte er nun den Klängen von Bizets Oper Carmen, die über seine Musikanlage so brillant klang, dass er meinte, direkt im Opernhaus zu sitzen.
    Boesherz hatte seiner Mittagsverabredung nicht alles über den Mord an Pierre La Maire erzählt. Das wichtigste Detail der Mordserie unterlag strenger Geheimhaltung. Am Tatort hatte sich neben dem Grill, der Zange und dem Fahrzeug des Opfers nämlich noch etwas anderes gefunden: Der Täter hatte eine Kerze, wie man sie zur Dekoration von Geburtstagstorten verwendet, neben sein Opfer auf den Boden gelegt. Sie stellte die Zahl Sieben dar. Und auch aus dem Wrack des Autos, in dem Nils Rau ums Leben gekommen war, hatte der Erkennungsdienst etwas geborgen. Einen Stein, in den die Zahl Sechs eingeritzt worden war.
    Schon einen Tag, nachdem der französische Feinkostproduzent verstorben war, hatte man die Leiche des zweiten Opfers gefunden. Ein älteres Ehepaar war in der Nähe des im Sommer sehr beliebten Strandbads Wannsee mit einem Tretboot auf dem kalten Wasser umhergefahren, als ihnen aufgefallen war, dass ein Stück Stoff, vielleicht auch ein Müllsack, auf dem Wasser zu treiben schien. Bei näherem Hinsehen hatten sie zu ihrem Entsetzen feststellen müssen, dass es sich dabei um die Leiche eines Mannes handelte, der später als Ole Steinmetz identifiziert werden konnte. Der arbeitslose Klempner war im gerade einmal vier Grad kalten Wasser zu Tode gekommen. Die niedrigen Temperaturen hatten den Kreislauf des Opfers überfordert, was dazu geführt hatte, dass Steinmetz, dem sein Mörder eine Rettungsweste angezogen hatte, bewusstlos geworden und nach etwa einer Viertelstunde erfroren war. Die Leiche zeigte Verletzungen, die auf den Einsatz eines Elektroschockgerätes zurückzuführen waren. Weiterhin fanden sich Spuren von Handschellen, die der Mörder seinem Opfer aber vor dem Sturz ins Wasser wieder abgenommen hatte. Und nicht nur diese Indizien wiesen darauf hin, dass Steinmetz von demselben Mann ermordet worden sein musste wie zwei Tage zuvor Pierre La
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