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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel
Autoren: Karl May
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Vorbemerkungen
1. Zeit
    Der erste Akt beginnt, wenn das Asr (Nachmittagsgebet) fällig gewesen ist, also zwischen drei und vier Uhr europäischer Zeit, und dauert bis in das Moghreb hinein (Gebet kurz nach Sonnenuntergang). Beim Anfange des Schattenspieles muß es schon so dunkel geworden sein, daß die Szene nur von Schēfakā’s Feuer erleuchtet wird. Der Muhammedaner legt den Aufbruch zu großen Reisen und den Eintritt wichtiger Unternehmungen und Ereignisse am Liebsten auf das Asr; darum wird auch hier die Handlung um dieselbe, für ihn glückverheißende Zeit eröffnet.
    Der zweite Akt fällt so, daß der Vorbeter den Ūla (Erster Ruf) kurz nach Mitternacht läutet. Von hier an strebt nun Alles dem Sonnenaufgang zu.
2. Ort
    Die Handlung vollzieht sich auf dem Platze vor dem babylonischen Turme. In diesem Turme sind die in Mesopitamien ausgegrabenen Altertümer und Kostbarkeiten aufgestapelt, welche den berühmten »Schatz der Ān’all āh« bilden, nach dessen Besitz die andern Völker von jeher gestrebt haben und noch heute streben. Er wird von den Ān’allāh auf das Schärfste bewacht. Kein Fremder darf den Turm betreten. Das Tor des letzteren ist so groß, daß es mit den beiden flankierenden Kolossalfiguren den ganzen Hintergrund der Bühne füllt. Seine Gewände sind aus Steinblöcken zusammengesetzt, deren Oberflächen babylonische Götterbilder zeigen. Die flankierenden Figuren stellen geflügelte Löwen mit Menschenköpfen dar, Sinnbilder des Kriegsgottes Nergal. Die Haar-und Barttracht dieser Köpfe ist die alte babylonisch-assyrische.
    Der Eingang zum Turme ist nicht frei, sondern, um die Bewachung zu erleichtern, durch ein daran gelegtes, großes Doppelzelt verhüllt, welches jeder, der in den Turm will, zu passieren hat. Dieses Zelt wurde stets von dem jeweiligen Scheik der Ān’allāh, als dem berufenen Wächter des Turmes, bewohnt. Als aber der jetzige Scheik um des Glaubens willen sein Weib und Kind verstieß, litt es ihn nicht mehr an diesem Orte, und er übergab das Zelt an Babel, der es nun mit seiner Tochter Schēfakā bewohnt.
    Das Zelt ist aus schwarzem Stoff gefertigt. Es besteht aus der größeren Männer-und aus der kleineren Frauenabteilung. Die Erstere hat einen weißen, die Letztere einen dunklen Vorhang. Der weiße Vorhang ist stets geöffnet und wird nur zum Schattenspiele niedergeschlagen, weil sich auf ihm die Schatten zu zeigen haben. Hinter dem schwarzen nimmt während dieses Schattenspieles u.s.w. die »Bibel« Platz, um dann zum Gebete hervorzutreten. Die Männerabteilung, in welcher Babel wohnt, liegt links, die Frauenabteilung, in welcher Schēfakā wohnt, liegt rechts, vom Zuschauer aus gerechnet.
    Vor dem Zelte stehen folgende Ausgrabungen: In der Mitte der sechstausend Jahre alte Thron des akkadischen Königs Sargāni. Er ist aus Marmor und hat eine so hohe und breite Lehne, daß man den darauf Sitzenden von hinten nicht sehen kann. Dieser Umstand und eine grad am Throne befindliche Versenkung ermöglichen es, daß Abū Kit āl, der Scheik, scheinbar auf diesem Throne sitzen, zu gleicher Zeit als Schatten hinter dem weißen Zeltvorhange sprechen und doch dann sich wieder vom Throne erheben kann. – – – Rechts davon, immer vom Publikum aus gerechnet, steht eine altertümliche Ruhebank zum Sitzen und zum Legen, aus weißem Alabaster von Martū. Um den Sitz weich zu machen, gibt es einen zusammengelegten Teppich, der die Bank aber keineswegs verhüllen darf. – – – Links vom Throne ein niedriger Steintisch mit mehreren Sitzkissen. Das ist der Arbeitsplatz Babels. In der Nähe allerlei altbabylonische Dinge, Gefäße, Figuren u.s.w., die Gegenstände seiner Studien sind. Während des Spieles wird die Beschäftigung mit ihnen von Seiten der Akteurs zum Ausfüllen der Pausen benützt. Auf dem Tische drei Bücher: Die »Biblia des alten Testamentes«, der »Menschengeist«, ein von Babel verfaßtes Buch, und die »Menschenseele«, ein Manuskript, an dem er eben jetzt arbeitet.
    Der Raum vor dem Turme bildet den vom eigentlichen Beduinenlager unterschiedenen und von ihm abliegenden Gebetsplatz der Ān’allāh, auf dem auch die Versammlung der Aeltesten des Volkes, Dschemmāh genannt, abgehalten wird. Der Zutritt ist nicht Jedermann gestattet. Dieser Platz wird von uralten, sonderbar geformten Mauerresten resp. von Palmen und Büschen eingeschlossen. Diese Büsche sind meist Palmenausläufer, Oleander und Kapernsträucher. Staffiert ist diese Oertlichkeit durch
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