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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition)
Autoren: Kate Racculia
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sie wusste, dass diese Filme es waren, denen Arthur bis nach Ruby Falls hinterhergejagt war, war ihr auch klar, dass sie nicht für ihn gedacht waren. Amy hatte sie für Mona bestimmt, obwohl sie ihr das nie so direkt vermittelt hatte. Aber das war Amy, wie sie bis zum Ende leibte und lebte: das Mädchen, das einem nie etwas sagte. Amy, die einen dazu brachte, sie zu lieben, weil man gern dahinterkommen wollte, wie sie die Dinge anpackte, weil man sie nicht wirklich kannte, aber die Hoffnung nie aufgab, es irgendwann einmal zu tun, wenn man nur fest genug hinsah, wenn man abwartete.
    Arthur kam wegen der besten Teile der Person, die er verloren hatte, für die Stücke, die sie zurückgelassen hatte, als sie verschwand. Er hatte Oneida gefunden. Und obwohl Amy ihre Tochter niemals als einen Teil von sich angesehen hatte, geschweige denn einen ihrer besten Teile, widersprach Mona ihr mit ganzem Herzen. Arthur hatte genau das gefunden, wonach er suchte.
    Die Super-8-Kamera war jetzt noch älter, wurde aber dem Namen immer noch gerecht, den Amy in silberner Schrift an die Seite gemalt hatte – Trusty. Mona wählte eine Filmrolle mit der Aufschrift »Steve, das Meeresungeheuer«, das sie, wenn ihre Erinnerung stimmte, in einem der Badezimmer des Darby-Jones gedreht hatten, spulte den Film auf, legte ihn ein und steckte den Projektor in die Steckdose hoch oben an der Wand.
    Sie musste sich an dem Glauben festhalten, dass Oneida zu ihr zurückkommen werde. Sie musste daran glauben, dass sie Amy verziehen hatte, und sie dankte Amy für alles, was sie einander gegeben und genommen hatten. Aber in dieser Nacht, auf dem Dachboden über der Welt, wollte Mona nur eins, wieder mit ihrer Freundin zusammen sein: Amy auf halbem Weg begegnen, eine Wiedervereinigung von zwei Menschen, von Leuten, die einander einst so nah standen, dass sie dasselbe Leben führten. Deren jeweiliges Leben ihnen seitdem allein gehört hatte und die einander nun über Raum und Zeit hinweg so wirklich und so fern wahrnahmen, wie dies von jenseits des Grabes möglich war. Mona würde in sich selbst und in ihren Erinnerungen immer Amy sehen. In den Dingen, die sie zurückließ.
    Sie waren zusammen hier gewesen, hier, an jenem Ort, zu jener Zeit.
    Mona wollte sich im Dunklen neben Amy setzen und zuschauen, wie Oneidas Geschwister brüllend lebendig wurden. Ein Lichtstrahl schoss aus dem Projektor. Ihr wurde warm im Gesicht, und der Film begann.
    Diese ganze, andere Familie würde sie mit ihrer Tochter teilen, wenn ihre Tochter wieder nach Hause kam.
    »Und so schleicht man sich nachts aus dem Haus«, sagte Dani. Sie legte eine Hand an den Knauf der Eingangstür und drehte ihn. »Hast du gesehen, was ich gerade gemacht habe? Das wird ein Test sein.«
    Oneida hatte Herzklopfen. So viel Umwälzendes an einem Tag – sie war todmüde und hatte Angst davor, dass sie, würden sie erwischt, damit auch alles Neue, das ihr plötzlich so viel bedeutete, verlieren könnte. Eine schreckliche Vorstellung, in den Augen der Drakes kein willkommener Gast mehr zum Abendessen zu sein. Sie musste sich immer wieder sagen, warum es so wichtig war, dieses Risiko einzugehen – um zu büßen und sich Klarheit zu verschaffen, Eugene zuliebe, der mehr verdiente als das, was sie ihm gegeben hatte.
    »Hast du das schon mal gemacht?«, fragte sie.
    »Eigentlich immer«, sagte Dani. Die Tür öffnete sich geräuschlos. Dani grinste. »Also gut, du hast mich ertappt, das ist das erste Mal.«
    »Ich übernehme dafür keine Verantwortung.« Oneida drückte ihre Tasche an sich. Sie fror, die Arztbekleidung war dünn. »Das ist nicht meine Idee. Das ist alles deine Idee.«
    »Und es ist eine verdammt gute Idee.« Dani legte ihren Finger auf ihre Lippen und gab Oneida mit einer ruckartigen Bewegung ihres Kopfes zu verstehen, sie solle ihr folgen: tief geduckt und leise über den Rasen, zum Rand der Einfahrt, wo sie den Wagen ihres Vaters geparkt hatte, nachdem sie die Ausreißer-Nachricht im Darby-Jones abgegeben hatten. Es war ein Camry, fast zehn Jahre alt, wie Dani sagte. Er roch wie die Schienbeinschoner ihrer Brüder.
    »Siehst du, wie ich ihn geparkt habe?« Dani platzte vor Stolz. Sie platzte, basta; denn in ihrem Krankenschwesternkostüm bekamen ihre Brüste etwas Bedrohliches, wie Oneida fand. »Ich stelle ihn jetzt auf Leerlauf, denn er steht genau im richtigen Winkel, um ihn zu schieben. Die Einfahrt hoch.«
    »Ich hielt das für einen Scherz, als du sagtest, wir müssten das
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