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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe
Autoren: J Downham
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Zeug.

    Dad, du hast Schlagball mit mir gespielt, obwohl du das überhaupt nicht leiden konntest und dir gewünscht hast, ich würde mit Kricket anfangen. Du hast dich kundig gemacht, wie man eine Briefmarkensammlung anlegt, weil ich es wissen wollte. Stundenlang hast du in Krankenhäusern gesessen und dich nie, kein einziges Mal beklagt. Du hast mir das Haar gebürstet, wie man es von einer Mutter erwartet. Für mich hast du deine Arbeit, Freunde, vier Jahre deines Lebens aufgegeben. Du hast nie gestöhnt. So gut wie nie. Du hast mir Adam gelassen. Du hast mir meine Liste gelassen. Ich war ungeheuerlich. Ich wollte, wollte so vieles. Und du hast nie gesagt: »Jetzt reicht’s. Hör auf.«
     
     
    Das wollte ich dir schon längst sagen.

    Cal späht forschend zu mir runter. »Hallo«, sagt er. »Wie geht’s dir?«
    Ich blinzle ihn an.
    Er setzt sich auf den Stuhl und studiert mich eingehend. »Kannst du echt nicht mehr reden?«
    Ich versuche ihm zu sagen, dass ich das natürlich kann. Ist er bescheuert, oder was?
    Seufzend steht er auf und geht ans Fenster. Und sagt: »Glaubst du, ich bin zu jung für eine Freundin?«
    Das bejahe ich.
    »Weil nämlich total viele von meinen Freunden eine haben. Nicht zum Ausgehen. Nicht in echt. Die simsen sich bloß.« Ungläubig schüttelt er den Kopf. »Liebe werd ich nie verstehen.«
    Aber ich glaube, dass er das schon tut. Besser als die meisten Leute.

    Zoey sagt: »Hi, Cal.«
    Er sagt: »Hi.«
    Sie sagt: »Ich bin gekommen, um Abschied zu nehmen. Ich mein, ich weiß, dass ich das schon getan hab, aber ich hab mir gedacht, ich mach’s noch mal.«
    »Warum?«, fragt er. »Wo fährst du hin?«

    Ich mag das Gewicht von Mums Hand in meiner.
     
     
    Sie sagt: »Wenn ich mit dir tauschen könnte, ich würd’s tun, weißt du.«
    Dann sagt sie: »Ich wünschte, ich könnte dich vor all dem bewahren.«
    Vielleicht denkt sie, ich könnte sie nicht hören.
     
     
    Sie sagt: »Ich könnte eine Geschichte für irgend so ein Wahre-Geschichten-Blatt schreiben, darüber, wie schwer es war, dich zu verlassen. Denk nicht, es wär einfach gewesen.«
     
     
     
     
    als ich zwölf war hab ich in einem Atlas Schottland nachgeschlagen und gesehen dass hinter dem Firth die Orkney-Inseln lagen und ich wusste da würde es Schiffe geben die sie von da noch weiter wegtragen würden

ANWEISUNGEN FÜR MUM
    Lass Cal nicht im Stich. Schleich dich ja nicht von ihm weg, zieh wieder nach Schottland oder bilde dir ein, irgendein Mann wäre wichtiger. Wenn du das machst, such ich dich aus dem Jenseits heim. Ich werde deine Möbel umstellen, Sachen nach dir werfen und dir die Hölle heiß machen. Sei gut zu Dad. Im Ernst. Ich sehe dich.

    Sie gibt mir einen Schluck Eiswasser. Sanft legt sie mir einen kalten Waschlappen auf die Stirn.
     
     
     
     
     
     
    Dann sagt sie: »Ich liebe dich.«
    Wie drei Tropfen Blut, die in den Schnee fallen.

FÜNFUNDVIERZIG
    A dam steigt in sein Gästebett. Es quietscht. Dann nicht mehr.
    Ich weiß noch, wie er an meiner Brust gesaugt hat. Das ist gar nicht so lange her. Wir waren in diesem Zimmer, beide in meinem Bett, und ich hab ihn in meiner Armbeuge gehalten, und er hat sich an mich geschmiegt, und ich hab mich wie seine Mutter gefühlt.
    Er hat versprochen, dass er mich bis ans äußerste Ende begleitet. Ich hab ihm das Versprechen abgenommen. Aber ich habe nicht gewusst, dass er nachts wie ein braver Pfadfinder neben mir liegen würde. Ich habe nicht gewusst, dass Berührungen wehtun würden, dass er Angst haben würde, meine Hand zu halten.
     
     
     
     
    Spätabends sollte er mit einer scharfen Braut mit toller Figur und Apfelsinenatem um die Häuser ziehen.

ANWEISUNGEN FÜR ADAM
    Kümmer dich um niemand, außer um dich selber. Geh zur Uni, leg dir haufenweise neue Freunde zu, und betrink dich. Vergiss deinen
Haustürschlüssel. Lach. Iss Nudelsuppe zum Frühstück. Lass Seminarstunden sausen. Sei verantwortungslos.
     
     
     
     
     
     
    Adam sagt: »Gute Nacht, Tessa.«
    Gute Nacht, Adam.

    »Ich hab die Krankenschwester angerufen. Sie hat gesagt, wir sollten das Morphium mit oralen Gaben verstärken.«
    »Kommt denn gar keiner her?«
    »Wir schaffen es schon.«
    »Während du am Telefon warst, hat sie wieder nach ihrer Mum gerufen.«
     
     
     
     
     
    ich denke immerzu an Feuer an Rauchsäulen an irrsinniges Glockengeklirr und die überraschten Gesichter einer Menge so als hätte ihnen wer was vor der Nase weggeschnappt

    »Wenn du willst, setz ich
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