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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe
Autoren: J Downham
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aus vor Lachen. Ich bin ein lachendes Gerippe. Wenn man uns so hört – Adam, Zoey und mich -, ist es, wie wenn einem jemand anbietet, durch ein Fenster zu klettern. Dahinter ist alles möglich.

    Zoey drückt mir ihr Baby in die Arme. »Sie heißt Lauren.«
    Sie ist drall und bekleckert und sabbert Milch. Sie riecht gut. Sie rudert mit den Ärmchen, hascht nach Luft. Ihre winzigen Fingerchen mit den Halbmondnägeln zupfen mich an der Nase.
    »Hallo, Lauren.«
    Ich erzähle ihr, wie groß und gescheit sie ist, und sage alle die Albernheiten, die Babys meiner Meinung nach hören wollen. Und sie erwidert meinen Blick aus unergründlichen Augen und gähnt herzhaft und lange. Ich kann richtig in ihr rosa Mündchen reinsehen.
    »Sie mag dich«, sagt Zoey. »Sie weiß, wer du bist.«
    Ich lege Lauren Tessa Walker an meine Schulter und tätschele ihr in kleinen Kreisen den Rücken. Ich höre ihren Herzschlag. Sie hört sich zaghaft und zielstrebig zugleich an. Sie ist unwahrscheinlich warm.
     
     
     
     
    Unter dem Apfelbaum tanzen die Schatten. Das Sonnenlicht sickert durch die Zweige. Ein Rasenmäher brummt weit weg. Zoey liest immer noch in ihrer Zeitung, die sie klatschend fallen lässt, als sie sieht, dass ich wach bin.
    »Du hast ewig lange geschlafen«, sagt sie.
    »Ich hab geträumt, Lauren wäre geboren.«
    »War sie ein Wonneproppen?«
    »Natürlich.«
    Adam schaut auf und lächelt mir zu. »Hey«, sagt er.
    Dad kommt auf uns zu und filmt uns mit seiner Videokamera.
    »Hör auf damit«, sage ich ihm. »Das ist morbid.«
    Er geht mit der Kamera ins Haus zurück, kommt mit der gelben Tonne raus und stellt sie ans Törchen. Dann pflückt er welke Blüten aus.

    »Komm, setz dich zu uns, Dad.«
    Aber er kann nicht stillhalten. Er geht wieder rein, kommt mit einer Schüssel Weintrauben wieder, einem Schokoladenteller, Gläsern mit Saft.
    »Wer will ein Sandwich?«
    Zoey schüttelt den Kopf. »Danke, mir reichen die Schokokugeln hier.«
    Ich mag, wie sie den Mund verzieht, wenn sie drauf rumlutscht.
     
     
     
     
    Todesabwehrzauber.
    Bitte deine beste Freundin, die saftigen Stellen aus ihrer Zeitschrift vorzulesen – die Mode, den Klatsch. Ermuntere sie, sich nah genug an dich ranzusetzen, dass du ihren Bauch in seinem ganzen gewaltigen Umfang anfassen kannst. Und wenn sie nach Hause muss, hol tief Luft, und sag ihr, dass du sie lieb hast. Weil es stimmt. Und wenn sie sich zu dir rüberbeugt und das flüsternd erwidert, halte sie fest, weil ihr solche Worte sonst nicht sagen würdet.
    Fordere deinen Bruder auf, wenn er aus der Schule kommt, dich zu dir zu setzen, und besprich mit ihm seinen Tag in allen Einzelheiten, jede Stunde, jedes Gespräch, sogar, was es zum Mittagessen gab, bis er so angeödet ist, dass er dich anfleht, ihn abhauen und mit seinen Freunden im Park Fußball spielen zu lassen.
    Sieh zu, wie deine Mutter ihre Schuhe wegkickt und sich die Füße massiert, weil ihr neuer Job in einer Buchhandlung ihr abverlangt, den ganzen Tag auf den Beinen und höflich zu Fremden zu sein. Lache, wenn sie deinem Dad ein Buch schenkt, weil sie den Buchhändlerrabatt bekommt und sich Großzügigkeit leisten kann.

    Sieh zu, wie dein Dad sie auf die Wange küsst. Nimm wahr, wie sie beide lächeln. Denn: Was auch immer geschieht, sie sind deine Eltern.
    Hör zu, wie deine Nachbarin ihre Rosen beschneidet, während die Schatten über dem Rasen länger werden. Sie summt ein altes Lied, und du kuschelst dich mit deinem Freund unter eine Decke. Sag ihm, dass du stolz auf ihn bist, weil er diesen Garten angelegt und seine Mutter dazu gebracht hat, die Pflanzen zu pflegen.
    Beobachte den Mond. Er ist nah und von einem rosa Schein umgeben. Dein Freund sagt dir, dass es eine optische Täuschung ist und er einem wegen des Winkels, in dem er zur Erde steht, so groß vorkommt.
    Miss dich am Mond.
    Und weigere dich abends, wenn du die Treppe raufgetragen wirst und wieder ein Tag zu Ende geht, deinen Freund auf dem Notbett schlafen zu lassen. Sag ihm, dass du in seinen Armen liegen willst, und fürchte nicht, dass er es vielleicht nicht will, denn wenn er sagt, dass er es will, liebt er dich, und nur das zählt. Schling deine Beine um seine. Hör, wie er schläft, hör seinen leisen Atem.
    Und wenn du ein Geräusch hörst wie das Flattern eines Papierdrachens, der näher kommt, wie die Flügel einer sich langsam drehenden Windmühle, dann sag: »Noch nicht, noch nicht.«
    Atme weiter. Mach’s einfach. Es geht ganz leicht. Ein
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