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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild
Autoren: Natalie Rabengut
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förmlich aus dem Haus geworfen.“
    Er rieb sich mit der Hand über die Stirn und gestand: „Ich muss zugeben, dass ich froh bin, dass sie geflüchtet ist und nicht möglicherweise in irgendeinem Straßengraben liegt. Auch wenn ich nicht verstehe, warum sie es überhaupt so lange mit Scott ausgehalten hat.“
    Samantha zuckte mit den Achseln. „Vermutlich war es eine einfache Möglichkeit, Geld zu verdienen. Im Grunde hatte sie ja keine andere Chance – sie ist vor ein paar Tagen gerade einmal 18 geworden!“
    Jetzt klappte sein Unterkiefer herunter und sie empfand ein beinahe kindliches Vergnügen dabei, seine verblüffte Miene zu betrachten. „Du machst Witze. Aber wie- Und warum- Aber?“
    Verwirrt brach er ab und Samantha schüttelte den Kopf. „Ein anderes Mal. Ich glaube, wir haben gerade beide noch einiges zu tun.“
    „Das ist richtig. Wie hast du den Safe denn aufbekommen?“, wollte er nun von ihr wissen. Sie bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. „Du wunderst dich nicht, dass ich nachts im Louvre ein und aus spaziere, aber ein simpler Tresor bereitet dir Kopfschmerzen? Hier, ich schreibe dir die neue Kombination auf.“
    Während sie die sechs Zahlen auf ein Stück Papier notierte, biss sie sich auf die Unterlippe. Der letzte Rest ihres Selbsterhaltungstrieb hielt sie davon ab, ihm zu gestehen, wie sie die Zahlen gewählt hatte und wofür sie standen. In ihr kämpfte es, sie wollte es ihm sagen und doch konnte sie nicht.
    Er faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in seine Hosentasche. „Kann ich mich darauf verlassen, dass du jetzt packst?“
    Sie nickte und erwiderte seinen Blick. Den Zeigefinger unter ihr Kinn gelegt, hob er ihren Kopf an und küsste sie sanft auf den Mund. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht deuten und sie brachte es nicht über sich, ihn zu fragen, wie ihr Verhältnis zueinander eigentlich war – und ob sie sich wiedersehen würden.
    Mit einem leisen Klacken fiel die Tür ins Schloss. Es war mittlerweile knapp nach 16 Uhr. Nach Michaels Frist hatte sie noch knappe zwei Stunden, bevor er dafür sorgte, dass sie das Haus verließ. Jetzt, da sie das Gemälde hatte, sollte es eigentlich nichts mehr geben, was sie noch hier hielt. So interessant sie all die Geheimnisse fand, die sie umgaben – der Blick in Zacharys eisige Augen hatte jedes Verlangen erstickt, herauszufinden, was hier vor sich ging.

Kapitel 12

    Sie brauchte nur eine knappe Stunde, um so unauffällig wie möglich ihre Spuren zu verwischen. Fast alles, was sie im Haus angefasst hatte, hatte sie gereinigt und ihre Bettlaken hatte sie in die Waschküche gebracht, um sie persönlich in die Waschmaschine zu stopfen. Schließlich hatte Sam die höchste Temperatur auf dem Display gewählt – wenn die Maschine fertig war, würde die Wäsche ruiniert sein und weggeworfen werden, ohne dass jemand dabei auch nur einen Gedanken an sie verschwenden würde.
    Nur in Zachs Zimmer würde es noch Fingerabdrücke von ihr geben. Besonders das Wissen um den Tacker, der in seinem Kleiderschrank lag, nagte an ihr. Doch sie konnte es nicht ändern und versuchte, deswegen nicht allzu beunruhigt zu sein. Wenn Michael die Wahrheit gesagt hatte, wäre die Madame Récamier und Sams Verschwinden in den nächsten Tagen sicherlich das kleinste Problem der Brüder Winters und niemand würde sich darum kümmern. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich darauf zu verlassen. Außerdem: Selbst wenn Zachary den Tacker finden würde, ihre Fingerabdrücke waren in keiner Datenbank gelistet, da sie bisher noch nie erwischt worden war. Bestenfalls gab es einen Treffer, sollte sie in der Vergangenheit bei irgendeinem Einbruch einen Abdruck hinterlassen haben – doch ohne ihre Identität zu kennen, brachte ein einzelner Fingerabdruck nichts.
    Noch einmal sah sich in dem Zimmer um. Das Bett war ordentlich gemacht, ihr Koffer stand vollständig gepackt hinter der Tür, sodass es nicht gleich auffallen würde, dass sie vorhatte, die Villa zu verlassen. Ihr Date mit Zachary am Abend würde sie wohl verpassen. Wie überaus ärgerlich!
    Einen Kaffee würde sie sich noch genehmigen, bevor sie Michael suchte, sich irgendeine Art der Verabschiedung abrang und dann verschwand. Sie würde mit ihrer gefälschten Kreditkarte ein Auto mieten, dass sie dann kurz hinter der Grenze in einen See versenken würde, bevor sie in den nächsten Zug in Richtung Hamburg stieg.
    Auf dem Weg in die Küche grübelte sie darüber, was sie eigentlich zu Michael
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