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Bestialisch

Titel: Bestialisch
Autoren: J.A. Kerley
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diese Aufnahme finden, möchte ich Sie bitten, sich mit Carson Ryder von der Polizei in Mobile in Verbindung zu setzen.«
    Als ich meinen Namen hörte, zuckte ich zusammen, wandte den Blick jedoch nicht vom Monitor ab.
    »Ich habe mit Dutzenden von Koryphäen zusammengearbeitet, die auf die Erstellung von Täterprofilen und die Ergreifung von geistesgestörten Mördern spezialisiert sind. Nach meinem Wissensstand kann diese Leute keiner so gut ergründen wie Detective Ryder. Er besitzt eine gespenstische Gabe, die man nicht unterschätzen sollte. Momentan bin ich mit Dingen befasst, die alles andere als sinnvoll erscheinen, aber ich brauche einen seriösen …«
    Plötzlich tat es einen Schlag, und man hörte ein Geräusch, das wie ein Knurren klang. Vangie riss die Augen auf, und die Kamera wirbelte herum. Ich sah ein Stück von einem Spiegel und die Kante, wo Wand und Decke zusammenstießen. Wieder krachte und knurrte es. Eine Handfläche und Finger huschten über den Bildschirm, und dann wurde der Monitor schwarz.
    »Es dauert nicht mehr lange«, meinte Waltz. »Sie muss die Kamera irgendwo verstaut haben. Vermutlich in ihrer Tasche.«
    »Was bedeutet das? Wo war …«
    »Warten Sie.« Waltz deutete wieder auf den Bildschirm. Vangie holte die immer noch laufende Kamera aus ihrer Tasche, als wollte sie ein Schlusswort sprechen, und richtete das Objektiv auf ihr Gesicht. Tränen kullerten über ihre Wangen.
    »Carson, es tut mir unendlich leid«, sagte sie.

KAPITEL 2
    »Wissen Sie, wovon sie redet, Detective?«, fragte die Alpha-Lady mit vor der Brust verschränkten Armen. »Mal abgesehen davon, dass Sie sich mit Irren richtig gut auskennen?«
    »Nein.«
    »Und Sie haben auch keine Ahnung, was sie meint, wenn sie sagt, dass sie gerade etwas macht, das nicht sinnvoll erscheint?«
    »Ich habe keinen Schimmer, Lieutenant.«
    »Ms Prowse sagt: ›Ich brauche einen seriösen …‹, bevor sie unterbrochen wird. Was könnte sie damit meinen?«
    »Woher soll ich das wissen? Wo wurde die Aufnahme überhaupt gefunden?«
    »Die Speicherkarte steckte in einem Umschlag, auf dem Im Notfall öffnen stand«, antwortete Waltz. »Unter den gegebenen Umständen hielten wir es für sinnvoll, ihrer Bitte zu entsprechen. Selbstverständlich habe ich den Mitarbeiter von der Spurensicherung sofort gebeten, das Video abzuspielen. Und dann …«
    »Mussten wir stundenlang Däumchen drehen, anstatt zu ermitteln, und auf einen Außenseiter warten, der sich nun an unserem Tatort breitmacht«, beendete der Lieutenant den Satz und schüttelte den Kopf.
    Leise seufzend drehte Waltz sich zu der Frau um. »Ich habe noch nie von einem Fall gehört, wo das Opfer dem Ermittlungsteam die Expertise eines anderen Detectives ans Herz legt. Von daher hielt ich es für besser, alles so zu lassen, wie es war, und den betreffenden Polizisten herzubitten, damit er den Tatort mal unter die Lupe nimmt. Die Jungs von der Gerichtsmedizin konnten ungestört arbeiten, und die Spurensicherung ging etwas langsamer vonstatten, wurde aber nicht gestoppt. Falls Sie ein Problem mit meiner Entscheidung haben, Lieutenant, schlage ich vor, dass Sie Ihr Missfallen an höherer Stelle zum Ausdruck bringen.«
    Waltz fischte ein Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und hielt dem Lieutenant das Telefon vor die Nase. In dem Raum wurde es mucksmäuschenstill. Ich hörte, wie es mehrmals läutete und jemand abnahm.
    »Hier ist das Büro des Polizeichefs …«
    Dem Lieutenant wich alle Farbe aus dem Gesicht.
    »Hallo? Ist da jemand?«
    Sie riss Waltz das Handy aus der ausgestreckten Hand, klappte es zu und hielt es ihm hin. Sie kapitulierte und übertrug nun ihre Frustration von Waltz auf mich. Mit eisiger Stimme sagte sie: »Nach dem zu urteilen, was von ihrer Bekleidung übrig geblieben ist, trug sie Joggingklamotten. Wahrscheinlich ist sie gelaufen, auf der Straße aufgegriffen und hierher gebracht worden. Hat sie daheim auch gejoggt?«
    »Das war ihre Passion. Trotz ihrer 63 Jahre hat sie noch an Marathons teilgenommen«, sagte ich. »Sie war ein Fitness-Junkie.«
    »Ist sie manchmal spätabends gelaufen?«
    »Sie rannte, wann immer es ihr die Zeit erlaubte oder wenn sie gestresst war. Hat sie irgendwelche Verletzungen, die darauf hindeuten, dass sie sich gewehrt hat?«
    »Wie wäre es, wenn Sie Ihre Klappe halten und die Fragen dem Lieutenant überlassen?«, raunzte mich ein Detective an, ein Koloss von Mann mit Schultern und Hals wie ein griechisch-römischer Ringer. Ich
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