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Besser

Besser

Titel: Besser
Autoren: Doris Knecht
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selten vorkommt, die Tür hinter sich zuknallt und ich weiß, jetzt marschiert er zur Garage, dann ängstige ich mich, und das gehört selbstverständlich zu Adams Racheplan, jedes Mal bis in die Knochen. Und wenn er nach ein paar Stunden wieder zurückkommt, bin ich, auch wenn ich es nicht zugebe, nur noch erleichtert und froh. (Danke, Gott, dass er wieder da ist, danke.) Das ist doch programmierter Selbstmord, so eine Maschine. Ein Streitwagen, buchstäblich. Damit kann man wirklich viel kaputt machen, vor allem sich selbst, vor allem wenn man voller Zorn darauf steigt, auch wenn Adams Zorn nur ein Zörnchen ist, jetzt mal verglichen mit meinem.

    Oder dem Zorn vom Moser, wenn ihm was nicht passt. Und schau her, dem Moser reicht’s jetzt, der Moser sammelt sich, er schaufelt ein paar Erbsen auf die Gabel und schiebt ein bisschen Kartoffelpüree hinterher, er ist gleich so weit. Ich schenke mir schnell noch ein Glas Veltliner nach und dem Moser auch, weil der das gleich brauchen wird, wie ich ihn kenne. Ich lehne mich schon mal zurück.
    Der Moser wirkt harmlos, fast unsichtbar, in seiner formlosen, unrasierten Bärigkeit, ein gemütlicher Teddy, wuschelig, kuschelig, lieb, ein netter Papi, aber solche wie die Felizitas frisst der Moser zum Frühstück. Auf so eine wie die Felizitas hat der Moser nur gewartet, wartet er eigentlich die ganze Zeit. Die machen sein Leben erst lebenswert, gerade ein Moser muss und möchte sich hin und wieder einmal abreagieren, und wenn man ihm die Gelegenheit dazu quasi auf den Bauch bindet, dann nutzt er sie auch. Wenn man dem Moser eine wie die Pfützenfotze gegenübersetzt, sagt er nicht nein. Der Moser genehmigt sich noch einen Schluck und holt dann tief Luft. Geht schon los.
    «Fahrt ihr eigentlich heuer wieder nach Sizilien?», sagt Adam.
    In Richtung Moser. Spielverderber! Verdammter Spielverderber. Adam hat es auch kommen sehen, hat gesehen, wie der Moser sich aufmunitionierte und hat ihn in einem Anflug von Harmoniesucht ausgebremst. Wobei es wahrscheinlich nur um sein Lamm ging, er wollte sich die Feier seines ersten und auch noch perfekten Lammes nicht durch einen Streit verderben. Und er hat, was mir nun überhaupt nicht gefällt, offenbar Mitleid mit der Aristotusse … Die Kuh hat kein Mitleid verdient. Schon gar nicht von Adam. Es nervt mich. Es gefällt mir nicht. Zum Glück ist ihr offenbar nicht aufgefallen, dass Adam eben wie ein Ritter auf dem weißen Ross zu ihrer Rettung herbeigaloppierte.
    «Ja», sagt der Moser und schiebt sich noch ein Stück Fleisch in den Mund.
    «Mit wem?», fragt Adam. «Sind die Fricks wieder mit dabei?» Er macht es kaputt. Letztklassig. Er hält das einfach nicht aus, eine Disharmonie. Der Schwächling, der Lulu.
    «Nein», sagt der Moser, «nicht die Fricks. Die Fricks nicht mehr.» Die Millers kennen die Fricks auch, ich sehe die Millerin aufhorchen, Tratschalarm, aufgepasst, bin schon da. Die Mosers waren jahrelang immer mit den Fricks in Sizilien, jedes Jahr zwei Wochen zur gleichen Zeit im gleichen Haus, man hat Kinder im gleichen Alter und verstand sich gut. Jetzt, infolge kulinarisch-ideologischer Zerwürfnisse, nicht mehr. Unüberbrückbare Gegensätze sozusagen. Über die man vom Moser heute nichts erfährt.
    «Warum nicht mehr mit den Fricks?», fragt Adam. Er kennt den Grund nicht.
    «Ach, Terminprobleme», sagt der Moser. Lügt der Moser. Ich kenne den Grund. Es hat was mit den berühmten Moser-Schnitzeln zu tun, zu denen wir alle schon eingeladen waren, und mit Neo-Vegetariern. Ich werde es Adam später erzählen, wenn alle weg sind, wenn wir die Küche aufräumen. Falls ich ihm bis dahin seinen Verrat verziehen habe.
    «Und mit wem fahrt ihr heuer?», fragt Adam. Er ist offenbar entschlossen, zu kalmieren und das egalisierende Element zu bilden, zur Not auf Kosten des Mosers. Mein iPhone macht galagang. Ich weiß, wer das ist. Ich spüre es zwischen meinen Beinen.
    «So, wie es ausschaut, kommt die Strasser mit den Kindern mit.»
    Das war’s mit Adams Egalität.
    «Was?», sagt Adam. «Ist nicht wahr! Die Strasser? Du hältst die Strasser aus? Kein Mensch hält doch die Strasser länger als einen Nachmittag aus! Ach, keine zwei Stunden!»
    Der Moser schaut jetzt ziemlich muffig. Er hat’s nicht gern, wenn man seine Entscheidungen und Freundschaften in Frage stellt. Aber Adam kann nicht zurück. Er hatte, ich weiß das von seiner Mutter, vor langer Zeit mit der Strasser ein Gspusi. Als er noch mit Sissi zusammen war. Sie
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