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Besessene

Besessene

Titel: Besessene
Autoren: S Hayes
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sichmeinem Griff. Ich musste meine ganze Kraft aufwenden, um sie zurückzuhalten. »Sie lebt nicht mehr   … es ist sinnlos.«
    »Ich muss es wenigstens versuchen, Katy. Ich kann nicht anders.«
    Ich schüttelte den Kopf und meine Zähne klapperten. »Riskier doch nicht dein eigenes Leben. Bleib hier bei mir   … Mum.«
    Kaum hatte ich mein letztes Wort gesagt, brach sie in meinen Armen zusammen und Hilfe suchend klammerten wir uns aneinander. Ich glaube, noch nie in meinem ganzen Leben habe ich jemanden so festgehalten.
     
    Nach wenigen Minuten war auf dem See nicht mehr die kleinste Kräuselung zu bemerken. Es war, als wäre seine Ruhe nie gestört worden. Ich starrte in die glänzende Tiefe und sah, dass auf der Oberfläche, nah am Ufer, etwas schwamm. Es war eine grüne Glasscherbe, die in der Dunkelheit beinahe die gleiche Farbe hatte wie der See. Nur ein paar Augenblicke schwamm sie träge auf der Oberfläche, dann sank sie, ohne eine Spur zu hinterlassen.

Epilog
    W as ist ein Name? Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde lieblich duften.«
    Luke streckte die Arme auf der Rückenlehne der hölzernen Bank aus und wartete auf meine Reaktion.
    »Romeo und Julia?«
    Er streckte den Daumen nach oben.
    »Mit meinem Namen hab ich ganz sicher kein Problem«, erwiderte ich und zupfte verlegen an meinem Ohrring. »Ich fühle mich noch immer wie Katy Rivers   … und überhaupt   … seh ich vielleicht wie eine Hope aus?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ein Mädchen mit dem Namen Hope würde sich gesitteter verhalten und Geige oder Harfe spielen.«
    »Ich bin extrem unmusikalisch.«
    Luke blinzelte in die Dezembersonne. »Du warst wirklich tapfer heute, Kat. Ich bin stolz auf dich.«
    Ich antwortete nicht, weil noch immer Tränen lauerten und ich nicht mehr weinen wollte. Luke reichte mir meine Sonnenbrille; meine Augen sahen sicher furchtbar aus. Ich schlug die Beine übereinander, weil mein steifer schwarzer Hosenanzug unbequem war, aber ich hatte es nicht eilig, den Friedhof von St. Jude’s zu verlassen. Viele Leute empfandenja Friedhöfe als morbid, doch ich fühlte mich eigentlich ganz wohl unter den Toten. Es waren heute mehr Besucher da, als ich gedacht hätte, wohl weil bald Weihnachten war und die Angehörigen ihre Gräber mit Stechpalmenkränzen und kleinen Tannenbäumen schmückten.
    »Es ist richtig, dass sie gemeinsam in einem Grab liegen«, sagte ich. Ich beobachtete zwei Spatzen, die sich um ein Stück Brot stritten. Neben mir auf der Bank summte Luke verlegen vor sich hin und ich wusste, dass er etwas auf dem Herzen hatte und es mir erzählen würde, wenn ich lang genug wartete.
    »Ich weiß, es steht mir nicht zu, das zu sagen, Katy, aber vielleicht bräuchtest du jemanden, mit dem du mal reden kannst?«
    »Worüber denn?«
    »Über alles   … Du denkst jetzt natürlich, dass alles vorbei ist, aber die ganze Geschichte könnte   … ähem   … irgendwann später wieder auftauchen und dir zu schaffen machen.«
    Ich sah ihn entsetzt an. »Du meinst, ich brauche einen Seelenklempner?«
    »Nein, aber vielleicht jemanden, der dich berät«, erwiderte er taktvoll.
    »Luke, es ist nicht so gewesen, wie du denkst«, protestierte ich. »Ich habe ein Leben geführt, das nicht meines war   …«
    Luke blinzelte heftig und lockerte seinen Kragen. »Wünschst du dir immer noch, du wärst Genevieve nie begegnet?«
    »Jetzt nicht mehr«, antwortete ich nachdenklich. »In gewisser Weise hat sie mich sogar   … befreit.«
    Luke zögerte und sagte: »Sie hat versucht, dich umzubringen, Katy. Du warst ihr Feind, vergiss das nicht.«
    »Sie war sich selbst ihr ärgster Feind«, sagte ich leise. »Aber mit einem hattest du recht   … sie war tatsächlich nur aus Fleisch und Blut.«
    Luke schien über mein plötzliches Mitgefühl irritiert zu sein. »Glaubst du denn, du hättest sie retten können?«, fragte er skeptisch. »Vor sich selbst, meine ich?«
    Ich dachte einen Augenblick darüber nach. »Da bin ich mir nicht sicher. Genevieve war wie besessen. Am Anfang hat sie mich gehasst und wollte mich vernichten und dann, am Ende, da wollte sie auf einmal, dass wir zusammenbleiben.«
    »Für immer vereint«, fügte Luke düster hinzu.
    Ich lächelte erschöpft. »Manchmal   … höre ich immer noch, wie sie meinen Namen ruft.«
    »Trotzdem ergibt das Ganze keinen Sinn für mich«, sagte er seufzend.
    Ich versuchte, es ihm genauer zu erklären, weil mir wichtig war, dass gerade er mich verstand.
    »Als
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