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Besessene

Besessene

Titel: Besessene
Autoren: S Hayes
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eines Tages verzeihen kannst.«
    Sie schaltete die Zündung wieder ein und fuhr langsam an. Tatsächlich gelang es ihr, den Wagen aus dem Loch herauszumanövrieren, aber er schlitterte immer noch gefährlich hin und her.
    »Wir müssen einen Rastplatz suchen oder irgendwo auf einem Seitenstreifen halten«, sagte sie und ich konnte die nackte Angst in ihrer Stimme hören.
    Sie hielt das Lenkrad fest umklammert und versuchte, das Auto unter Kontrolle zu halten, aber das hatte sich selbstständig gemacht. Ich wusste, es war hoffnungslos, und sie wusste es auch. Wir hatten nur zwei Möglichkeiten   – wir konnten anhalten und die Pannenhilfe anrufen, ohne eine Ahnung zu haben, wo wir uns befanden, oder wir blieben hier und hielten Ausschau, ob es ein Schneepflug oder Traktor durch den Schnee schaffte. Ich wollte gerade meinen Plan verkünden, als ich sie erleichtert seufzen hörte.
    »Da drüben ist ein Schild   … da links.«
    Schwerfällig bog der Wagen in einen Feldweg ein undfuhr dann seitlich auf eine Lichtung neben ein paar Bäumen. Das Schild warb für einen Angelteich inklusive Öffnungszeiten und Preisen pro Stunde. Rebecca schaltete den Motor aus und ich sah, wie die Anspannung aus ihrem Körper wich.
    »Ich hole gleich die Decken und den Proviant aus dem Kofferraum. Hier sind wir erst mal sicher«, sagte sie seufzend. »Auf jeden Fall bis morgen früh.«

Kapitel 40
    E rst dachte ich, ich würde träumen. Da war ein Licht und eine Hand, die an mir rüttelte, und eine Stimme sagte flüsternd: »Katy? Kommst du mit mir? Alleine hab ich Angst.«
    »Genevieve? Was ist denn los?« Hastig griff ich nach ihrer Taschenlampe und schob sie zur Seite, weil sie mir direkt in die Augen leuchtete.
    »Ich muss mal«, sagte sie und lachte leise. Sie deutete auf den vorderen Teil des Wagens, wo ich eine schlafende Gestalt sah, die sich auf beiden Vordersitzen ausgestreckt und eine Decke bis hinauf zum Kinn gezogen hatte.
    »Wie spät ist es denn?«, fragte ich stöhnend.
    »Drei Uhr morgens.«
    Ich öffnete meine Tür und wankte steif und völlig desorientiert ins Freie. Meine Füße versanken in dem etwa dreißig Zentimeter tiefen, frisch gefallenen Schnee, obwohl der Himmel jetzt ganz klar aussah. Der Kaffee aus der Thermoskanne hatte Wirkung gezeigt und meine Glieder kribbelten.
    »Ich hab noch was für dich«, flüsterte Genevieve. Sie griff in ihre Hosentasche und zog etwas heraus. Erst als sie mit beiden Händen sanft meinen Hals umfasste, wusste ich, was es war.
    »Der Anhänger, Katy, du hast ihn nie getragen.«
    Ich befühlte den glatten Stein und lächelte nervös, denn ich konnte ihn vor ihren Augen schlecht wieder abnehmen. Hastig schob ich ihn in die Innenseite meines Mantels. »Such dir einen Busch, Genevieve. Und ich geh und such mir auch einen.«
    Leider hatte ich den blöden Tick, nur pinkeln zu können, wenn niemand anderes in meiner Nähe war, und die Vorstellung, mir die Jeans runterziehen und mich in den Schnee hocken zu müssen, war mir sowieso unerträglich, aber ich hatte nun mal keine andere Wahl. Genevieve witzelte noch herum, dass wir’s besser hätten, wenn wir Jungs wären, doch dann gingen wir in verschiedene Richtungen. Ich brauchte lange, bis ich den passenden Ort gefunden hatte und mich überwinden konnte, meine nackte Haut den Minusgraden auszusetzen. Genevieve hatte die Taschenlampe mitgenommen, weshalb ich weder sie noch einen Funken Licht sah. Ich wusste zwar, in welcher Richtung unser Auto stand, wollte aber nicht ohne sie zurückgehen. Plötzlich hörte ich es in den Büschen rascheln und fuhr vor Schreck zusammen. Ob sie mir einen Streich spielen wollte?
    »Genevieve? Genevieve?«, rief ich aufs Geratewohl.
    Ich hörte erneut Geräusche, glaubte aber, dass ich sie mir nur einbildete, weil sie von weit weg zu kommen schienen. Ich hörte genauer hin und tatsächlich hallte eine Stimme durch die Bäume zu mir herüber.
    »Komm und sieh dir das an, Katy. Es ist fantastisch hier. Katy, komm doch her zu mir.«
    Schwerfällig stapfte ich weiter und blieb nur hin undwieder stehen, um zu lauschen. Genevieves Stimme klang so, wie ich sie zuvor noch nie gehört hatte   – ehrfürchtig und voller Staunen. Eigentlich wie ein Kind. Ich musste daran denken, wie sie mich auf dem Kunsthandwerkermarkt dazu gebracht hatte, ihr zu folgen, stolperte weiter und überlegte, warum ich ihr eigentlich immer hinterherlief.
    »Genevieve, ich kann nichts sehen und mir ist eisig kalt.«
    »Es ist jetzt nicht
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