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Besessene

Besessene

Titel: Besessene
Autoren: S Hayes
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schnürte sich mir zu, als ob mir langsam die Luft abgeschnitten würde. Über allem lag eine Zwangsläufigkeit, die ich nicht verstand.
    »Das ist die Strecke, auf der wir gekommen sind, Mädels. Von hier aus sollten wir eigentlich zur Schnellstraße und danach auf den Autobahnzubringer kommen.«
    »An diese Brücke hier kann ich mich aber nicht erinnern«, flüsterte ich, als der Wagen die flache Steigung hinauffuhr.
    Rebeccas Lachen klang entschieden nervös. »Ich mich auch nicht, aber schauen wir doch erst mal, wo sie hinführt.«
    Genevieve hatte sich seit unserer Abfahrt weder gerührt noch hatte sie ein einziges Wort von sich gegeben und ich hatte größte Lust, sie anzuschreien und aus ihrer Teilnahmslosigkeit herauszurütteln. Sie schien völlig abgeschaltetund sich von uns zurückgezogen zu haben. Ich konzentrierte mich wieder auf die Straße. Es gab keinen Zweifel daran, dass wir uns mittlerweile außerhalb der Stadt befanden und weiter aufs Land hinausfuhren. Hier gab es keine Straßenbeleuchtung mehr und mir kam es vor, als würden wir uns auf direktem Weg in die Hölle begeben. Irgendetwas lief ganz furchtbar schief, das spürte ich genau, aber ich war nicht in der Lage, etwas daran zu ändern. Selbst als Rebecca irgendwann einräumte, dass sie sich wohl getäuscht haben musste, ließ dieses Gefühl nicht nach. Sie versuchte zu wenden, doch die Straße war schmal und der Schnee verhinderte das Manöver zusätzlich. Sie ließ den Kopf aufs Lenkrad sinken.
    »Vielleicht versuchst du mal zurückzusetzen?«, schlug ich vor.
    »Das ist unmöglich. Wir müssen weiterkommen und zusehen, dass wir einen Bauernhof oder irgendein Haus finden.«
    Sie trat mehrmals hintereinander aufs Gaspedal, worauf der Wagen zwar leicht schaukelte, sich aber keinen Meter fortbewegte. Dann ließ sie die Räder vorwärts- und rückwärtsrotieren, doch die gaben lediglich ein scheußlich knirschendes Geräusch von sich. Ich hatte Angst, dass das Auto plötzlich einen Satz nach vorne machen und im Graben landen würde, aber es blieb stehen, wo es war, und blockierte die Straße.
    »Mädels   … wir stecken fest.«
    Ich versuchte, mich zu konzentrieren. »Wir können ja hier im Auto sitzen bleiben und warten, bis es hell wird. Du hast doch Proviant und Decken mitgebracht.«
    Rebecca rieb sich am Kinn und spähte aus dem Wagen. »Hier können wir nicht stehen bleiben. Wenn wir die Scheinwerfer ausmachen, sind wir für alle eine Gefahr.«
    »Und was sollen wir jetzt machen?«, fragte ich.
    »Wir schaufeln uns einfach selber frei«, verkündete sie in etwas albernem Singsang. »Ich habe einen Spaten dabei, das haben sie im Radio geraten. Man soll auf alle wichtigen Fahrten eine Taschenlampe, Proviant, Wasser, Decken, Handy und einen Spaten mitnehmen.«
    Niemand hat uns gezwungen, ausgerechnet heute hierherzufahren, wollte ich schon sagen, spürte aber, dass Rebecca keine Wahl gehabt hatte. Sie hatte Genevieve so lange verleugnet, dass sie ihr diese Fahrt unmöglich abschlagen konnte. Ich sah wieder zu Genevieve hinüber. Sie schien eingenickt zu sein, obwohl ich nicht wirklich davon überzeugt war, dass sie es nicht nur vortäuschte. Rebecca und ich stiegen beide aus dem Auto. Sie wollte sich nicht von mir helfen lassen, aber ich hielt ihr die starke Taschenlampe so hin, dass sie gut sehen konnte. Bis auf Rebeccas keuchenden Atem und die Bewegungen, die ich machte, um mich warm zu halten, war hier weit und breit kein Laut zu hören. Es hätte noch so viel zwischen uns zu sagen gegeben, doch ich glaube, wir beide hatten fürs Erste genug geklärt.
    »Hasst du mich jetzt?«, fragte sie schließlich und ich sah, wie sie rasch einen Blick ins Auto warf, als wollte sie nicht, dass Genevieve uns zuhörte.
    »Nein«, antwortete ich ohne Umschweife. »Ich hasse dich nicht.« Selbst in meinem jetzigen verwirrten Zustand musste ich ihr die Wahrheit sagen, die mir plötzlich so einleuchtendschien. »Ich kann nicht entschuldigen, was du getan hast, aber ich glaube, ich kann verstehen   … warum du es getan hast.«
    Das schien sie zu erleichtern und ich sah Tränen in ihren Augen. Jedenfalls schaufelte sie mit frischer Energie weiter und schien sich mit meiner Antwort zufriedenzugeben. Da der Schnee noch immer leicht und weich war, hatte sie ihre Arbeit nach einer Viertelstunde beendet. Sie öffnete den Kofferraum, legte den Spaten wieder zurück und trat sich den Schnee von den Stiefeln. Dann sagte sie nur noch: »Ich hoffe   … dass du mir
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