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Besessene

Besessene

Titel: Besessene
Autoren: S Hayes
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aber heute   … komisch   … da war auf einmal etwas anders.«
    »Was?«, fragten zwei Stimmen gleichzeitig.
    Ich schlang die Arme um mich, als wollte ich die Erinnerung daran in eine warme Decke hüllen. »Er hat mich angesehen   … mit einem unglaublichen Blick   … als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt.«
    Aufgeregt klatschte Hannah in die Hände. »Meinst du wirklich, zwischen euch wird was laufen?«
    »Ich glaube schon«, antwortete ich zaghaft.
    »Schon bald vielleicht?«
    »Ich weiß nicht. Es ist so ein Gefühl, als würde jeden Moment ein Gewitter losgehen   … die Luft ist richtig aufgeladen   … wie elektrisiert.«
    »Dein siebter Sinn mal wieder?«
    Ich war daran gewöhnt, dass die beiden mich deswegen aufzogen, und streckte Hannah die Zunge raus. »Den brauche ich bei Merlin nicht.«
    »Wie ist denn seine Aura?«
    »Die ist sagenhaft klar, stark und sehr rein.«
    Hannah warf mir einen forschenden Blick zu und zog die Nase kraus. »Dann solltest du doch eigentlich Luftsprünge vor Freude machen   … wirkst aber eher bedrückt auf mich.«
    Ich hielt mich an dem Sitz vor mir fest, als der Bus plötzlichstoppte. »Und wenn ich sagen würde: Es ist alles viel zu schön, um wahr zu sein?«
    Eine Hand langte zu mir herüber und legte sich prüfend auf meine Stirn, doch ich schüttelte sie ab. »Ich weiß schon, es klingt ziemlich jämmerlich, aber ich gehöre einfach nicht zu den Supermädels, die einen Spitzentypen wie Merlin abkriegen.«
    »Was für Mädels sollen das denn bitte sein?«, fragte Nat rücksichtsvoll.
    »Die Dauergebräunten mit den Strähnchen und der Strandfigur. Die, die überall gewaxt sind.«
    Nat und Hannah lachten und ich war ihnen echt dankbar für ihren Rückhalt. Die beiden waren unzertrennlich, beste Freundinnen, so wie ich es selbst nie erlebt hatte, aber da ich mich immer etwas am Rande hielt, schien es für uns alle drei ganz gut zu funktionieren.
    »Du könntest durchaus auch eins von den Supermädels sein«, sagte Hannah netterweise.
    »Doch nicht mit
den
Korkenzieherlocken,
den
Hüften und
der
exzentrischen Mutter«, sagte ich stur.
    Den Punkt mit meiner exzentrischen Mutter führte ich immer schnell an, bevor es jemand anders tun konnte, und mein Äußeres konnte man nun wirklich nicht als hübsch im herkömmlichen Sinn bezeichnen.
    »Warum sollte denn ein Typ wie Merlin nicht an dir interessiert sein?«, hakte Nat nach.
    Ich richtete meinen Blick auf einen Punkt in der Ferne und sagte: »Habt ihr noch nie davon geträumt, zaubern zu können und den perfekten Typen heraufzubeschwören? Ich schon   … und es ist Merlin.«
    »Das Leben kann doch auch mal magisch sein!« Nat seufzte. »Das solltest gerade du wissen.«
    Ich warf ihr einen liebevollen Blick zu und verstrubbelte ihr abgefahrenes pinkfarbenes Haar. »Aber es geht alles so schnell. Da stehe ich vor einem ganz neuen und aufregenden Lebensabschnitt   … und hab totale Angst.«
    Hannah nahm eine Puderdose aus der Tasche und frischte ihr ohnehin perfektes Make-up auf. »Es ist für uns
alle
ein Neubeginn«, stellte sie fest. »Keine Schuluniformen mehr, keine grässliche Miss Owens mit Oberlippenbart und statisch aufgeladener Polyesterbluse und keine dieser Typen mit ihren lächerlichen kleinen Cliquen.«
    »Stimmt«, gab ich ihr recht. »Das College ist super. Wir haben jetzt viel mehr Freiheiten und alle sind nett zu einem.«
    Ich schloss für einen Moment die Augen, um lautlos meinen innigsten Wunsch vor mich her zu sagen.
    Und außerdem ist es das Jahr, in dem ich endlich Fuß fassen und ganz groß rauskommen werde. Um die Ecke wartet schon das neue wunderbare Leben auf mich

das weiß ich ganz genau.
    Ich stand auf und drückte den Halteknopf, weil ich gleich aussteigen musste.
    »Komm doch auch noch mit zu mir«, sagte Hannah in drängendem Ton. »Wir wollen im Internet checken, wo wir in den Ferien hinfahren könnten.«
    »Meine Mutter kann es ja nicht mal ertragen, wenn ich nur eine Nacht weg bin«, sagte ich und stöhnte. »Sie würde mich nie fahren lassen.«
    »Eines Tages wird sie dich gehen lassen müssen, Katy. Dein Leben gehört schließlich dir.«
    Ich schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. »Sie stützt sich total auf mich. Wahrscheinlich tragen wir irgendwann die gleichen Klamotten und beenden die Sätze der jeweils anderen.«
    »Hast du mal ›Psycho‹ gesehen?«, fragte Nat.
    Gedankenverloren stolperte ich aus dem Bus und plötzlich stieg, wie aus dem Nichts,
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