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Besessene

Besessene

Titel: Besessene
Autoren: S Hayes
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Mein Gesicht und mein Hals brannten wie Feuer und ich rieb mir verlegen über die Wangen und fragte mich, welche plausible Erklärung ich für meine vom Küssen gerötete Haut abgeben sollte, doch als ich schließlich ins Haus ging, schien Mum nichts aufzufallen. Sie lächelte tapfer, als ich sie fragte, wie ihr Tag gewesen war, und trotzdem hörte ich einen vorwurfsvollen Unterton in ihrer Stimme.
    Ich lief im Haus herum und summte, außer mir vor Glück, erlebte jede einzelne Minute des Tages noch einmalund simste Nat und Hannah, um ihnen davon zu berichten. Inmitten meiner zahlreichen Ausrufezeichen hörte ich Mum rufen. Ich rannte ins Wohnzimmer hinunter, wo sie mit grimmiger Miene stand und ein Päckchen Zigaretten durch die Luft schwenkte.
    »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Katy«, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme, was merkwürdigerweise schlimmer war, als wenn sie mich angebrüllt hätte. »Du hast mir immer versprochen, dir niemals eine so ekelhafte Angewohnheit zuzulegen.«
    »Das sind nicht meine Zigaretten«, erwiderte ich fassungslos. »Rauchen ist das Allerletzte.«
    »Sie sind aber aus deiner Tasche gefallen«, fuhr Mum fort. Ihre Augen bohrten sich in meine. »Vermutlich hat dir Merlin weisgemacht, dass Rauchen cool ist oder so, und du willst ihn beeindrucken.«
    »Merlin hasst rauchen«, insistierte ich und merkte, wie ich immer aufgebrachter wurde. »Genau wie übrigens alle meine Freunde   … ich habe keine Ahnung, wie die Dinger in meine Tasche gekommen sind.«
    Mum schnitt eine imaginäre Linie in die Luft. »Ich will nichts mehr hören, Katy. Wenn Merlin dahintersteckt, werde ich keine Sekunde zögern, dir den Umgang mit ihm zu verbieten. Worauf du dich verlassen kannst.«
    Jede weitere Diskussion war sinnlos. Mum hatte immer das letzte Wort. Es war mir ein Rätsel, wie die Zigaretten in meine Tasche geraten waren und einen perfekten Tag so bitter enden lassen konnten. Ich war gekränkt, dass ich so ungerecht beschuldigt worden war, aber Mum hatte mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass das Themafür sie beendet war. Ich war davon überzeugt, dass ihr meine Freundschaft mit Merlin nicht passte und der Vorfall eben als reiner Vorwand diente, ihr Missfallen darüber zum Ausdruck zu bringen.
    In dieser Nacht konnte ich lange nicht einschlafen, ständig wälzte ich mich von einer Seite auf die andere. Jenen wiederkehrenden Traum hatte ich bisher immer geträumt, wenn ich gestresst gewesen war, und nie hatte er sich verändert   … bis zu der heutigen Nacht. Denn als ich diesmal die Person, die vor dem Spiegel saß, an ihren Schultern packte, um sie dazu zu zwingen, sich nach mir umzusehen, war ihr Gesicht nicht mehr das meine, sondern das des Mädchens aus dem Bus. Und auch die unergründlich grünen Augen waren diesmal ihre. Tatenlos sah ich zu, wie ich in ihrem Hass ertrank.

Kapitel 3
    W ie sehr ich mich auch beschäftigt hielt: Tief in mir lauerte eine ungute Vorahnung, die ich zu verdrängen suchte, indem ich mich auf Merlin konzentrierte. Jetzt war es offiziell   – wir beide waren ein Paar. Es musste auch im College nicht groß angekündigt werden   – die Neuigkeit verbreitete sich rasch und meine Popularität schnellte in die Höhe. Wir verbrachten so viel Zeit zusammen wie nur möglich und Nat und Hannah flachsten schon herum, sie seien es leid, uns dabei zuzuschauen, wie wir uns schmachtend in die Augen sahen.
    Merlin hatte vor, mich am kommenden Samstag zu besuchen, was meine Nerven restlos strapazierte, da Mum ihr Urteil über ihn ja längst gefällt hatte. Den ganzen Vormittag saß ich auf heißen Kohlen und spähte schon zum zwanzigsten Mal aus unserer Haustür, um nachzusehen, ob er im Anmarsch war. Es war deswegen auch unmöglich, Luke zu ignorieren, der nebenan gerade all den Krempel aus seinem alten Auto lud, den er aus seinem Studentenzimmer nach Hause transportiert hatte. Kartons und Plastiktüten und Berge von zerknitterten Klamotten waren dort gestapelt und auf dem Rücksitz flogen Wasserkessel, Teller, Tassen durcheinander.
    »Und wo ist meine Lieblings-Kat?«, rief er zu mir hinüber.
    Dass er mich bei dem Spitznamen rief, den er mir irgendwann gegeben hatte, entlockte mir ein Lächeln und ich schlenderte auf ihn zu. »Das war’s mit dem Studentenleben, oder?«, neckte ich ihn und hielt mir gleichzeitig die Ohren zu, weil ihm ein Glas zu Boden fiel und zerbrach. »Jetzt bist du richtig erwachsen.«
    »Nie und nimmer«, grinste er. »Immerhin redest du
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