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Besessene

Besessene

Titel: Besessene
Autoren: S Hayes
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böse war«, entgegnete Genevieve verbittert. »Und als ich dann älter wurde, kam ich dahinter, dass alle dachten, meine Mutter wäre verantwortlich für den Tod meiner Zwillingsschwester.«
    Rebecca machte ein schniefendes Geräusch und Genevieve warf ihr einen erbosten Blick zu, bevor sie fortfuhr.
    »Und dann hab ich dich gesehen, Katy, an dem Tag im Bus, und wusste sofort, wer du warst   … Ich hab nicht lange gebraucht, um herauszufinden, was damals wirklich geschehen sein musste.«
    Rebecca verlor jetzt völlig die Fassung, wandte sich von uns ab und lehnte sich gegen die schwere hölzerne Kirchentür.Ich wäre gern zu ihr hingegangen und hätte sie getröstet, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen.
    »Du hast jedes Recht, mich zu hassen«, sagte sie schluchzend. »Was ich getan habe, war grundfalsch und ist durch nichts zu rechtfertigen   … durch gar nichts. Ich will versuchen, es wiedergutzumachen.«
    Genevieves Gesicht verzerrte sich vor Wut und sie sprang auf. »Nichts, gar nichts, was du tun könntest, würde es je wiedergutmachen.«
    Ich sah, wie Rebecca sich auf die Lippe biss und sie so fest zusammenkniff, als habe sie Angst vor ihren eigenen Worten. Ich blickte von unserer Nische aus nach draußen und spürte eine wachsende Beklemmung in mir. Die Schneeflocken waren mittlerweile so groß wie Fünfzigpencestücke und fielen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Unsere Fußabdrücke auf dem Pfad waren schon nicht mehr zu sehen.
    »Wir sollten aufbrechen«, drängte ich. »Gehen wir zum Auto zurück und entscheiden dort, was wir tun.«
    Rebecca nickte zustimmend und beide sahen wir Genevieve auffordernd an, damit sie uns den Weg zeigte.
    Einen Moment lang lag ein belustigter Ausdruck auf ihrem Gesicht und ich überlegte, woran sie wohl denken mochte, aber da zog sie sich auch schon die Mütze tiefer ins Gesicht, streifte die Handschuhe über und forderte uns mit einer Kopfbewegung auf, ihr zu folgen. Der Rückweg dauerte doppelt so lang wie der Hinweg, doch Genevieve musste einen guten Orientierungssinn haben, denn die menschenleeren Straßen sahen jetzt alle gleich aus. Ich entdeckte auch nur wenige frische Fußspuren im Schnee,was wohl bedeutete, dass die Leute hier den Rat beherzigt hatten, zu Hause zu bleiben. Als wir dann endlich unser Auto erreichten, waren wir tropfnass, erschöpft und hatten rote Nasen und verfrorene Gesichter.
    Rebecca ließ sich auf den Fahrersitz fallen. »Wir sollten das Radio anstellen«, sagte ich zu ihr. »Es könnte sein, dass sie die Autobahn gesperrt haben.«
    Sie wischte meine Bedenken mit einer Handbewegung zur Seite und ich war verblüfft über ihren plötzlichen Wagemut. Es dämmerte bereits, und seit wir aufgebrochen waren, war bestimmt ein halber Meter Schnee gefallen, doch sie war bereit, den Kampf gegen Schnee, Glatteis und schlechte Sichtverhältnisse aufzunehmen, und das in einem Auto, das fünfzehn Jahre alt war. Bei dem Gedanken an die Fahrt, die uns bevorstand, krampfte sich mir der Magen zusammen. Ich fragte mich, ob es Genevieve wohl genauso ging, aber sie sagte nichts mehr und starrte teilnahmslos aus dem Fenster.
    »Lass uns nach einem Gasthof Ausschau halten«, schlug ich ihr vor und merkte selbst, wie schrill meine Stimme klang.
    Sie griff hinter sich und klopfte mir beruhigend aufs Knie. »Ich lasse es langsam angehen auf der Rückfahrt und überhole auch nicht. Es wird schon gut gehen, vertrau mir nur.«
    Ich versuchte, mich zurückzulehnen und zu entspannen, doch meine Angst wurde von Minute zu Minute größer. Ich konnte nicht verstehen, wie Genevieve so ruhig bleiben konnte. Die Szenerie da draußen erinnerte mich an einen unheimlichen apokalyptischen Film, der in einerStadt ohne Einwohner spielte und in dem die Autos in den abgelegensten Winkeln zurückgelassen worden waren. Keine der Nebenstraßen war gestreut und unser Wagen kam mir alles andere als fahrtüchtig vor. Er gab ein dumpfes Geräusch von sich und ab und zu drehten die Reifen durch, wenn sie in eine Schneewehe oder wir zu nah an den Randstein gerieten.
    »Die Autobahn ist sicher frei«, verkündete Rebecca strahlend. Der Tacho hatte bisher nicht mehr als 15   Stundenkilometer angezeigt und wir kamen einfach nicht von der Stelle. Ich bemerkte ein Schild, das den Weg zur Stadtbibliothek wies, und hatte die Befürchtung, dass wir vor fünf Minuten schon einmal an ihm vorbeigefahren waren.
    »Ich glaube, das ist keine gute Idee«, sagte ich leise vor mich hin. Die Kehle
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