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Beruehmt und beruechtigt

Beruehmt und beruechtigt

Titel: Beruehmt und beruechtigt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Callies Lippe begann zu zittern. Sie wollte, dass alles so wie früher war. Damals, als sie und Brett und Tinsley so enge Freundinnen waren, dass eine die Gedanken der anderen zu Ende denken konnte, als man losprustete, bevor der Joke ausgesprochen war, als man sich vertraute, egal was da kam. Aber das schien so lange her.
    »Als mich Marymount nach dem E gefragt hat, hab ich angenommen, wir würden die Schuld zu dritt auf uns nehmen«, sagte Tinsley schließlich und blickte ihre Freundin prüfend an. Callie sah aus, als sei sie seit dem letzten Frühjahr um fünf Jahre gealtert. »Deshalb hab ich alles zugegeben.«
    Callie zog erschrocken die Luft ein und schlug die Hand vor den Mund. »Aber ich hab alles abgestritten... ich dachte, das würden wir alle tun.«
    Tinsley bemerkte die abgekauten Fingernägel und den abgesplitterten hellrosa Nagellack ihrer Mitbewohnerin und hatte Mitleid mir ihr, obwohl es gerade andersherum hätte sein sollen. »Marymount hat mich auf der Stelle rausgeschmissen. Finito .«
    »Und warum haben sie dich dann wieder aufgenommen?«, fragte Callie, während die letzten Nachzügler zur Morgenandacht in die Kapelle eilten. Ihre hastig zusammengerafften Pferdeschwänze hüpften, als sie die Stufen hinaufliefen, und verrieten eindeutig, dass sie zu spät aus dem Bett gekrochen waren.
    »Sie haben rausgefunden, dass ich meine Schulpause damit zubrachte, mit meinem Vater einen Dokumentarfilm in Südafrika zu machen. Da haben sie den Rausschmiss in eine vorübergehende Beurlaubung umgewandelt.« Tinsley fuhr sich mit den Fingern durch ihre glänzenden schwarzen Haare. Sie wollte unbedingt alles, was sie in diesem Wahnsinnssommer erlebt hatte, erzählen, wenn auch noch nicht sofort. Zuerst sollte Callie merken, wie wütend sie gewesen war, dass man sie als Einzige rausgeschmissen hatte. Sie sollte wissen, wie unfair es war, dass sie und Brett nicht auch ausgepackt hatten, und wie es an Tinsley genagt hatte, dass keine von beiden einen mickrigen Versuch gestartet hatte, den Sommer über mit ihr Kontakt aufzunehmen. Und dann, wenn Callie von Schuldgefühlen ganz weich gekocht war, würde sie sagen, wie leid es ihr tat, wie furchtbar leid, und dass sie alles tun würde, um es wieder gutzumachen. Wirklich alles.
    Ein eigenartiger hoher, wiehernder Laut durchbrach plötzlich ihr Schweigen. » Iiie-hi-hi-hi-hi .«
    Die Mädchen drehten sich um und sahen Heath Ferro mit seinem BlackBerry-Handy in der Hand. Er wieherte wie ein Pferd und scharrte wie ein übel gelauntes Maultier im Dreck, während seine Finger die winzigen Handy-Tasten bearbeiteten. Callie krallte die Finger in die Handflächen und schauderte bei dem Gedanken, dass Heaths idiotische Party Easy und Jenny einander nähergebracht hatte.
    »Was gibt’s, Adonis?« Tinsley winkte ihn spöttisch herbei. »Hast du mich nicht vermisst?«
    Heath sah unter seinen zerzausten aschblonden Haarfransen auf und erstarrte. »Wow. Du bist wieder da?« Er steckte sein Handy ein und grinste hinterhältig. Seine goldgesprenkelten Augen funkelten.
    Callie verdrehte die Augen. Wie jeder Junge in Waverly und auf der restlichen nördlichen Halbkugel war Heath immer scharf auf Tinsley gewesen, das wusste sie ja.
    »Ja, ich bin wieder da«, säuselte Tinsley. »Zunächst mal zumindest.«
    Heath presste die Hand auf seine Hosentasche, als sein BlackBerry zu vibrieren anfing.
    »Wer ist das?«, fragte Callie.
    »Das würdest du wohl gerne wissen, was?«, sagte Heath und zog sein Handy heraus. Ein verschlagenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er zu den Kirchenstufen glitt und die winzigen Tasten drückte. Orgelmusik drang aus den Fenstern der Kapelle und schwebte hinüber zum Fußballplatz. Gedämpfte Stimmen, zum Singen gezwungen, erfüllten die spannungsgeladene Luft.
    »Ich würde nur gerne wissen...« Callie verstummte, denn sie entdeckte Easy, der den Weg entlanggeschlendert kam. Er hatte den Blick auf ein Paar aufgeplusterter Eulen gerichtet, die über ihm kreisten. Callie bemerkte den gelben Farbklecks auf seiner ausgewaschenen Levi’s und ahnte, dass er wahrscheinlich seit Morgengrauen auf war und an seinem geheimen Platz im Wald gemalt hatte. Er hatte ihr nie genau beschrieben, wo sich der Ort befand, aber sie stellte sich gerne vor, dass es eine sonnige Wiese mit Wildblumen mitten im Wald war – und dass er sich seinerseits vorstellte, wie sie dort nackt im Gras lag, einen Kranz aus Löwenzahnblüten ins lange rotblonde Haar geflochten,
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