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Beruehmt und beruechtigt

Beruehmt und beruechtigt

Titel: Beruehmt und beruechtigt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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nicht von der Schule geflogen, sondern nur vorübergehend suspendiert worden sei. Also hallo, das war ja wohl zu abgefahren, um wahr zu sein – und doch stand Tinsley jetzt leibhaftig da.
    Callie hatte das Bedürfnis, auf sie zuzulaufen und sich ihr in die Arme zu werfen. Sie wollte Tinsley alles von Easy und Jenny und dem Disziplinarausschuss erzählen, wie merkwürdig sich ihre Freundschaft mit Brett abgekühlt hatte und dass Brett es heimlich mit Mr Dalton trieb, dem neuen Geschichtslehrer, der eigentlich gar nicht übel war. Aber war es nicht ätzend, sich vorzustellen, dass Brett mit ihm??? Da sie und Brett momentan nicht den besten Draht zueinander hatten, war Callie der Affäre mit Mr Dalton nur auf die Schliche gekommen, weil sie einen Anruf von Bretts Handy angenommen und mit deren Schwester geplaudert hatte. Vor Brett hatte sie weiterhin die Ahnungslose gespielt, bis Brett gestern Abend endlich ausgepackt hatte. Aber genau genommen war Callie diejenige gewesen, die das Geheimnis ausgetratscht hatte, sodass die gesamte Schule über nichts anderes mehr sprach. Uups. Und jetzt war Tinsley zurück. Die einzige Person aus Callies Umfeld, die selbst die gravierendsten Probleme mit kaum mehr als einem vernichtenden Augenzwinkern erstickte. Aber Callies Geist umwölkte sich und sie konnte nur dastehen und glotzen.
    » Hallo? «, rief Tinsley laut und riss Callie aus der Erstarrung.
    Die Stimme veranlasste Callie, die Stufen der Kapelle hinaufzustürzen. Tinsley schlang die Arme um ihre alte beste Freundin, deren magerer Körper sich schlaff anfühlte, und sie spürte die erstaunten Blicke ihrer Mitschülerinnen auf sich ruhen.
    »Du hast mir ja so gefehlt«, blubberte es uncool und unvermeidbar aus Callies Mund. Nach allem, was passiert war – das E-Fiasko letztes Schuljahr, der Besuch von Easy in Barcelona während der Sommerferien, ihr Liebesgeständnis, worauf er jedoch nicht reagiert hatte und jetzt vielleicht sogar mit dem kleinen Flittchen aus ihrem Zimmer was angefangen hatte -, war es schwierig, vor der göttlichen Tinsley zu bestehen und dabei auch noch Haltung zu bewahren. Alles an Tinsley wirkte so mühelos und cool. Und unabhängig davon wie selbstbewusst Callie ansonsten war, neben Tinsley kam sie sich wie deren hässliche, trantütige Stiefschwester vor. Während sie über und über mit Sommersprossen bedeckt war, hatte Tinsley eine butterweiche, glatte und leicht sonnengebräunte Haut; während Callies rötlichblondes Haar in alle Richtungen abstand und schwer zu bändigen war, fiel Tinsleys pechschwarze Mähne glatt wie ein Seidentuch über ihren Rücken. Während Callie auf die richtigen Kaschmir-Pullis angewiesen war und es für wichtig hielt, genau die Tasche zu besitzen, die Sienna Miller in der englischen Vogue des aktuellen Monats präsentierte, sah Tinsley unglaublich aus in dem, was sie blindlings aus dem Kleiderschrank zog. Und nun stand sie vor ihr. Eine Million Fragen purzelten Callie durch den Kopf: Wo zum Teufel hast du gesteckt? Warum hast du mich nicht angerufen? Ist das wirklich ein riesiger Haifischzahn an deinem Hals? Schließlich flüsterte sie nur: »Was ist passiert?«
    Tinsley warf einen finsteren Blick auf eine Gruppe bubiköpfiger blonder Schülerinnen aus der Klasse unter ihnen. Sie nahm Callie beim Arm und zog sie auf die östliche Seite der Kapelle.
    »Sag es mir bitte. Was zum Kuckuck ist passiert?« Callie konnte es sich nicht verkneifen, noch einmal zu fragen.
    Tinsley lehnte sich an die steinerne Mauer. »Sag du mir, was passiert ist.«
    »Ich weiß es nicht.« Callie machte eine unbeholfene Geste mit der Hand.
    »Du hast mich also nicht auflaufen lassen?«
    Callie schüttelte energisch den Kopf.
    »Brett vielleicht?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde erwog Callie, Brett die Schuld zuzuschieben. Würde ihr recht geschehen, nachdem sie vor ihr geheim gehalten hatte, dass sie ein Techtelmechtel mit ihrem Lehrer hatte. Aber andererseits lief es seit Kurzem wieder besser zwischen ihnen. In gewisser Weise. »Von uns war es keine.«
    »Schwörst du?«
    »Ich schwöre.« Wie belämmert hob sie die rechte Hand, an deren Nägeln der rosafarbene South-of-the-Highway-Lack abblätterte. Die Nägel hatte sie sich ruiniert, als sie gestern mitten in der Nacht und in einem ganz untypischen Anfall mit einem der dämlicheren Dumbarton-Mädchen Frisbee gespielt hatte – allein aus der Hoffnung heraus, den Vorfall mit Jenny und Easy zu verdrängen.
    Tinsley sah sie zweifelnd an und
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