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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung
Autoren: Andreas Schmidt
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richtig.« Heike ersparte sich eine Antwort.
Sie zählte die Sekunden, bis sie das zuckende Blaulicht des
Streifenwagens sah, der sich in einem irrsinnigen Tempo über
die ehemalige Bahntrasse
näherte.    
     
    Münzstraße, 23.11
Uhr
    Der Hubschrauber war
auf wenige Meter heruntergegangen. Tatsächlich musste Ulbricht
sich schreiend mit Heinrichs verständigen, denn der
Hubschrauber befand sich nun wenige Meter über ihnen. Der Wind
der Rotorblätter zerrte an ihrer Kleidung und an den Haaren.
Die Scheinwerfer tauchten das Umfeld an der Münzstraße
in ein gleißendes Licht. Wie ein mächtiger Quader
schälte sich der alte Luftschutzbunker aus der Nacht und wirke
wie ein mächtiger Betonkubus inmitten einer surrealen
Landschaft.
    Im nächsten
Moment überschlugen sich die Ereignisse. Ein schwarzer BMW bog
in halsbrecherischem Tempo in die Münzstraße ein. Er kam
nicht vom Sedansberg, so wie sie es erwartet hatten, sondern aus
Richtung Westkotter Straße. Ulbricht hatte eben noch einen
Hilferuf von Heike Göbel bekommen und sofort eine
Streifenwagenbesatzung losgeschickt. Alles deutete darauf hin, dass
sie unmittelbar davorstanden, der irrwitzigen Jagd nach dem
Bernsteinzimmer in dieser Nacht ein Ende zu bereiten. Ulbricht
hatte ein Sondereinsatzkommando in Startposition gebracht. Die
Männer wirkten in ihren schweren Waffen wie Wesen aus einer anderen
Welt. Sie hatten die Waffen im Anschlag und verfügten
teilweise über Nachtsichtgeräte. Sie wollten für
alle Eventualitäten gewappnet sein. Wenn Ulbricht es vorhin
richtig mitbekommen hatte, lauerten sogar auf dem Flachdach des
Bunkers zwei Scharfschützen, die ihre Waffen sofort auf die
Insassen des BMW richteten. Streifenbeamte waren damit
beschäftigt, die Schaulustigen, die sich trotz später
Stunde eingefunden hatten, auf Distanz zu halten. Auch die
Journalie war bereits anwesend, davon kündete das
Blitzlichtgewitter der Fotografen, die geduldig hinter der
Absperrung warteten.
    Der BMW schoss mit
radierenden Reifen um die Straßenecke. Der Fahrer bremste
hart ab, als er das bis zu den Zähnen bewaffnete
Empfangskomitee erblickte. Der Wagen kam schräg auf der
Straße zum Stillstand - den Motor würgte Smirnow ab. Vom
Knattern des Helicopters abgesehen kehrte eine fast gespenstische
Stille ein. Dann flogen die Türen des BMW auf, und zwei
Gestalten kamen mit erhobenen Händen zum Vorschein. Der Fahrer
warf eine Waffe unaufgefordert von sich. Ulbricht, der sich mit
Heinrichs hinter dem Dienstwagen verschanzt hatte, warf einen Blick
auf die Pistole. Eine Walter P 22, wie er mit fachkundigem Blick
feststellte. Dann ging alles ganz schnell. Die Männer des SEK
stürmten mit vorgehaltenen Waffen auf die beiden Männer
zu und zwangen sie zu Boden. Sie wurden abgetastet und in
Handschellen gelegt. Dann richteten sie sich auf und wurden zu
einem bereitstehenden Bulli gebracht, der sich augenblicklich in
Bewegung
setzte.       
    Nachdem die Gefahr
gebannt war, verließen Ulbricht und Heinrichs ihre Deckung,
um sich beim Leiter des SEK zu bedanken. »Gute Arbeit«,
sagte Norbert Ulbricht und spürte das Verlangen nach einer
Zigarette in sich aufsteigen. Doch er erinnerte sich auch an den
Hustenanfall, den er in der Wohnung von Mirja Blum erlitten hatte.
Vielleicht sollte er sich das verdammte Rauchen endlich
abgewöhnen, überlegte er. War es Zeit für eine Kur?
Nein, die Weißkittel würden ihn so schnell nicht in ihre
Klauen bekommen.   
    Grinsend wandte er
sich zu Heinrichs um. Eigentlich, dachte er, war der Blödmann
gar nicht so übel. »Danke«, sagte er. »Danke
für alles.« Er klopfte auf seine Hemdstasche und
fühlte darin den Zettel, den er von Heinrichs bekommen
hatte.   
    Wiebke Ulbricht. Seine
Tochter. Na, die konnte sich auf was gefasst machen. Sie würde
ihm erklären müssen, warum sie nicht aus den Fehlern des
Vaters gelernt hatte und auch zur Polizei gegangen war.
    Schweigend hockte er
auf dem Beifahrersitz des VW Touran und ließ sich von
Heinrichs nach Hause bringen. Den Schreibkram im Präsidium
konnten die Kollegen übernehmen. Er musste dringend ein paar
Stunden Schlaf nachholen. Immerhin war er nicht mehr der
Jüngste. »So, da wären wir«, riss ihn
Heinrichs Stimme aus den Gedanken.
    »Danke - fahren
Sie noch mal in den Laden?«
    »Nein, morgen
ist auch noch ein Tag.«
    »Sehr
vernünftig. Ich glaube, aus Ihnen wird doch noch was,
Heinrichs.« Ulbricht stieg aus und sog die frische Nachtluft
tief in seine Lungen ein. »Gute
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