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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung
Autoren: Andreas Schmidt
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Genie.«
    »Davon ist
auszugehen. Hier irgendwo muss sich die Einfahrt in den Bunker
unter dem Gebäude befinden. Wahrscheinlich sind die Tore von
Unkraut zugewuchert.«
    »Dann soll
Große sie finden, wenn er wieder draußen
ist.«
    »Das wird nicht
nötig sein«, ertönte plötzlich eine Stimme aus
der Dunkelheit.
    Heike und Stefan
wirbelten herum. Sie sahen, wie sich eine hochgewachsene Gestalt
aus dem Schwarz des Dickichts löste und langsam auf sie zukam.
Kleinere Aste knackten unter seinen Schuhen.
    Heike riss die Lampe
hoch. Der Lichtkegel erfasste einen schwarz gekleideten Mann. In
seiner rechten Hand hielt er eine Waffe. Die Mündung hatte er
auf Heikes Oberkörper gerichtet. »Besser, ihr macht
jetzt keinen Fehler«, knurrte der Mann. Als er sah, wie Heike
ihn anblickte, grinste er. »Das hättest du nicht
gedacht, was?« Heike glaubte zu träumen. Vielen Menschen
hätte sie zugetraut, eine Waffe auf sie zu richten, aber ihm
garantiert nicht. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie begriffen
hatte, dass er offensichtlich zur Gegenseite gehörte.
»Du?«, keuchte sie. »Was hast du mit der
Geschichte zu
tun?«      
      
    Wichlinghausen,
Uhrzeit 23.05 Uhr:
    Es war eine
gespenstische Szenerie. Aus der Ferne drang das Dröhnen von
Automotoren und das Quietschen der Reifen an ihre Ohren, begleitet
von knatternden Rotorblättern eines Helikopters, der mit
eingeschalteten Suchscheinwerfern im Tiefflug über die
umliegenden Gebäude zu kreisen schien. »Warum muss ich
mir das auf meine alten Tage noch antun?«, jammerte Ulbricht
und warf seinen Zigarettenstummel in einen Gulli. Heinrichs blickte
ihn mitleidig an.
    »Sparen Sie sich
eine Antwort«, grollte Ulbricht. »Gleich haben wir es
wohl geschafft. Die Kollegen waren so frei, ihn hierher zu lassen,
ohne dass weitere Menschen sterben müssen. Die Schweine sind
eingekesselt. Wir nehmen die Russen fest, und ich kann endlich in
Ruhe schlafen. Und verlassen Sie sich drauf: Ich werde das Telefon
abschalten, Heinrichs.«   
    »Sie sind ein
einsamer Wolf, was.«
    »Wie
bitte?« Ulbricht lehnte sich über das Wagendach des
dunklen Touran zu seinem Assistenten hinüber. »Sie sind
ein einsamer Wolf«, wiederholte Heinrichs geduldig.
»Jeden Abend gehen Sie gefrustet aus dem Büro, und wenn
ich Sie anrufe, hocken Sie vor der Flimmerkiste oder liegen im
Bett, wohl, weil Sie die Einsamkeit nicht ertragen
können.« 
    »Ich wüsste
nicht, was Sie das angeht.«
    »Es geht mich
nichts an. Aber ich glaube, wir wären ein gutes Team, wenn Sie im
Privatleben etwas mehr Glück hätten.«
    Ulbricht umrundete den
Wagen und trat vor Heinrichs. Er blickte ihm tief in die Augen.
»Hauchen Sie mich mal an!«
    »Ich habe nichts
getrunken und auch nichts geraucht, falls Sie das meinen. Aber
warum fragen Sie mich nach Ihrer Tochter? Haben Sie keinen Freund
oder keinen Familienangehörigen, mit dem Sie sich über
solche Themen unterhalten können?« Heinrichs langte in
die Innentasche seiner Jacke und zog einen Zettel heraus.
»Hier«, sagte er, nachdem er den Zettel an Ulbricht
übergeben hatte. »Das ist die Telefonnummer Ihrer
Tochter — dienstlich, versteht sich. Die Kollegen waren so
freundlich, mir die Kontaktdaten von Kommissarin Wiebke Ulbricht in
der Polizeiinspektion Husum zu nennen. Vielleicht rufen Sie sie
einfach mal an?«
    Ulbricht blickte auf
den handgeschriebenen Zettel. Wiebke Ulbricht stand dort, darunter
eine Nummer und die Anschrift Poggenburgstraße 9, 25813
Husum. Er strich den Zettel fast zärtlich glatt und stopfte
ihn in die Brusttasche seines ungebügelten Hemdes. Schnell
wandte er sich ab. Heinrichs musste nicht sehen, dass seine Augen
feucht schimmerten.
    »Sie
kommen«, rief Heinrichs unvermittelt, als das Geräusch
der Motoren lauter wurde. Jemand brüllte durch ein Megaphon.
»Es geht los.«    
     
    Bahnhofsgelände Heubruch,
23.07 Uhr
    »Ich habe doch
gesagt, dass ich an der Geschichte dran bin.« Langsam trat er
näher. Die Mündung seiner Waffe pendelte dabei von Stefan
zu Heike und zurück. Den Zeigefinger hatte er um den Abzug
gekrümmt. »Ich habe nie behauptet, dass ich aus reinem
journalistischen Interesse nach dem Bernsteinzimmer suche. Das ist
ein Schatz von unermesslichem Wert, und ich bin kurz davor, ihn zu
finden.«
    »Dir fehlt das
Know-how«, gellte Heikes Stimme durch die Nacht. In der Ferne
vernahm sie Lärm, und irgendwo kreiste ein
Hubschrauber.
    »Wer sagt das?
Ich arbeite mit meinen Freunden eng zusammen. Ich recherchiere,
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