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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung
Autoren: Andreas Schmidt
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leihst du mir den
Käfer?«
    Stefan erhob sich.
»Als ob ich dich alleine zum Bunker lasse«, brummte er.
»Da ist jemand ermordet worden, und die Polizei verhaftet
jeden, der sich dem alten Kasten in irgendeiner Art nähert.
Aber bitte verrat mir mal, was du da willst.« Er verstand den
Sinn von Heikes Eifer
nicht.      
    »Ich muss da
hin, um ein Gespür für die Geschichte zu bekommen, anders
kann ich es auch nicht ausdrücken.«
    »Manchmal bist
du echt seltsam, Heike Göbel.« Er grinste. »Aber
gut, ich werde dich nicht alleine losziehen
lassen.«
    »Weil du Angst
um deinen heiß geliebten Käfer hast«, stichelte
Heike, obwohl sie insgeheim zufrieden war, nicht mehr alleine los
zu müssen.    
     
    An der Bergbahn,
22.50 Uhr
    »Wenn Sie keinen
verdammt guten Grund haben, mich aus den Federn zu holen, dann
gnade Ihnen Gott!«, wetterte Ulbricht in den Hörer. Er
war nach dem zweiten Bier vor dem Fernseher eingeschlafen, weil er
sich gefrustet und einsam gefühlt hatte. Ein Feierabend wie
viele andere, und er hatte sich nach einer Familie gesehnt, bevor
der Körper der Müdigkeit Tribut zollte und er auf der
Couch in einen tiefen Schlaf gefallen war. Das Letzte, was er im
Halbschlaf gehört hatte, war Wellenrauschen und das Kreischen
einer Möwe. Er wusste nicht, ob er das geträumt hatte,
weil seine Gedanken um Wiebke gekreist waren, oder ob im Fernsehen
eine Reisereportage von der See gelaufen war.
    »Als ob ich Sie
stören würde, wenn nichts passiert wäre«,
entgegnete Heinrichs. »Es gibt eine Verfolgungsjagd quer
durch die Stadt. Inzwischen sind die Kollegen im Einsatz, und wenn
wir uns beeilen, dann können wir die Täter gleich in
Handschellen legen.«
    »Ich bin nicht
für Verkehrsdelikte zuständig.« Für Ulbricht
war das Gespräch so gut wie beendet. »Wenn Sie sich
jetzt beeilen würden, damit wir zugreifen können,
wäre das prima.«
    »Was wollen Sie
von mir?«
    »Die
Verfolgungsjagd, schon vergessen? Es sind schon zwei Menschen
erschossen worden. Eins der Opfer ist der junge Kollege, der das
Haus von Kolja Smirnow observiert hat.«
    »Was ist das
für eine verdammte Scheiße?« Ulbricht war auf der
Stelle hellwach. »Ich komme. Wo finde ich
Sie?«
    »Vor Ihrem Haus.
Ich stehe mit laufendem Motor in zweiter Reihe, und es wäre
schön, wenn Sie sich sputen würden,
Chef.«
    »Sagen Sie nicht
… ach, vergessen Sie es.« Ulbricht drückte den
roten Knopf und warf das Mobiltelefon auf den fleckigen Couchtisch.
Er blickte an sich hinab und stellte fest, dass er noch angezogen
war. Eilig schlüpfte er in die Schuhe, nahm den Mantel vom
Haken und stürmte aus der Wohnung. Unten am Auto fiel ihm ein,
dass er den Fernseher laufen gelassen
hatte.    
     
    Münzstraße, 22.55
Uhr:
    »Kannst du mir
mal verraten, was du hier willst?«, stöhnte Stefan
entnervt, als er von der Westkotter Straße nach rechts in die
Münzstraße einbog. »Es ist total bescheuert, um
diese Zeit herzukommen und am Bunker herumzuschnüffeln.
«
    »Ich will nicht
am Bunker herumschnüffeln«, erwiderte Heike und strich
ihm zärtlich über die Wange. »Danke«, sagte
sie dann plötzlich. »Danke, dass du mich so
erträgst, wie ich bin.«
    »Einsicht ist
der erste Weg zur Besserung, hat meine Mutter immer
gesagt.«
    »Vergiss
es.« Heike musste lachen. »Ich find es trotzdem
schön, dass du alles mitmachst.«
    Nun grinste er kurz zu
ihr hinüber. »Nun tu nicht so sentimental - ich bin dein
Freund und lasse dich nicht in die Nähe dieser
Kriminellen.«
    »Auch
gut.« Sie lächelte, dann rief sie so laut
»Stopp«, dass Stefan erschrak und Clemens hart
abbremste. »Was denn nun?«
    »Da geht es
rein.« In einer Kurve deutete sie nach links. Ein mit
Kopfsteinpflaster belegter Weg führte zum ehemaligen Bahnhof
Heubruch.
    »Da ist doch nur
eine Spedition und der städtische Wertstoffhof. Da liegt
bestimmt kein Bernsteinzimmer versteckt« , brummte
Stefan.
    »Lass mich mal
machen.« Sie lotste ihn am Werkstoffhof vorbei. »Da
hinten kannst du wenden. Ist eine Sackgasse, aber hier sind wir
richtig.« Heike beugte sich im Sitz nach vorn und blickte
nach oben. Rechts stieg ein steiler Hang an, der von dichtem
Buschwerk und alten Bäumen bewachsen war. Durch die
tiefhängenden Zweige der Bäume drang das Licht der
Straßenbeleuchtung nur spärlich herunter auf den Weg.
Über ihnen lag die Münzstraße, und ein
düsteres Gemäuer mit hohen, schmalen Fenstern schien sich
drohend dem Nachthimmel über Wuppertal entgegenzurecken.
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