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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba
Autoren: Oliver Buslau
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gelaufen, Rott«, sagte Mölich hämisch irgendwo hinter mir. Ich hörte, wie er näher kam. »Sie haben wohl gedacht, ich falle auf Ihr Spielchen mit dem Dealer in Solingen rein, was? War doch klar, dass Sie hier auftauchen würden. Wo Sie das Haus meiner Mutter gefunden haben. Das hat mich einen einzigen Anruf bei Frau Richard gekostet.«
    In diesem Moment packte mich die Wut. Ich zerrte an meinen Fesseln, es schmerzte in den Handgelenken, die Flaschen rappelten. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie zwei Videos von einem Stapel rutschten und auf den Boden knallten.
    »He, he«, machte Mölich. »Schön still halten. Das bringt doch nichts.«
    Ich zog und zerrte weiter; plötzlich kippte eine Flasche nach vorn und zerplatzte auf dem harten Boden. Direkt neben meinem linken Fuß vermischte sich der gelbe Inhalt mit der grauen Farbe des Betons; es sah aus, als hätte jemand auf einen Haufen Glasscherben gekotzt.
    »Verdammte Scheiße«, schrie Mölich, kam noch näher und bückte sich.
    Da passierte es. Ich hängte mich mit aller Kraft an meine Fesseln und brachte das Regal dazu, sich langsam nach vorn zu neigen. Zuerst regneten Flaschen, Videos und Bücher auf uns herab. Ein Riesengewicht aus Stahl und schweren Büchern gewann an Fahrt. Mö-lichs Schrei ging in einem gewaltigen metallischen Rasseln unter. Es klang, als hätte ein Lkw eine Ladung Moniereisen von der Ladefläche rutschen lassen. Mich riss es ebenfalls nach unten, und einen Augenblick dachte ich, mir würden beide Arme gleichzeitig ausgekugelt.
    Als wieder Stille eintrat, lag ich neben dem Pfosten, das Regal war schief auf dem Haufen Zeug liegen gekommen. Ich drehte den Kopf und sah, dass die oberen Zwischenböden herausgefallen und bis hinüber zum Fenster gerutscht waren. Ich riss an den Handschellen, die immer noch um den Eckpfeiler geschlungen waren. Einige Metallzwischenböden hatten sich verkeilt. Mühsam arbeitete ich mich durch und kam schließlich frei. Keine Sekunde zu früh. Unter dem riesigen Haufen regte sich etwas. Mölich streckte einen Arm hervor und zog sich langsam heraus. Als er sich gerade aufrichten wollte, verpasste ich ihm einen Tritt in den Nacken, und er sackte stöhnend wieder nach unten. Hektisch durchsuchte ich seine Taschen, fand meine Pistole und schließlich auch den Schlüssel für die Handschellen.
    Ich ließ ihm keine Chance. Ich drehte ihm die Arme auf den Rücken, während ich ihm den rechten Fuß auf die Wirbelsäule presste. Dann versorgte ich ihn mit den Handschellen.
    »Wer hat das Kind umgebracht?«, fragte ich.
    Mölich schüttelte langsam den Kopf.
    Ich drückte die Pistole gegen seinen Schädel; zwischen seinen Haaren sickerte Blut.
    »Meine Assistentin stirbt gerade im Krankenhaus, und Sie sind wahrscheinlich schuld daran. Ich mache Sie kalt, wenn Sie nichts sagen. Was ist im April passiert? Wer hat den weißen Transporter gefahren? Sie?«
    Er nickte langsam und versuchte etwas zu sagen. Doch außer einem Geräusch, als würde eine Heizung entlüftet, kam nichts über seine Lippen.
    »Reden Sie deutlicher«, sagte ich.
    »… war ein Unfall…«, verstand ich.
    »Was für ein Unfall? Reden Sie.«
    Das Blut in seinem Haar sammelte sich und lief über sein linkes Ohr auf den Boden. Er atmete schwer. »Ratnik hat mir Maria weggenommen«, kam es keuchend.
    »Wo ist diese Maria jetzt?«
    Kopfschütteln.
    »Wer ist der Tote am Bruchberg? Ratnik? Und was ist mit dem Kind? Es war nicht das Kind von Ratnik. Das haben sie schon rausgefunden.«
    Mölich drehte den Kopf, und ich konnte sein Gesicht sehen. Es war schmutzig und voller Blut. Trotzdem erkannte ich so etwas wie Erstaunen darin.
    »War es vielleicht Ihr Kind, Mölich? Warum haben Sie es umgebracht?«
    Er verharrte in dem Ausdruck des Erstaunens.
    Ich nahm den Fuß von seinem Rücken und gab ihm die Möglichkeit, durchzuatmen. Ich bewegte mich ein paar Meter von ihm weg, behielt ihn aber sorgfältig im Visier der Pistole. »Schön auf dem Bauch liegen bleiben«, sagte ich. »Sie haben keine Chance mehr, Mölich. Also - was haben Sie mit Ratnik zu tun?«
    Mölich lag da wie ein gestrandeter Wal. Massig und unfähig, sich zu bewegen.
    »Was haben Sie mit Maria gemacht? Wo ist sie? Ich weiß, dass sie 1998 nach Deutschland kam. Was ist passiert?«
    »Abgehauen«, sagte Mölich.
    »Wohin?«
    »Wusste ich erst auch nicht. Bis Ratnik kam und von mir Papiere wollte. Jahre später.«
    »Papiere?«
    Mölich nickte. »Sie ist abgehauen. Untergetaucht.«
    Ich machte mir
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